Montag, 14. März 2022

Frage an Dr. Unterberger

von LePenseur
 
 
Gedenken Sie eigentlich mit irgendeinem Artikel in Ihrem Tagebuch noch zu den skandalösen Angriffen der EUrokraten gegen eines der fundamentalsten Grundrechte der Bürger, nämlich: das Verbot von Zensur, Stellung zu nehmen? Gedenken Sie zu thematisieren, daß Österreich eine geradezu totalitäre (Des-)Informationspolitik mit den Stimmen aller Parteien außer der FPÖ abnickt, die in der Tradition des Verbots der Nazizeit, »Feindsender« zu hören, die Sendung »sanktionierter Medien« aus Rußland mit horrenden Strafen bis zu € 50.000,- (!) belegt. Gedenken Sie zu protestieren, daß Betreiber von Internet-Suchmaschinen Suchergebnisse auf Weisung des selbsternannten »Werte«- Westens unterdrücken, wenn die Quelle nicht nach dem Geschmack der EU-Zensoren ist?

Es gab — unzählige Links in den vielen Jahren, die dieser LePenseur-Blog schon besteht, beweisen es — eine lange Zeit, in der ich mit Achtung Ihren Kampf gegen die Desinformation und Einseitigkeit unserer Mainstreammedien verfolgte und auf diesem Blog unterstützte. Als Sie begannen, durch die einseitige Parteinahme für einen mittlerweile zum Glück schon Geschichte gewordenen Jung-Kanzler zu befremden, schrieb ich dies dem Umstand zu, daß eben auch Sie als »Urgestein« österreichischen Journalismus' leider einem Blender aufgesessen wären. Das teilte ich zwar keineswegs, konnte aber meine prinzipielle Achtung vor Ihrer verdienstvollen  publizistischen Tätigkeit vieler Jahre nicht wirklich beeinträchtigen. Mein Gott! Manch einer hat sich von dieser Figur täuschen lassen — schade daß es auch Ihnen passierte. Aber das war es dann auch schon.
 
Als Sie dann bei den desaströsen COVID-Maßnahmen der Regierungen den illiberalen Scharfmacher spielten, wunderte ich mich sehr, wollte Ihnen aber noch konzedieren, daß Sie wegen Ihres Alters sich natürlich auf einem höheren Panik-Level befinden dürften: wer ständig als »Angehöriger einer Risikogruppe« adressiert wird, reagiert eben weniger besonnen! Wobei ich hier bei Ihrer Bereitschaft, liberale Grundpositionen fast schon leichtfertig aufzugeben, ein starkes Unbehagen verspürte und nicht umhinkam, Sie für verschiedene allzu drastische Ausritte auf diesem Terrain unmißverständlich zu kritisieren.

Was Sie nun aber in Ihren einseitigen Darstellungen über den Ukraine-Konflikt (die teilweise höchst seltsam zu manch früheren Artikeln über Osteuropa-Themen kontrastieren) betreiben, macht mich als jahrzehntelangen Leser einfach fassungslos. Nun — das wird Ihnen schlicht egal sein; Sie schreiben ihre Artikel ja nicht, damit sie mir gefallen. Und das ist auch Ihr gutes Recht, gleichgültig, ob ich Ihren Standpunkten jetzt zustimme oder nicht.

Es ist aber genauso auch mein gutes Recht, die Einschätzung Ihrer Publizistik neu zu bewerten: und hier nicht nur das, worüber Sie schreiben, zu berücksichtigen, sondern auch das, worüber Sie nicht schreiben, obwohl es einem klar sein sollte, daß darüber geschrieben werden sollte — nein: müßte!

»Qui tacet consentire videtur« lautet ein alter Rechtssatz, den Sie als Jurist selbstverständlich kennen. Wie können Sie also schweigen, wenn eine totalitäre Knebelung der Informationsfreiheit, eine zwar nicht so bezeichnete, aber im Effekt knallhart durchgezogene Zensur in Kraft tritt, die nur mehr die Propaganda einer Seite als legitime Informationsquelle zulassen will. Oder stimmen Sie dem wirklich zu, daß die von unseren Machthabern gewünschte Berichterstattung über Militäroperationen, an denen unser Land aufgrund der Neutralität nicht beteiligt ist, noch jemals legal wird beteiligt sein können(!), par ordre du mufti das Zensurverbot der Verfassung aushebelt?

