von Fragolin
Aus Zeitnot nur ein paar weitere
Gedanken zum Ibiza-Skandal. Ich komme auch nicht wirklich dazu, allen
Kommentatoren zu antworten, aber alle werden gelesen!
Da war doch was Anfang April im
„Standard“,
über das auch die „Krone“
berichtete und die Foristen damals hämisch grinsend als
„Verschwörungstheorie“ und „Aluhutgequatsche“ ablästerten:
ausgerechnet aus den letzten verlorenen Krümeln des abgewrackten
Bodensatzes aus Knittelfeld, dem „BZÖ“, blubberte es hoch, man
hätte Informationen, dass die ÖVP an der Sprengung der Koalition
arbeiten, diese nach der Europawahl beenden und für den Herbst
Neuwahlen ausrufen würde.
Seit heute wissen wir, da muss
einer eine verdammt gut polierte Kristallkugel gehabt haben.
Was, wenn die wirklich durch
Zufall an Insiderwissen gekommen waren, weil die eh keiner als Gefahr
ansieht und für voll nimmt? Was, wenn die ÖVP die Bombe nur etwas
früher gezündet hat, weil der Koalitionspartner bereits absehbar zu
stark geworden ist? In den TV-Shows sahen die Zuschauer nur einen
einzigen Kandidaten, der sich offen gegen eine Vereinigten Staaten
von Europa, gegen die Aufhebung des Einstimmigkeitsprinzipes bei
EU-Entscheidungen über Souveränitätsrechte ausgesprochen und die
Bestrafung renitent migrationsfeindlicher EU-Staaten abgelehnt hat,
und das war Vilimsky von der FPÖ. Nachdem er sogar in der ORF-Show
Edtstadler an die Wand nagelte und die blasse EU-Karteileiche Karas
wie, nun ja, eben eine blasse EU-Karteileiche aussehen ließ, zog die
ÖVP vielleicht den Joker einfach zwei Wochen früher als geplant.
Doskozil schmeißt inzwischen
die Blauen im Burgenland raus und in Niederösterreich gärt es.
Wenn die Roten nach der
voraussichtlich vergeigten EU-Wahl die Nullnummer JoyPäm ins
Ausgedinge schicken und den linksextremen Flügel bändigen, kann bis
September der SPÖ-Chef Doskozil heißen, und dann stünde
Schwarz-Rot nichts mehr im Wege.
Eine andere Verschwörungstheorie
ventiliert Merkels Busenfreundin Friede Springer über die Welt: der
toiflische Russe stehe dahinter. Absoluter Nonsens, aber es erklärt,
warum man als Lockvogel eine Russin einsetzte. Monatelange
Vorbereitungen, perfekte Inszenierungen, das muss Unmengen an Geld
verschlungen und einiges an Geschick und Kompetenz auf diesem Gebiet
vorausgesetzt haben. Sowas macht auch keine „Investigative
Rechercheplattform“ einer linksextremen Zeitung, weil die knallt
den Reißer sofort raus und hebt ihn nicht zwei Jahre auf –
investierte Kosten müssen wieder reinkommen, außer, jemand bezahlt
für das Zurückhalten und Veröffentlichen zum gewünschten
Zeitpunkt.
Ein anderer Verdacht sieht den
deutschen Verfassungsschutz hinter der Aktion, gesponsert vom
öffentlich-rechtlichen Rundfunk, schon wegen Böhmermann und der
Veröffentlichung über deutsche Medien; aber das wäre eine geradezu
gigantische Anschuldigung, denn das wäre ein Bruch geltenden
Rechtes, Verfassungsbruch und außerdem ein von einem deutschen
Geheimdienst akkordierter Regime-Change nicht nur in einem
EU-Partnerstaat, sondern auch noch einem Staat, dem man vor 80 Jahren
schon einmal die Minister nach Berliner Wunsch diktiert hat. Das
hätte einen historisch ziemlich stechenden Geruch. Obwohl ich
Gestalten wie Merkel und ihren Kettenhunden, was das angeht,
jeglichen Hauch von Skrupel abspreche.
Und dann blökt auch noch die
dralle Nahles über die mediale Weide, es wäre unerträglich, dass
Strache sich eine Zeitung kaufen wollte und damit die geheiligte
Demokratie untergraben. Ausgerechnet die kleine Pippi „Fresse“
Nahles, deren Partei ein ganzes Medienkonsortium besitzt und jeden
Tag eine Millionenauflage an Tageszeitungen in Deutschland
herausgibt, die reine Parteipropaganda verbreiten, ohne die explizit
zu erwähnen sondern einen auf ganz normale Tageszeitung machen.
Dagegen ist das JoyPämmchen ja
fast harmlos. Da hat sich Parteigenosse Ludwig in Wien Fellners
Gratis-Blättchen „Österreich“ mit Millionenzuwendungen gekauft,
also das gemacht, von dem der dusselige Strache vor der Russentusse
herumgeprahlt hat, und residiert weiter im Roten Rathaus, und sein
Vize Gudenus wird abgeschossen, weil er zusammen mit seinem
Burschi-Kumpel im Suff Blödsinn gelabert hat, sich die „Krone“
kaufen zu wollen. Die jetzt aber Kurz‘ Kumpel Benko kassiert hat.
Das grenzt schon fast an Realsatire: Die, die im Suff herumprahlen,
werden an die Wand genagelt, und die, die es wirklich getan haben,
führen dabei den Hammer. Und keiner scheint es es
mitzubekommen.
Je länger man drüber
nachdenkt, desto schmieriger wird die Schmiere. Ich werfe mich wieder
in die Arbeit, diese Woche wird es hier deshalb noch einmal eher
schmal weitergehen. Aber es wird sicher jeden Tag was Interessantes
passieren...
1 Kommentar:
Interessantes gibt es auch bei Tichy
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/spahns-spitzwege/fragen-zur-causa-strache/
wobei die wesentlichste Frage die Nr. 4 ist.
Wäre der listige Kurz und seine Satrappen der Bösewicht, hätte man noch die sog. "Wahl" abgewartet. Zudem drängt sich geradezu eine Zusatzfrage auf: Was macht denn eine Scheinwahl wie die zum EU-Parlament so wichtig? Richtig. Nichts. Eine völlig bedeutungslose Ansammlung von Schwätzern, die wirklich null zu entscheiden haben. Der künftige Häuptling wird in den Hinterzimmern ausgemauschelt und nicht von diesem Operetten-Parlament bestimmt.
Zu denken gibt der Staats-Spaßvogel Böhmermann: Er wußte es schon vor Wochen. Ob da was dran ist?
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2010055-Wer-hat-das-Ibiza-Video-gefilmt-und-in-Umlauf-gebracht.amp.html?__twitter_impression=true
Sicher ist nur, daß der Skandal von der Schland-Afterjournaille gehypt wurde. Und es wäre nicht das erste Mal, daß Deutschsozialisten dem Nachbarland Kakanien in die Suppe spucken.
Kommentar veröffentlichen