Sonntag, 28. Oktober 2018

Die wundersame Wandlung

von Fragolin

Es scheint, dass das Wording der Propagandisten sich ändert. Bei dem Bericht über die gerade durch Mexiko ziehenden (und dort ein Asylangebot ausschlagenden, so groß scheint die Not doch nicht zu sein) Kolonnen selbsterklärter Invasoren (na wer wird die wohl propagandistisch aufhussen, um kurz vor den Midterms Trumps Mauer zu testen und „bad pictures“ zu produzieren?) schafft es gerade noch das Fischblatt „Zeit“ in der Überschrift das Wort „Flüchtlinge“ zu verwenden, um im gesamten Artikel nur noch über „Migranten“ zu berichten, als ob das eben das Gleiche wäre. Das austriakische linke Schwesterblatt „Standard“ verwendet den Begriff „Flüchtlinge“ gar nicht mehr.

Auch Merkel redet schon eine ganze Weile nicht mehr von „Flüchtlingen“ sondern immer häufiger von „Migranten“. Optimisten sahen darin ein Zeichen für ein Umdenken, ich vermute eher ein Umdeuten, denn das Verhalten den Einwandernden gegenüber hat sich ja an keiner Stelle geändert.
Nein, das Wort „Migrant“ soll mit dem Bild des „Flüchtlings“ verkoppelt werden; der „Migrant“ ist ein armes, schutzerflehendes Opfer widriger Umstände, die vorzugsweise von uns verschuldet sind, was uns in moralische Pflichten fesselt, und dem wir deshalb uneingeschränkt Vollversorgung und unsere Herzen zuwerfen müssen, gutmenschlich getreu dem Ausspruch von Dushan Wegner:

Ein Gutmensch ist ein radikalisierter Gesinnungsethiker, das heißt, dass er nicht die Folgen seiner Handlungen zum ethischen Maßstab macht, sondern das ethische Bauchgefühl, das ihn bei der Handlung erfasst.“

Der „Migrant“ ist ein armer, von den Umständen vertriebener Mensch, dem wahre Humanisten mit weit offenem Herzen die Hand reichen und nur kaltherzige menschenverachtende Rassisten mit solch eisigen bürokratischen Scheinargumenten wie „geltendem Recht“ die Tür vor der verzweifelten Nase zuschlagen. Und deshalb ist der „Migrant“ der neue „Flüchtling“, abgekoppelt von der eigentlichen Begriffsbedeutung. Wer ihn ablehnt, ist ein Nazi, ein Monster, ein Trump.

Warum aber ist eine solche Umdeutung überhaupt notwendig? Weil der „Flüchtling“, der erfunden wurde weil der „Asylant“ sich bereits einen viel zu miesen Ruf erarbeitet hatte, inzwischen ebenso als Synonym für jemanden mit negativem Ruf verwendet wird? Ach was, das ist egal. Es geht um etwas ganz anderes.

Es geht um den „Migrationspakt“ der UNO.
Das Wort „Migration“ muss untrennbar an Güte, Hilfe, Humanismus gekettet werden. Es darf nicht mehr mit illegaler Einreise und widerrechtlichem Ersitzen eines faktisch lebenslangen Bleiberechtes mit erschlichener schmarotzter Sozialleistung in Verbindung gebracht werden sondern muss das neue Synonym werden für die herzliche Aufnahme der Ärmsten der Armen, der Gepeinigten der Welt, der Schutzerflehenden und Hilfeerbettelnden.

Allein schon der Passus dieses Machwerkes, dass Medien faktisch mit staatlichem Druck überzeugt werden sollen, Migration positiv zu beschreiben und nur positive Meldungen herauszustreichen, macht diesen „Pakt“ zu einem demokratie- und verfassungsfeindlichen Vertrag, dessen Unterzeichner eigentlich hinter Gitter gehören.
Dass es beim Berichten nicht darum geht, positiv oder negativ zu filtern, sondern eben zu berichten, wird dabei vollkommen ausgeblendet. Nein, wer dagegen ist, dass ausschließlich positiv über Migration und Migranten berichtet wird, weil es in einem Land mit funktionierender Meinungs- und Pressefreiheit eben keinen Ausschluss geben darf, der kann mit dem irrsinnigen Totschläger aus der Manege gefegt werden: Darauf, dass Negatives berichtet werden soll, bestehen nur die, die nur Negatives über arme und verzweifelte Hilfesuchende berichten und den fremdenhassenden „Rechten“ in die Hände spielen wollen. Damit ist jeder, der darauf besteht, dass auch negative Aspekte der Großen Völkerwanderung benannt werden dürfen, automatisch ein menschenverachtender fremdenhassender rassistischer Rechtsextremer.
Und dass es gegen Menschen, die in diese Schublade gesteckt werden, künftig eine immer härtere Vorgehensweise geben wird, darüber besteht zumindest in Merkeldeutschland für mich kein Zweifel. Merkel hat in guter Diktatorenmanier eine Punzierung für Staatsfeinde gefunden, und wer im Weg steht bekommt den Stempel; um den Rest kümmern sich die Stiefelknechte, die medialen ebenso wie die realen.

