Samstag, 6. Dezember 2025

Wahrnehmungen sind unterschiedlich

von LePenseur
 
 
Jeder, der auch nur einmal in einer Gerichtsverhandlung einen größeren Verkehrsunfall mit mehreren Zeugenaussagen (nach-)erlebt hat, fragte sich danach ratlos: "Waren die wirklich alle an demselben Unfall zugegen?" 
 
In den letzten Tagen türmten sich im Internet die Berichte über die Ausschreitungen in Gießen: Bürgerkrieg (und dergleichen) wurde beschworen, egal, ob es um jene ging, die heroischen Widerstand gegen die pöhse AfD (mit offenbar einer Art von "Adolfine W." als "Führerin") zu leisten glaubten, oder um die anderen, die im Mêlée aus SAntifa und Polizeikräften den Untergang der buntesdeutschen Staatsordnung erblickten. In solchen Fällen ist es oft hilfreich, die hochgejazzten Medienberichte beider Seiten durch eine doch deutlich weniger dramatische Schilderung eines Ortsansässigen zu ergänzen. Deshalb erscheint hier ein (aus dem  Gelben Forum  übernommener)
 
----- 
 
Gastkommentar
von Geminus
 
 
Leute, Leute! Ich wohne ja, wie vielleicht bekannt, in Gießen. Irgendwelche Aufpeitscher reden nun von Bürgerkrieg und gottweißwas. Macht mal halblang!

1.

Es kamen statt der erwarteten 50.000 nur die Hälfte. Das wird nun von "links" weggeredet, aber ist eigentlich ein Dämpfer angesichts der massiven Mobilisierung.

2.

Das Gelände rund um den Veranstaltungsort, einige Kreuzungen und eine autobahnähnliche Bundesstraße waren wirklich Kampfzone. Aber das habe wir als junge, dumme Leute auch gemacht ohne dass gleich von Bürgerkrieg die Rede war. 

Im Unterschied zu den heutigen Blockierern — die nach relativ neuer Rechtsprechung eine Straftat begehen, was damals noch nicht so geregelt war! — haben wir aber nicht hinterher geweint, weil die Polizei so böse zu uns war und gehauen hat. Memmen und Weicheier!

Von den ca. 25.000 Leuten haben ca. 5.000 blockiert — der Rest hat sich in Nieselregen und Kälte beim Herumstehen, Reden und Musik anhören ein gutes Gefühl für nix geholt.

Die 5.000 haben AfD-Werbung gemacht.

3.

Die Gießener Innenstadt war ziemlich leer, und der Einzelhandel hat erheblich gelitten. Aber nicht wegen der AfD und nicht mal wegen der Demonstranten/Blockierer — sondern weil vorher massiv Panik geschürt wurde.

Die Innenstadt war aus Süden, Osten, Norden perfekt und ohne jedes Problem erreichbar. Die meisten Park-häuser sind westlich, das wäre ein Problem gewesen. Aber es gab deshalb sogar kostenlose Pendelbusse von P+R-Plätzen — also auch kein Grund für das Wegbleiben der Leute.

Ebenfalls Memmen und Weicheier!

4.

Ich stand als einziger (!) Verkäufer auf dem Wochenmarkt. Stammkunden maximal 10% vom Üblichen (immerhin). Aber dafür viele dumme, fröhliche, harmlose Menschen, die es den "bösen Nazis" mal so richtig gezeigt haben wollten. Beim Gespräch zeigte sich, dass die meist nichts über die AfD wissen, außer dass die irgendwie ganz dolle böse ist. Wenn ich dann mit diesen Laufkunden argumentiert habe (ohne mich als AfD-Wähler zu bekennen — das hätte ich mich dann doch nicht getraut, und wäre auch für's Gespräch kontraproduktiv gewesen), dass die AfD ja nur das Symptom für das Versagen der Altparteien wäre, und dass viele die AfD wählen, weil sie abgehängt wurden und/oder sich nicht mehr sicher fühlen oder Angst vor der Zukunft haben, dann haben die meisten zugestimmt — mein Schluss, dass man dann ja doch eigentlich gegen die derzeit Regierenden demonstrieren müsste hat da erheblich Verunsicherung und bei manchen sichtlich kurzzeitiges Nachdenken ausgelöst.

Dieser Samstag war überwiegend harmlos. Die strafbaren Blockaden und ein paar Steinewerfer meine ich damit natürlich nicht. Aber in Brokdorf oder Gorleben ging's ganz anders zur Sache, auch in Stuttgart 21!

Grüße aus Gießen!
 
-----
 
Ändert das etwas an der Einschätzung, daß diese Zusammenstöße zwischen linken Randalierern und Polizei Aggressionspotential hatten und rechtswidrig waren? Nein, keineswegs. Aber genau dasselbe waren auch die Demos in den 1970er-/80er-Jahren. Ist damals der Bürgerkrieg ausgebrochen? Nein.
 
Wird er jetzt ausbrechen? Möglicherweise, aber sicher nicht wegen der Demos irgendwelcher linker Chaoten (und ihrer Bobo-Unterstützer). Sondern wohl eher wegen der merklichen (merkel'schen?) Landnahme durch zivilisationsfremde Fundamentalisten, die dann allerdings weniger weicheier-mäßig unterwegs sein dürften.
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Forums-Trolle, die die Kommentarfunktion zugemüllt hatten, machten die Moderation von Kommentaren nötig. Da der Blogbetreiber weder Zeit noch Lust hat, ständig den Blog zu beobachten, können bisweilen auch mehrere Tage vergehen, bevor ein Kommentarposting freigeschaltet wird. Bitte um Verständnis.

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die gem. DSGVO notwendige Zustimmung, daß dieser im Falle seiner Freischaltung auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger«-Software vorgegeben ist weiters, daß Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie sie bekanntgeben, gespeichert wird. Dasselbe gilt für für Meldung als »Follower« u. dergl. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars begehren, können Sie dies unter Angabe des bezughabenden Artikels, sowie von Datum und Uhrzeit ihres Kommentars tun. Ihr Kommentar wird dann innerhalb einer dem Blogbetreiber zumutbaren Zeit gelöscht wird (auch dies kann mehrere Tage dauern).

Ob etwaige Daten eines Kommentators (IP-Adresse etc.) von der »Blogger«-Software automatisch gespeichert und/oder weiterverarbeitet werden, entzieht sich der Kenntnis des Blogbetreibers, ist von diesem aber weder beeinflußbar noch kontrollierbar. Zu diesem Fragen wenden Sie sich bitte an:

https://www.google.de/contact/impressum.html

Hier finden Sie auch einen Hinweis zur »Datenschutzerklärung«:

https://policies.google.com/privacy?hl=de

Auf diesem Blog herrscht auch hinsichtlich der Kommentare weitestgehende Redefreiheit. Gelöscht werden jedoch Kommentare
1. durch deren Stehenlassen sich der Blogbetreiber strafrechtlichen Sanktionen aussetzen würde;
2. die dazu dienen, diesen Blog öffentlich zu diskreditieren;
3. Werbeeinschaltungen (auch in Form von Schleichwerbung);
4. persönliche Beleidigungen und ähnliches (bitte argumentieren Sie möglichst sachlich).
5. weiters können Kommentare, die ohne oder nur geringen inhaltlichen Zusammenhang mit dem Artikel oder dem daran schließenden Kommentarverlauf gepostet werden (»off topic«) — evtl. nach Abwägung der Informationsinteressen im freien Ermessen des Blogbetreibers — durch den Administrator gelöscht werden.

Wem das nicht frei genug ist, dem sei dringend geraten, seinen eigenen Blog zu eröffnen.