Ich weiß nicht, ob das hilfreich ist,
einfach nur zurückzusehen. Aber früher waren die Leute, zumindest nach den mir
vorliegenden Betrachtungen, prozentual gesehen, einfach gesünder. Manche
meinen, dass man viele Krankheiten und auch Todesursachen damals einfach falsch
begründet oder nicht richtig erkannt hat. Kann ja sein. Aber trotzdem bin ich
der Meinung, dass man so manches, was ich – vielleicht fälschlicherweise – als
Modekrankheiten oder Zivilisationskrankheiten bezeichne, früher einfach nicht gekannt hat.
Warum nicht gekannt? Weil es nicht
analysiert war oder weil‘s das gar nicht gegeben hat. Gute Frage. Fest steht,
die Leute aus dem Dorf, die schon morgens um 5 mit der geschulterten Sense aufs
Feld gegangen sind, die hatten auch dann, wenn sie zu Mittag Speck und anderes Deftiges
gegessen hatten, keine Probleme mit Cholesterin. Der Körper hat das einfach
verarbeitet.
Dazu kannte ich einen Bauern, der zu der
Personengruppe gehörte, die das Wort „Krankheit“ einfach nicht in den Mund
nahmen. Krankheit war etwas Negatives, etwas, was man eher verschweigt, weil es
eine Art von Schande ist. Heute ist das anders. Derjenige, der nicht krank ist
und keine Kompanie von Ärzten zur Seite hat, mit denen er schon „per Du“ ist,
der ist doch heutzutage gar nicht mehr „in“.
Das hauptsächliche Phänomen begründet sich
damit, dass ein Großteil der Menschheit nicht mehr in der Lage ist, sich selbst
zu beobachten und daraus die Schlüsse zu ziehen. „Der Mensch muss sein
eigener Arzt sein, sonst ist er verloren“. Wieder eine Weisheit von einem
einfachen Bauern. Damit ist eigentlich nur das gemeint, dass jeder mit seiner
natürlichen Gabe der Selbstbeobachtung in der Lage sein muss, festzustellen, dass
sich immer nur dann Probleme bemerkbar machen, wenn man vorher das oder auch
das gemacht hat.
Das beginnt beim Essen resp. der Art der
Lebensmittel und geht bis zum Arbeitsplatz und zur Harmonie in der Familie.
Viele gesundheitlichen Probleme sind psychosomatischer Natur, das beginnt mit
der Migräne und geht bis zum Tinnitus und noch weiter. Der frühere Landarzt
hatte da den großen Vorteil, dass er bei seinen Hausbesuchen zumeist in die
Familien hineinsehen und dadurch oftmals die richtige Diagnose stellen konnte.
Derjenige, der zum Mediziner geht und
sagt, „Herr Doktor, mich stichts da links unten am Bauch“ und ansonsten keine
weiteren anamnetischen Informationen gibt, der hat kaum mehr als 10% Chancen,
dass der Halbgott in Weiß das Richtige findet, - es ist eher wie russisches
Roulette.
Er bekommt dann irgendwelche Tabletten
verschrieben, die hauptsächlich die Symptome eindämmen, aber die eigentliche Ursache
wird nicht eliminiert. Dafür aber erwachsen durch die Tabletten wieder andere
und vor allem neue Beschwerden, und so geht das Perpetuum mobile immer weiter.
Die richtige Einstellung zu der Tablettenverschreiberei besteht darin, wie man
es humorvoll ausdrücken kann:
Man geht zum Arzt, lässt sich untersuchen.
Denn der Arzt will ja auch leben. Der Arzt gibt dem Patienten dann ein Rezept.
Mit dem Rezept geht man zum Apotheker und
holt sich die Tabletten. Denn der Apotheker will ja auch leben.
Mit den Tabletten geht man dann nach Hause
und wirft sie schnell ins Klo. Denn selber will man ja auch leben.
Der Grundsatz, den ich bisher nur bei
einem einzigen Arzt im Wartezimmer gelesen habe, wird generell verschwiegen,
denn dessen Ignoranz ist ja die Basis für den Umsatz eines Mediziners:
„Kein Mensch muss jemals chronisch krank
sein. Man kann ein hohes Lebensalter erreichen, ohne jemals ernsthaft krank
gewesen zu sein. Die Krankheit ist der Hilferuf des Körpers, wenn wir etwas
falsch machen“.
Natürlich spielen hier auch die Gene eine
Rolle, aber nur zu 50%. Und ein Unfall ist keine Krankheit. Das ist was
anderes.
Was ist es dann, worüber ich meistens ungläubig
den Kopf schüttle? Einfach. Es sind die Einschränkungen, die man bei
Bestellungen im Restaurant oder auch zuhause hört, wenn man Gäste zum Essen
eingeladen hat.
Da hört man dann: Ist das glutenfrei?
