Sonntag, 7. Oktober 2018

Wort zum Sonntag: aus Ernst Jüngers »Siebzig verweht II«


Unter dem Vermerk »Wilfingen, 7. Oktober 1978« — also vor exakt vierzig Jahren — notierte Ernst Jünger:

»Dem unbekannten Gott.« Ich erinnerte mich daran in Athen auf der Agora, wo Paulus ihn »benannt« hatte.
Meine Lehrer rühmten diese Unverschämtheit, und es hat lange gedauert, bis ich sie als die entscheidende Begegnung von Poly- und Monotheismus begriff. Hier wurde, was Moses begann, vollendet durch einen Taschenspielertrick.
Es ist unschätzbar, eine unbekannte und unbenannte Macht im Universum bereit zu wissen; sie wird sich zeigen, wenn das Wort versagt. Daß die Polytheisten neben ihren Göttern, Halbgöttern, mythischen Figuren auch  einen »unbekannten« nicht entbehren wollten, bezeugt Ehrfurcht vor dem, was im Kosmos nicht wahrgenommen werden kann und somit der Ansprache sich entzieht.
Einzuräumen ist, daß Paulus die Macht des wortlosen Gebets kannte. Doch dann nicht nur ohne Wort, sondern auch ohne Person.

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Nietzsche empfindet beim Anblick des Affen »eine schmerzliche Scham«. Ein Ressentiment, ein Spiegelgefühl. Auch das Gegenteil dürfte möglich sein: im Anblick fremder Schönheit wird uns die eigene Unvollkommmenheit bewußt.
Ein Seeigelpanzer, ein Falterflügel offenbaren eine Vollkommenheit, der ein geistiges Korrelat entsprechen muß, eine der humanen unendlich überlegene Intelligenz. 


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