Wenn der Innenminister von Österreich wegen der reißerischen und verhetzenden Art der Berichterstattung einiger besonders linksdrallender Medien seinen Beamten empfiehlt, mit denen nur im Rahmen der gesetzlichen Anforderungen zu kooperieren, dann wird sich bis ins ferne Brüssel ernste Sorge über die Pressefreiheit gemacht, obwohl die Regierung keinem einzigen Medium irgendeine Art der Berichterstattung vorgeschrieben hat. Wenn aber die UNO über eine „nicht rechtsverbindliche Absichtserklärung“ kraft der Unterzeichnung durch alle Staaten der Welt ein völkerrechtlich bindendes und damit über den nationalen Gesetzen stehendes Regelwerk schafft, in dem Medien die Art der Berichterstattung vorgeschrieben wird und die Hintertür der Strafandrohung bei abweichendem Handeln weit offen steht, also die Freiheit der Presse, alles zu berichten und das genau so, wie sie es für richtig hält, faktisch komplett abgeschafft wird – dann herrscht Schweigen im Blätterwald. Und, wie man bei Danisch und Klonovsky nachlesen kann, behaupten dann die Chefs der „Tagesschau“ und des „ZDF“ auch noch, nichts davon zu wissen, dass in nur wenigen Tagen mit einem Federstrich die Pressefreiheit beerdigt wird.
Unter Anderem.
Von der staatlichen Souveränität und dem Recht eines Volkes auf Selbstbestimmung ganz zu schweigen.

Deshalb müssen „Flüchtlinge“ jetzt nahtlos und fast unbemerkt zu „Migranten“ umgedeutet werden.
Um die wenigen, die den Beschiss bemerken, mundtot machen zu können.

5 Kommentare:

K.Anton hat gesagt…

Danke Fragolin. Sie sprechen mir aus der Seele.Ich beobachte bereits seit Jahren, wie die " unabhängigen" Medien uns die illegale Einwanderung zuerst unter dem Deckmantel Asyl, dann Flüchtling und jetzt Migration schmackhaft machen wollen. Es werden erfundene positive Seiten der Invasion hervorgehoben, uns Tag für Tag Vorzeigemigranten vorgeführt. Risken und Negatives werden verharmlost, ja, wenn möglich, verschwiegen, die Veröffentlichung zumindest auf taktisch günstigen Zeitpunkt mit fadenschrinigen Begründungen verschobenn. Die Vierte Macht ist längst zum Handlanger der Mächtigen verkommen, statt als Korrektiv zu agieren. Und wir werden gezwungen, diese Propagandamaschinerie noch mit Zwangsbeiträgen zu finanzieren. Geht es noch perverser? Wohl kaum. Angesichts der derzeitigen Entwicklung der Rolle der Medien stellt sich heraus, dass Orwell ein Optimist, Goebbels ein Amateur war.

Fragolin hat gesagt…

Werter K.Anton,
das mit der Vierten Macht ist ein Märchen. Medien waren noch nie ein Korrektiv sondern schon immer nichts anderes als die moderne Form der Herolde der Mächtigen, die nicht mehr mit der Trompete durch die Straßen ziehen müssen sondern ihre Propaganda über Papier und Netz verbreiten. Die Empfänger der Kundmachungen auch noch an deren Produktion finanziell zu beteiligen ist nur ein weiterer Pluspunkt der Modernisierung. Jedes Fürstenhaus aka Partei hat seine eigenen Herolde und die sind nicht zur Information, sondern zur Erziehung und zum Betreuen des Denkens angetreten.
Wer glaubt, die Großen Medien wären im Gegensatz zu allen anderen Großkonzernen "neutral und unabhängig", dem ist nicht zu helfen.
Danke für das Lob und die Bestätigung, dass es immer noch Menschen gibt, die kein betreutes Denken brauchen.
MfG Fragolin

Werner hat gesagt…

Die "Menschen, die kein betreutes Denken brauchen", freuen sich jetzt ganz selbstdenkend über Bolsonaro ("Ich werde sie eigenhändig erschießen") und Pittsburgh. Okay, gerade haben die Antisemiten Oberwasser. Aber Hessen zeigt, auch Eure Baume wachsen nicht in den Himmel.

Le Penseur hat gesagt…

Cher "Werner",

aus Ihrer gallig-süffisanten Zitation ("Menschen, die kein betreutes Denken brauchen") entnehme ich, daß sie sich nicht zu diesen zählen. Ich darf Ihnen daher — als einem Menschen, der betreutes Denken braucht — versichern, daß

1. jegliche Bolsonaro-Begeisterung auf dem LePenseur-Blog bislang meiner Aufmerksamkeit gänzlich entgangen ist (und ich bin doch immerhin Autor dieses Blogs und weiß daher grosso modo, was da drinsteht!), und auch

2. eine geäußerte Begeisterung über den Anschlag in einer Synagoge in Pittsburgh mir einigermaßen unbekannt blieb.

Vielleicht verwechseln Sie aber auch einfach den LePenseur-Blog mit einem anderen. Mag sein — dann wäre es aber zweckmäßig, wenn Sie Ihre Kommentare bei diesem anderen Blog posten.

Danke!

Fragolin hat gesagt…

Werter Werner,
ich bin mir nicht sicher ob du immer wieder die gleiche Taube auf diesem Schachbrett bist oder ob es euch hirngeklont gibt. Aber ich bin immer wieder begeistert, zu erleben, wie sich jemand eine komplett von jeder Realität abgekoppelte Meinungsblase bastelt und diese eigene Phantasie dann für die Wirklichkeit hält.
Es ist die kranke Phantasie jener, die schon vor 80 Jaren Märchen über "Juden" und "Krüppel" und anderes "unwertes Leben" in ihren Köpfen züchteten um sich am Ende gut zu fühlen, wenn man sowas endlich aus der Welt schafft.
So betrachtet bist du den wirklichen Fans Bolsonaros oder des Pittsburgh-Killers und auch des Rotzgebremsten ähnlicher als jeder, dem du das vorwirfst. Da gibt es nicht einmal mehr betreutes, sondern gar kein Denken mehr, nur noch Irrlichter in den Synapsen.
MfG Fragolin