Oder: Ich vertrage das nicht, ich habe eine Histaminintoleranz. Bitte, lassen Sie das weg, denn ich habe eine
Laktoseintoleranz. Oder: Ich kann alles essen, nur diese Lebensmittel
nicht, und das sind: Hühnerei, Kuhmilch, Erdnuss, Schalenfrüchte (wie Haselnuss
oder Cashew), Weizen, Fisch und Soja, Stein- und Kernobst und Gemüse (z.B.
Apfel, Karotte oder Sellerie).
Meine Tochter hatte im Alter von 9 Jahren
eine Neurodermitis. In den Fachmagazinen liest man dann: „Kinder mit
Neurodermitis haben ein erhöhtes Risiko, eine Nahrungsmittelallergie zu
entwickeln.“ Damals hats noch kein
Internet und keinen PC zuhause gegeben, ich machte mir eine Liste, worauf ich
täglich alles vermerkt hatte, wie auf einer Tabelle, was Einfluss haben könnte.
Was genau gegessen wurde, das Wetter, die Kleidung, etc. Dann bin ich
draufgekommen, dass es immer dann heftiger wurde, wenn das Kind irgendwas Süßes
mit raffiniertem Zucker gegessen hat.
War etwas schwierig, einem Kind in diesem
Alter die Süßigkeiten zu verbieten, aber wir haben das durchgezogen. Die Nässelungen
der Neurodermitis in den Armbeugen habe ich mit selbstgemachter Salbe
wegbekommen (Ringelblume, fein gehackt auf einem natürlichen Träger, das war
Schweineschmalz). Dem Kinderarzt, der andauernd Cortisonsalben verschrieben
hat, habe ich den Stinkefinger gezeigt. Das Problem ist danach nie
wiedergekommen.
Fest steht, in unserer Familie gibt’s
solche Einschränkungen, was das Essen betrifft, nicht. Allerdings haben wir
auch eine 360°-Palette, was den Speisezettel betrifft, und meine Frau kauft so
gut wie nichts aus dem Supermarkt, wo eine ganze chemische Litanei draufsteht,
auch nichts, was Konservierungsstoffe beinhaltet. Dafür trinke ich auch jeden
Morgen eine große Tasse Milch, direkt vom Bauern, unabgekocht, unpasteurisiert.
Im Gegensatz zur Philosophie der Lebensmittelforscher weiß ich sehr wohl, was
das bei mir bewirkt.
Unterm Strich, ich habe da eine Art von
Vorverurteilung entwickelt, die vielleicht fachlich bedenklich oder sogar
falsch sein kann. Ich meine, dass der- oder diejenige (meistens sind es ja
Frauen), die solche Nahrungsprobleme haben,
davor irgendwas verbockt haben müssen, sonst wäre das nicht der Fall.
Ich erinnere mich an eine Frau, der ich
gegen das starke Halsweh, das sie hatte,
geraten habe, das zu tun, was ich mit Erfolg bei mir selbst praktiziere, wenn
so etwas bei mir auftritt. Ich mache mir einen starken Sud aus Salbei, und der
wird mehrmals täglich gegurgelt. Ums klar zu sagen, Tee ist eines, und Sud ist
was anderes. Sud ist wesentlich konzentrierter als Tee, und gurgeln ist was
anderes als trinken.
Was
war der „Erfolg“? Die Frau hat den Sud
getrunken anstatt damit nur zu gurgeln und den auszuspucken, und
daraufhin Leberprobleme bekommen. Als jemand, der sich bei den
Heilpflanzen
auskennt, weiß ich, das jede Substanz, auch die natürlichen Kräuter,
folgende
Reihenfolge aufweist:
Anregend
– heilend – berauschend – giftig.
Der Unterschied liegt nur in der Länge der
jeweiligen Phase, abhängig von der Art der Substanz. Auch Digitalis kann eine
positive Substanz für Herzleiden sein, man kann damit aber auch jemanden
umbringen. Und wie gut Colchizin, das aus der Herbstzeitlose gewonnen wird, bei
einem Gichtanfall tut, wenn man die geschwollenen Zehen vor Schmerzen nicht
mehr spürt, ist mir genauso bekannt. Aber auch die Tatsache, dass man da mit
einem Gramm zuviel dann die Schwammerln
von unten anschaut.
Als Quintessenz fällt mir da ein Ausspruch
von Lisa Eckhardt ein, den ich in irgendeinem Video von ihr aufgeschnappt habe.
Da wurde jemand, der genauso eine Latte von persönlichen Unverträglichkeiten
beim Essen aufgezählt hatte, und vielleicht sogar der Meinung war, dass er
dadurch interessanter wirkt, von ihr damit konfrontiert, ob er meint, dass ihn
unser Herrgott mit diesen Mankos auf dieser schönen Welt überhaupt willkommen geheißen hat.
Sarkastisch, aber ist was dran.