Sie hatten mehrere Tage Zeit, sich zu diesem beispiellosen Skandal zu äußern — und haben es nicht getan. Wir müssen also davon ausgehen, daß Sie damit einverstanden sind, daß Medien»berichte« in Wahrheit Propaganda sind, die Ergebnisse von Suchmaschinen von unseren Machthabern verfälscht werden. 
 
Damit haben Sie sich, um ein Diktum von Karl Kraus zu verwenden, »zur Kenntlichkeit entstellt«. Es ist freilich ein recht erbärmliches Bild, das sich dem von Ihnen »ent-täuschten« Betrachter darbietet. Ob Sie sich dessen bewußt sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Und es ist mir, offen gesagt, angesichts Ihres Verhaltens mittlerweile ebenso gleichgültig, wie dieser Artikel Ihnen gleichgültig sein wird (oder Sie zumindest so tun werden, als wäre er es ...).

12 Kommentare:

SchauGenau hat gesagt…

Nachdem ich mir nicht vorstellen kann, dass ein (älterer) Mann allein jeden Tag so lange Artikel "raushauen" (und die vorher recherchieren) kann, gehe ich davon aus, dass schon länger ein Autorenkollektiv am Werk ist.

Und wie es im Kollektiv halt oft passiert, ein "Reinigungsprozess" im Gange ist: Wer nicht der Meinung des Kollektives ist, scheidet freiwillig oder unfreiwillig aus.

Leider hat es sich in die bekannten Richtungen entwickelt, von denen abzugehen kaum mehr möglich ist, ohne das "Gesicht" zu verlieren.

Mich wundert nur, dass die "langgedienten" Kommentatoren nicht die Lust am Kommentieren dort verlieren.

Fiona hat gesagt…

Besten Dank für diesen schon längere Zeit fälligen Artikel! Unterberger ist zu vergessen!
Und wenn es hier einen leichter zugänglichen Kommentarbereich gäbe, dann wären sehr viele seiner Leser (?)(wer liest denn AU noch), besser Kommentatoren schon hier gelandet.

Franz Lechner hat gesagt…

Unterberger war immer pechschwarz und Transatlantiker. All dies prägte sein Denken, so fern von einem solchen überhaupt die Rede sein kann (um es mit Heimito von Doderer zu sagen). Seine Anti-Russlandhetze war doch schon vor Jahren gelinde gesagt befremdend, und seine Weltsicht im Ganzen gelinde gesagt ein klein wenig einfältig. ÖVP und USA = gut, alles andere nur dann halbwegs annehmbar, wenn es gerade mal mit deren Interessen korrelierte. Offenbar ließ "man" ihm sein Eintreten gegen Migration und "Islamisierung" durchgehen, vielleicht, weil "man" mehr im Sinne hatte, und weil sich auf diese Weise recht billig im Lager der vernünftig und integer Gebliebenen fischen ließ. Eben dies muss in diesem Zusammenhang ja auch gesagt werden: gegen den großen Austausch zu sein, ist kein intellektuelles Ruhmesblatt (dies eher noch in moralischer Hinsicht), denn die Schädlichkeit dieser Agenda erkennt ja ein jeder Volltrottel. Aber selbst in seiner Migrationskritik waren Unterberger enge Grenzen gesetzt: eine wirkliche, fundamentale Schelte seiner ÖVP, die doch all dies bereitwillig mitgetragen hat, konnte nicht aufkommen, und seine Adoration des Hl. Bastis war zu einem Zeitpunkt, als dieser bereits ganz unzweifelhaft seine wahre migrationspolitische Fratze zeigte, nur noch albern.
So gesehen: viel zu viel der Ehre für einen Systemling in biederem Döblinger Gewande, werter Penseur, aber das ist wohl in diesem Zusammenhang legitim, um der finalen Verurteilung nur umso mehr Gewicht zukommen zu lassen. Daher Zustimmung.

