Sonntag, 11. März 2007

Über das Stattfinden von Klima- und anderen angesagten Katastrophen

Der Medienhype wird immer dichter. Die Bedrohung kommt immer näher. Demnächst versinkt Tuvalu (das tut es zwar schon etwa so lange, wie der deutsche Wald von saurem Regen zersetzt wird und HIV die Weltbevölkerung ausrottet — aber wann jetzt wirklich ... ?!). Und noch immer gibt es schamlose Leugner, verbrecherische Gesellen, die nicht glauben wollen, was mittlerweile schon alle glauben. Inzwischen sind Wissenschaft, Politik und Bürokratie auf den Karren der NGOs aufgesprungen und lassen ihn mit Vorbedacht in immer höherer Geschwindigkeit auf die Bevölkerung zurollen:

WIR STEHEN VOR DER KLIMAKATASTROPHE
DESHALB WÄHLT UNS
GEBT UNS GELD
GEBT UNS ZUGRIFF AUF EURE DATEN
WIR REGELN DAS FÜR EUCH
DENKT NICHT NACH
DAS TUN WIR SCHON FÜR EUCH
NACHDENKEN WÄRE ZEITVERSCHWENDUNG
UND DIE ZEIT DRÄNGT

In dieser Diskussion werden - wie üblich - mehrere Fragen vermengt:

1. Gibt es Anzeichen einer nachhaltigen, globalen Erwärmung?
2. Ist diese Erwärmung, so es sie gibt, vorwiegend oder ausschließlich durch menschliche Aktivitäten verursacht?
3. Ist die Erwärmung, so es sie gibt, durch menschliche Aktivitäten überhaupt nennenswert in die Gegenrichtung beeinflußbar?
4. Sind die dafür nötigen Aktivitäten wünschenswert?

Wenn man alle Fragen so präzise trennt, ist sofort erkennbar, daß letztlich die einzig entscheidenden Fragen die Nummern 1, 3 und 4 sind. Wenn Nr. 1 zu verneinen ist - nun, dann haben wir eben Wetteränderungen wie üblich, und wenn Frage 1 zu bejahen, aber Frage 3 zu verneinen ist, dann ist die Frage nach der Verursachung letztlich irrelevant. Und wenn Frage 4 zu verneinen ist, ebenso.

In der Diskussion wird jedoch ständig vermengt, was nicht zusammengehört. Hier werden Bedrohungsszenarien aufgebaut ("Der Wandel ist bereits unumkehrbar") und v.a. die 3. und 4. Frage hinter Nebelwänden von Vermutungen über die Frage 2 geschickt verborgen. Kein Wunder - den Profiteuren der Klimahysterie kämen ja die potentiellen Geldgeber abhanden, wenn über Fragen 3 und 4 ebenso intensiv Mutmaßungen angestellt würden, wie über die Frage 2. Und das wäre nicht im Sinne der Profiteure.

Und wer sind nun die Profiteure? Nun:

1. die Medien. "Only bad news are news". Alte Weisheit der Branche, die sich noch jedesmal bewahrheitet hat. Daß der weltweite Wohlstand steigt steht in einer Statistik der Weltbank, aber interessiert kein Schwein. Daß die Eskimos bald Kühlschränke brauchen können, rührt das mitleidige Herz des Lesers zu Tränen (daß diese jäh zu versiegen drohen, wenn von ihm - nicht von einer abstrakten "Gesellschaft" - Einbußen an Lebensqualität abverlangt werden, steht auf einem anderen Blatt ...)

2. Klima- und sonstige Forscher. Lang ist die Zeit vorbei, als an der bösen alten Ordinarienuniversität eine Handvoll von Gelehrten wissenschaftliche Meisterleistungen zum recht netten, aber auch nicht übermäßig üppigen Salär eines Universitätsprofessors hervorbrachten und sich dabei bemühten, möglichst nicht an die Niederungen des Kommerzes anzustreifen. Mittlerweile sind die Forschungsprojekte derartig teuer geworden (weil sie heute teuer sein müssen, um von der "scientific community" überhaupt ernstgenommen zu werden!), daß das Erschließen neuer Finanzmittel zu den Hauptaufgaben eines Institutsvorstandes geworden ist. Und hier ist eine Hysterie, die die Politiker zwingt, Forschungsgelder von, sagen wir mal, der Ägyptologie zur Klimaforschung umzuleiten, ein wunderbares Vehikel, zu Geld, damit zu Publikationen, und damit zu Ansehen zu gelangen.

