Samstag, 6. Oktober 2018

Protestfolklore

von Fragolin

Sie trafen sich also zum gemütlichen Dagegensein, die Donnerstagsdemonstranten, und feierten fröhlich ein Wiedersehen nach Jahren der Trennung. Irgendwas um die drei- bis viertausend Leute, also nicht einmal ein halbes Promille der Österreicher, versammelten sich in Wien und grölten widerstandsbesoffen einen Sommerhit wie am Ballermann nach und skandierten, sie wollten den Umsturz in Österreich herbeiführen.
Gut, alle haben wir gelacht, jetzt geht wieder spielen.

Den Angaben der Organisatoren zufolge sind rund 20.000 Menschen an diesem Abend am Ballhausplatz. Die Exekutive wollte sich auf keine Teilnehmerzahlen festlegen.“

So lückenpresst der linksextreme „Standard“, denn es wird einmal wieder nur jener Teil der Informationen transportiert, der in die Agenda passt. Es stimmt, dass die Exekutive sich auf keine konkrete Zahl festgelegt hat, sie hat nämlich von „wahrscheinlich 3.000 bis 4.000“ gesprochen. Solche den aufrechten antifaschistischen Widerstandskämpfer demotivierenden Pimperlzahlen will die linksextreme „Standard“-Community sicher nicht lesen, also lässt die Redaktion sie einfach weg, und die Filterblase ist zufrieden. So geht intellektuell anspruchsvoller informativer Qualitätsjournalismus.

In den tausenden Postings der Community tobt sich dann auch der aufgeheizte Revoluzzergeist der Linksextremen aus. Und wenn dann einer nur mal in das Forum hineinfragt, ob jemand weiß, welchen historischen Hintergrund dieses mitgegrölte Partisanenlied denn hat, schießen die Kettenhunde sofort aus ihren Löchern und bellen ihn an, nicht jeder würde Nazimärsche lieben wie er. Das ist die Denkschiene des am linken Rand ausflockenden Bodensatzes: Wer nicht begeistert italienische Partisanenlieder schmettert, ist bereits ein Nazi. Wenn dieser linksdjihadistische Bodensatz dann dicker wird und irgendwann unweigerlich handgreiflich, weil er täglich mit aufpeitschenden Halbwahrheiten und Hetzartikeln aufgehusst wird, dann kann sich jeder ausmalen, in deren Feindschema zu passen, einfach weil man existiert und kein Teil ihres archaischen Stammesgebildes ist. „Willst du nicht mein Bruder sein, schlag ich dir den Schädel ein.“ Kennen wir.

Einige von der anderen politischen Seite toben sofort dagegen, dass man solche Demos verbieten solle und sie ein Zeichen für mangelndes Demokratieverständnis seien. Das ist ebensolcher Blödsinn. Man kann gegen jede Regierung demonstrieren, man kann gegen jeden Politiker demonstrieren, das ist einfach freies Versammlungsrecht, freie Meinungsäußerung und gelebte Demokratie. Solange eine Demo eine reine Meinungsdemonstration ist und keiner austickt, ist alles gut. Man sollte sich nicht an der linken Argumentation orientieren, alle an einer Demo gegen eine ihr genehme Regierung (also eine, in der Sozialisten das Sagen haben) zu Rechtsextremen zu erklären und zum Nazi-Aufmarsch auszurufen.

Denn auch jetzt haben sich am Donnerstag mehrheitlich genau jene versammelt, die man dort vermuten würde: Studenten, die nichts studieren was hochkonzentriertes Lernen am Abend verlangen würde, die omnipräsenten „Omas gegen rechts“, die sonst keiner zum Kaffeekränzchen einlädt, gefeierte Berufskünstler der linken Filterblase wie die außerhalb davon nur als Peinlichkeit bekannte Stefanie Sargnagel und ähnliche irrlichternde Revoluzzergeister. Würde man deren eigener Logik folgen, müsste man von ihnen und gleich dabei der SPÖ verlangen, sich vollmundig, permanent und vollumfänglich von jedem linksradikalen Ausrutscher distanzieren. Keine Sorge, macht keiner, weil eben die Werkzeuge der Linken nicht nachahmenswert sind. Und außerdem müssten sie sich dann von sich selbst distanzieren, und das geht nunmal schwer.

Ach ja, eine Frage wäre noch zu klären: Gegen was wird eigentlich demonstriert?
Naja, gegen die Regierung eben. Gegen Kickl, weil sie ihn hassen. Warum? Weil er Kickl ist. Propaganda wirkt. Und gegen Kurz. Und gegen Strache. Warum? Naja, das sind Faschisten. Warum? Weil die Antifaschisten das sagen.
Aha.
Gut.

Das Demonstrationsrecht und das Recht auf freie Meinung sind hohe demokratische Güter.
Sie geben den Teilnehmenden an solcher Donnerstagsdemos das Menschenrecht, sich zu versammeln und sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen. Viel Spaß dabei.
Aber Sinn und Inhalt müssten sie sich schon selbst geben. Doch da kann ihnen ja nicht einmal die Politik von links Halt und Position geben, denn weder SPÖ noch Grüne wissen momentan überhaupt, wofür sie stehen. Sie wissen nur, dass sie sauer sind, nicht mitnaschen zu dürfen am Fressnapf der Macht, das war‘s aber auch schon. Ein Angebot an die Wähler, warum man sie dorthin zurücklassen sollte, fehlt komplett. Die Roten haben eine neue Chefin gekürt und keiner weiß, wo die sich überhaupt positioniert. Weiter links, weiter rechts, oben, unten, in einer Kiste hinter der Tür? Keine Ahnung. Die steht da und steht für nix. Wenn sie das länger durchhält muss sie nur noch die Raute üben.

Deshalb sind die Linken momentan zwar dagegen, aber keiner weiß, wofür sie sind.
Wenn die Demonstranten grölen, sie wollen die Regierung stürzen, dann muss man sie nur fragen, welche sie stattdessen wollen und wo die herkommen soll, dann wird es rasch still…

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