Kreuzweis hat gesagt…

"... als »Urgestein« österreichischen Journalismus' leider einem Blender aufgesessen wären ..."
Als Schwuchtel, die vormals kein Kind von Traurigkeit war und sich durchaus gerne der "Geilheit" hingab, hat es mich seinerzeit doch sehr befremdet, daß "Konservative" einem Loverboy-Verschnitt, der mit seiner "Geilheit" protzte, auf den Leim gingen.
Was mich mal wieder an Max Frisch denken läßt: Nicht Linke, nicht Rechte zerstören Staaten, die Biedermänner (jederlei weiblichen Geschlechts) sind es, die mit ihrer Anbiederei an den Zeitgeist dieses Werk verrichten ...

Kreuzweis hat gesagt…

Neue Form der Zensur - Dank LePenseur-Seite entdeckt?
Klicke ich den aktuellen Artikel des Anti-Spiegel an, der auf der Linken Seite des LePenseur-Blogs angezeigt wird, so kommt die Meldung (im Anti-Spiegel-Look) "Diese Seite konnte nicht gefunden werden. An diesem Ort konnte nichts gefunden werden."
Klicke ich dann oben an, zur Hauptseite zu wollen, komme ich zur Anti-Spiegel, allerdings nur zum Stand bis 10.März. (die IP von "Anti-Spiegel" habe ich in hosts eingetragen). Benutze ich jedoch Tor, dann erst komme ich zu den aktuellen Artikeln des "Anti-Spiegel". Weiß jemand, was da los ist?

Le Penseur hat gesagt…

Chère Mme (Mlle?) Fiona,

da der LePenseur-Blog eben »nur« ein echter Blog ist, also das persönliche Web-Tagebuch seiner paar (Gast-)Autoren, sind die technischen Möglichkeit leider etwas eingeschränkt. Es gibt technisch eben nur die Möglichkeit der vollständigen Kommentar-Moderation, wenn wir uns nicht einer Überschwemmung durch Trolle und/oder (schlimmer noch) agents provocateurs ausliefern wollen.

Ich habe, als dieser Blog noch von mir allein geschrieben wurde und nicht einmal ein Zehntel der heutigen Zugriffe hatte, eine Zeitlang diee Kommentar-Moderation ausgesetzt — und täglich jede Menge Trollkommentare und gezielt diskreditierende Postings löschen müssen — wenn man das in seiner Freizeit ehrenamtlich betreibt, ist das einfach nicht machbar!

Bleiben Sie (und Ihre Bekannten) uns dennoch gewogen, auch wenn das Kommentieren hier schwerfälliger möglich ist als bei Unterberger. Und sollten Sie unserer geschätzten Gastkommentatorin »elfenzauberin« irgendwo habhaft werden, so sagen Sie ihr, daß sie sich jederzeit gerne bei uns als Autorin oder Gastautorin betätigen kann, wenn sie das will und zu diesem Behufe sich über die Seite »Kontakt« bei uns melden möge.

Le Penseur hat gesagt…

Cher M. Lechner,

volle Zustimmung, wobei ich Unterberger in der Vergangenheit eben the benefit of doubt zukommen ließ, da er als Chef der Wr. Zeitung bspw. Kommentare von Rahim Taghizadegan veröffentlichte, die sich in unkonventioneller Weise vom Einheitsbrei der Mainstream-»Ökonomen« abhoben. Aber ich gebe zu: rückblickend hatte ich schon an manchen Aussagen Unterbergers zu »kiefeln« ...

Daß er in seiner Prägung durch bei CIA-»U-Boote« in der Chefdeaktion der »Presse« in der Wolle transatlantisch gefärbt war, war zwar ennuyierend, aber damit konnte ich (wenn ich's auch nicht teilte) noch irgendwie leben.

Aber wenn ihn Zensur offensichtlich piepegal ist, dann ist bei mir halt der Ofen aus.

P.S.:
1. ad Lutoslawski: Konzert f. Orchester — ja, aber da gefallen wir die von Bela Bartok und sogar Max Trapp besser. Mit den Symphonien, sorry, kann ich nix anfangen.