3. die Politiker, denn sie können jetzt beweisen, daß sie etwas zusammenbringen. Was bisher (von bösen, uneinsichtigen früheren Regierungen) verabsäumt wurde: wir machen's wieder gut! Deshab XY wählen.

4. die Bürokratien, denn sie sehen mit jeder Bedrohung eine neue, faszinierende Möglichkeit, Posten zu schaffen und Kontrolle über das renitente Völkchen der Untertanen zu gewinnen. Was kann man unter dem Banner des Klimaschutzes nicht alles verwalten! Von der sparsamen Autonutzung, über die Antragspflicht für Ferienreisen - alles ist möglich. Wunderbare Perspektiven tun sich auf, und Datenschützer und unbelehrbare Freiheitskämpfer können mit dem Argument des sonst drohenden Klimakollapses jederzeit ruhiggestellt werden.

Nun werden selbstverständlich eine Menge Leute sagen, daß ich mit dieser Darstellung bösartig, geradezu paranoid Dinge unterstelle, die doch so überhaupt nicht ... ... und außerdem, wie ich nur leugnen könne, daß die Klimakatastrophe vor der Tür stehe ... ..

Gemach, gemach. Ich habe genau aus diesem Grund am Anfang vor der Vermengung der zitierten 4 Fragen gewarnt. Denn wer die Fragen zu trennen versteht, der wird etwas weniger hilflos den angeblich mittlerweile zu 95% richtigen Argumenten der Experten gegenüberstehen.

Und wenn er Geschichte kann, dann wird er wissen, daß das, was uns die Wissenschaft mit viel Getöse als "wissenschaftlichen Konsens" zu verkaufen sucht, fast immer der Beweis seiner baldigen Widerlegung war (und vermutlich auch in Zukunft ist). Wahrheiten, die einfach wahr sind, brauchen dergleichen nämlich nicht. Wann immer Bannflüche über abtrünnige Wissenschaftler gesprochen wurden, waren es oft gerade sie, die in späterer Sicht der Wahrheit näher waren.

Wenn ich mich allein aus meiner Lebenszeit zurückerinnere, welch (mittlerweile als flagranter Blödsinn enttarnte) "unfehlbare wissenschaftliche Konsense" so im Schwange waren, ist mein Vertrauen in solche Beschwörungen einigermaßen gedämpft. Vielleicht sollten mehr Wissenschaftler die provokanten Thesen von Paul Feyerabend lesen. Aber das ist wohl zu viel verlangt. Leider.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das sehen wir wohl ähnlich. Egal mal, wie man zu Frage 1 steht, es ist ein Unding, dass die Fragen 3 und 4 mit einer positiven Beantwortung der Fragen 1 und 2 (manchmal sogar nur der Frage 1) als ebenfalls positiv zu beantworten vorausgesetzt werden.

Allerdings gäbe es natürlich auch Profiteure eines menschengemachten, auch vom Menschen sinnvollerweise aufzuhaltenden Klimawandels, wenn die so nahe gelegten Gegenmaßnahmen nicht ergriffen würden: Das wären alle, die ein entsprechend definiertes öffentliches Gut "moderates Klima" nicht in ihre Produkte einpreisen müssten.

Anonym hat gesagt…

rayson,

"...Das wären alle, die ein entsprechend definiertes öffentliches Gut "moderates Klima" nicht in ihre Produkte einpreisen müssten. ..."

Aber auch nur unter Maßgabe, dass wir ein solches - und zwar welteinheitliche - "moderates Klima" hätten, jemals gehabt haben, bzw. mit Menschenhand erzwingen könnten. Quod erat Demonstrandum!

