Samstag, 13. Dezember 2025

Erich Kästner, "An die Unpolitischen" (1929)

von LePenseur
 
 
Unter diesem Titel erschien vergangene Woche ein langer, doch umso hochwertigerer Artikel bei Zettels Raum, der ein nicht gerade bekanntes Gedicht von Erich Kästner zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen nimmt:
Ihr hieltet und ihr haltet still.
Und man macht mit euch, was man machen will.
Ihr laßt dem Staat seinen Lauf.
Ihr sitzt und wartet ungefähr,
als ob das Schicksal ein Zahnarzt wär
und reißt den Schnabel auf.

Man sagt, man müßte die Steuern erhöh’n.
Man sagt, eine große Flotte sei schön
Und schöner ein großes Heer.
Man sagt, ihr brauchtet den Ausfuhrzoll.
Man redet euch die Jacke voll
Und verschweigt euch noch viel mehr.

Man meldet, daß der Brotpreis stieg,
Man sagt, ihr müßtet in den Krieg,
und lacht euch ins Genick.
Man schmiert euch an. Man seift euch ein.
Man legt euch trocken. Man legt euch herein.
Man nennt das Politik.

Ihr seid so dumm. Ihr seid so stumm.
Man tanzt euch auf der Nase ‘rum.
Ihr fühlt euch so privat.
Die Frau will Geld. Und der Säugling schreit.
Ihr wollt ins Bett. Ihr habt keine Zeit
Für den sogenannten Staat.

Ihr habt die Augen, fragt nicht wo.
Ihr laßt die Köpfe im Büro.
Ihr haltet still und blecht.
Es ist egal, wer euch regiert.
Ihr werdet ewig angeschmiert.
Und das geschieht euch recht!
 
Erschienen in „Jugend“ (München), Jg. 34, Nr. 48, vom 23. November 1929
Schlicht und einfach: LESENSWERT, dieser Artikel von Ulrich Elkmann! Und in seiner Aktualität nach fast hundert Jahren umso erschütternder ...
  

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