2. ad Penderecki: seine 7. Symphonie habe ich schon vor Jahren auf dem Blog positiv erwähnt (https://lepenseur-lepenseur.blogspot.com/2014/08/kollege-geistbraus.html), auch die 3. und 6. gefallen mir (mit Abstrichen auch die 5.). Im Link finden Sie übrigens eine recht »typische« Liste Penseur'schen Musikgeschmacks des 20. Jhdts.

Franz Lechner hat gesagt…

Cher Penseur, ich hab Ihnen unter Ihrem Link geantwortet.

Le Penseur hat gesagt…

Cher M. Lechner,

bereits gesehen! Freut mich, nach langen Jahren endlich wieder einen musikinteressierten Kommentarposter gefunden zu haben — wobei es nichts ausmacht, daß ich mit meinen Vorlieben doch vielfach ganz anders »ticke« als Sie! Aber variatio delectat, und so, wie ich mit dem Kollegen it's me über die Frage, ob bei Frauen blond oder schwarzhaarig zu bevorzugen sei, auf keinen gemeinsamen Nenner komme, so ist's halt auch mit Ihnen bei der modernen Musik (bei allem bis ca. 1900 werden wir uns wohl schon eher treffen, schätze ich mal ...).

Doch da gibt's wohl schlimmere Dinge im Leben, die einem passieren können ... ;-)

P.S.: à propos »einem« ... der hat aber schon wunderbare Sachen geschrieben, nehmen Sie nur sein »Nachtstück« (1962), oder seine 4. Symphonie (die nicht zur Gänze, aber über weite Strecken — die drei anderen sind ein anderes Kapitel: die Philadephia ein gekonntes, »aalglattes« Auftragswerk, die Münchener und Wiener dagegen m.E. ziemlich »zum Schmeißen« ...) (s. auch hier: https://lepenseur-lepenseur.blogspot.com/2016/07/am-12-juli-1996-also-heute-vor-zwanzig.html)

Land der Berge hat gesagt…

Einer derer, die neben „Dr. Unterberger“ maßgeblich am planvollen Untergang der alten noch halbwegs konservativen Schwarzen beigetragen haben, steht nun vor seinem himmlischen Richter, wie man in dieser katholischen Partei sagt. Erhard Busek. Kein Verlust. Gottes Mühlen mahlen langsam, aber gerecht.

Franz Lechner hat gesagt…

Was den einen (Einem) betrifft, muss ich mich noch mehr einhören. Ich weiß einfach zu wenig, aber bis jetzt hat mich noch nix vom Hocker gerissen. Momentan befasse ich mich Ihrer Anregung folgend mit Max Trapp, der mir bislang völlig unbekannt geblieben ist.

Le Penseur hat gesagt…

Cher M. Lechner,

ja, Trapp ist leider ein Verfemter. Man steht halt nicht ungestraft auf der "Gottbegnadetenliste" von AH ...

Seine 6. Symphonie aus 1945/46 ist schon recht beeindruckend, finde ich (aber ich bin halt auch ein Erz-Konservativer ;-) ...). Sein Klavierkonzert (1931) detto. Leider gibt es von ihm nur historische Aufnahmen in schlechter Klangqualität.

Ein anderer, dem das Schicksal (Gott sei Dank!) erspart hat, 1945ff. noch zu leben — sein Leben war bis dahin schon tragisch genug — war Paul Graener, dem ich vor Jahren einen Artikel widmete (https://lepenseur-lepenseur.blogspot.com/2014/11/paul-graener.html), dessen Youtube-Links leider großteils erloschen sind. Aber wenn Sie schlicht und einfach schöne Musik hören wollen, die natürlich für die 1940er-Jahre total "aus der Zeit gefallen" anmutet, da gönnen Sie sich seine "Wiener Symphonie" op. 110 (1941) https://www.youtube.com/watch?v=oM1uDJuacsY oder, ein klein wenig "moderner", das "Turmwächterlied" op. 107 (1938) https://www.youtube.com/watch?v=UkmlzB7wE38 (beide mit Partitur).

Für mich unbegreiflich, daß diese Musik nicht öfter aufgeführt wird ...