Persönlich halte ich jene, die von letzterem ohne jeden Anflug von Zweifeln überzeugt sind, vorsichtig formuliert für psychisch Behandlungsbedürftig.

Anonym hat gesagt…

@wolfgang

In der Bedeutung des Konjunktivs sind wir uns doch wohl hoffentlich einig!?

Der Witz der Sache ist aber, dass, um politisches Handeln zu erklären, der Fakt als solcher gar nicht bewiesen sein muss, sondern nur geglaubt zu werden braucht. Auch von Lobbyisten.

Anonym hat gesagt…

@rayson

klar, einig betreffend Konjunktiv. Wollte das auch nur nochmal unterstreichen, nicht dir dein "wäre" wegstreiten.

Zum zweiten Absatz. Das ist leider ein trauriger Witz, ja.

Anonym hat gesagt…

Spinn ich, oder sind das fast wörtliche Zitate:

http://www.welt.de/wams_print/article766364/Gegen_Denkverbote_und_Gluehlampenmassaker.html

Wolfgang hat gesagt…

Ich hatte den Artikel von Herrn Niebel (Welt am Sonntag) auch gelesen und mußte verwundert feststellen, dass dieser absolut gleich Formulierungen verwendet.

Anonym hat gesagt…

@christian hoffmann & wolfgang:

Bitte spinnen Sie nicht und verwundern Sie sich nicht zu sehr ... so sind halt Politiker. Wer das Datum ansieht, wird wohl erkennen, bei wem das Copyright liegen muß.

Ich shcreibe diesen BLog aber nicht, um damit Urherberrechts-Lizenzen abzucashen, sondern weil ich dem, was ich als vernünftig erachte, Gehör verschaffen möchte (so gering dieses laut Zugriffszähler auch sein mag).

Und so habe ich nun die Ehre, vom FDP-Generalsekretär anonym zitiert zu werden, und weiß nicht recht, wie ich zu dieser komme. Deshalb nur ganz kurz an ihn ein

OFFENER BRIEF:

Sehr geehrter Herr Generalsekretär!

Wie Sie aus der formellen Anrede unschwer erkennen können, richtet ein Österreicher dieses Schreiben an Sie. Es freut mich natürlich als Bewohner dieses kleinen Landes sehr, daß der Generalsekretär einer (wenn auch kleinen, doch immerhin!) Partei eines großen Landes wie Deutschland es der Mühe wert findet, mich zu zitieren und so meiner Meinung eine völlig unvorhersehbar große Resonanz zu verschaffen.

Es wäre vielleicht nett gewesen, meine Formulierung nicht einfach durch "copy+paste" zu übernehmen, sondern auf diesem Blog noch eine kurze Mitteilung zu hinterlassen — aber sei's drum!

Es freut mich jedenfalls, Ihnen in Ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit hilfreich gewesen zu sein. Sollten Sie auch anderen meiner Meinungsäußerungen durch ihre Übernahme in Ihre Äußerungen eine größere Publizität verschaffen wollen, so steht Ihnen dies selbstredend frei. aus meiner Sicht böte sich hier z.B. mein Artikel über die Änderung der Abtreibungsgesetzgebung in Portugal an, oder der über die Raucherdskriminierung (ich bin jedoch Realist genug, um in beiden Fällen eine zitierende Übernahme als eher unwahrscheinlich zu erachten).

Jedenfalls, sehr geehrter Herr Generalsekretär, verbleibe ich mit der Vesicherung meiner

vorzüglichen Hochachtung

LePenseur

Anonym hat gesagt…


1. Gibt es Anzeichen einer nachhaltigen, globalen Erwärmung?


Ja.


2. Ist diese Erwärmung, so es sie gibt, vorwiegend oder ausschließlich durch menschliche Aktivitäten verursacht?


Ja.


3. Ist die Erwärmung, so es sie gibt, durch menschliche Aktivitäten überhaupt nennenswert in die Gegenrichtung beeinflußbar?


Sicher.


4. Sind die dafür nötigen Aktivitäten wünschenswert?


Ja. (wenn auch nicht um jeden Preis)

Da die Liberalen hier ja offenbar darauf stehen, den Wissenschaftsbetrieb mit dem einzigen Mechanismus zu erklären, den sie verstehen (GELD GELD GELD GELD...), und keine Probleme haben, zu glauben, dass die pöhsen, geldgeilen Klimawissenschaftler weltweit koordiniert pro Jahr tausende Forschungsergebnisse konsistent fälschen und sich ihre konsistent gefäschten Papers gegenseitig zu peer-reviewen, möchte ich mal folgendes anmerken:

Angenommen, das stimmt. Dann wäre es für einen geldgeilen Klimawissenschaftler logisch, zu behaupten, es sei unklar, ob ein Klimawandel stattfindet oder nicht, um so weitere Forschungsgelder zu rechtfertigen, statt den Klimawandel zu bestätigen und Gegenmaßnahmen zu fordern.

Erstaunlich, dass die hier versammelten liberalen Superhirne darauf noch nicht gekommen sind.

multi_io

Le Penseur hat gesagt…

@multi-io:
1.) Ihr viermaliges Ja ist zwar mit Aplomb vorgetragen, aber deshalb noch nicht notwendig richtig.

2.) Sie werden es nicht für möglich halten, aber ich verstehe von einer Menge anderer Dinge außer Geld recht viel. Wenn ich es recht bedenke, verstehe ich von Geld sogar weniger, als von einer Menge anderer Dinge, obwohl ich auch von Geld einiges verstehe — schon rein berufsbedingt.

3.) Wenn Sie einmal Feyerabend gelesen haben, dann wissen Sie, daß es da nicht um "pöhse, geldgierige" Wissenschaftler geht, sondern darum, daß Wissenschaften genauso wie Massenmedien Moden und zeitgeistigen Strömungen unterliegen. Daß Wissenschaften genauso wie die von ihnen oft belächelten religiösen Dogmensysteme ebensolche Dogmensysteme sind, mit unhinterfragten Axiomen, mit Ketzerverfolgungen, mit zurecht- und schöngelogenen Daten etc. etc.

3.) Der von Ihnen unterstellte geldgeile Klimatologe verhält sich nur dann rational in der von Ihnen unterstellten Weise, wenn Geld für ihn das wichtigste ist. Nur ist das bei den meisten Wissenschaftlern nur sehr bedingt der Fall. Für sie ist meistens Geld ein Mittel zum Zweck — nämlich um wissenschaftlichen Ruhm zu erwerben. Und der ist den Klimatologen unserer Zeit bereits sicher. Jeder, der auf den apokalyptischen Zug aufspringt, kann mit Zeitschriften- und TV-Beiträgen rechnen, wird weitere Forschungsgelder erhalten, die weitere rühmliche Forschungen ermöglichen werden. Kein Klimatologe hat bislang gesagt: "Die Klimakatastrophe kommt, wenn die Regierung nicht unseren Plan X laut Fachtagung in Y umsetzt, da ist bereits alles bewiesen und erklärt — sie müssen es nur umsetzen", sondern es wird überall darauf hingewiesen, daß die Ergebnisse sich noch ändern können, daß noch weitergeforscht werden muß und insbesondere hintichtlich der Bekämpfung der Klimawandels wisse man nichts genaues ...

Das klingt sehr nach: "Wir brauchen Geld, mehr Geld, viel mehr Geld, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen, und wenn ihr uns das nicht gebt, seid ihr Politiker am Weltuntergang schuld, und die Medien, die Sensationsschlagzeilen brauchen, werden dafür sorgen, daß ihr ihn nicht erleben werdet."

Im gewöhnlichen Leben pflegt man das mit so unschönen Vokabeln wie "Erpressung" zu bezeichnen.

Und um die Frage des "cui bono" geht es in meinem Beitrag. Erstaunlich, dass Sie Superhirn darauf noch nicht gekommen sind.