Donnerstag, 27. Mai 2021

Über »Die Freiheit und ihre Feinde«

 
... schwadronniert Andreas Unterberger höchst erbau- & -götzlich, unter sehr dezent-diskreter Außen-Vorlassung des mittlerweile schon recht großen Babyelefanten ... na, Sie wissen schon: des türkisen mit den großen Ohren (über seine Rüsselgöße könnte uns ggf. ein Blas-Engel namens Schmid Auskunft erteilen, vielleicht hatte er ihn ja auch drin – in seiner Sammlung) ...

Dabei ist gerade dieser Elefant im Zimmer der hierzulande wohl mit Abstand größte Feind der Freiheit. Sekundiert von seinem Außen-schön-und-Innenminister mit brutalen Polizeieinsätzen gegen friedliche Demonstranten und gezieltem Einsatz des »Bundesamtes für Terrorisierung und Verfassungsbruch« zwecks Desavouierung der momentan einzig wirklichen Oppositionspartei werden die Grund- und Freiheitsrecht mit der Abrißbirne aus dem Bau unserer (Real-)Verfassung eliminiert. 

Es wärmt unser Herz, daß Dr. Unterberger uns versichert:
Mit den diversen Formen von Machtmissbrauch wird sich das Tagebuch in den nächsten Tagen befassen.
Es wird interessant sein, festzustellen, mit welchen
der »diversen Formen« — und wie bzw. wie sehr! — sich Dr. Unterbgerger letztlich tatsächlich beschäftigen wird. Bis dahin lesen wir gern zu diesem Thema in einem tiefschürfenden


Gastkommentar
von elfenzauberin


Ich behaupte, dass der Freiheitsbegriff in der europäischen Kultur unterentwickelt ist. Das mag damit zusammenhängen, dass viele Denker und Philosophen der europäischen abendländischen Kultur gestandene Etatisten waren. Kant, Hegel, Marx und wie sie alle heißen mögen, alle hatten einen starken Staat vor Augen, der die Geschicke der Menschen lenkt. Ganz anders verhält es sich im angel-sächsischen Raum. Praktisch alle libertären Vordenker wie Thomas Hobbes, John Locke, David Hume stammen von dort. Und es ist auch kein Wunder, dass eine Ayn Rand mit ihren unbändigen Freiheits-willen die größte Zustimmung im angelsächsischen Raum fand, wo man sich ganz offensichtlich mehr Gedanken über die Freiheit gemacht hat als hierzulande.

In der englischen Sprache wird sauber zwischen freedom und liberty unterschieden. Beide Begriffe werden im deutschen mit Freiheit übersetzt. Doch gibt es im englischen zwischen diesen beiden Begriffen wichtige Unterschiede. Um zu verstehen, was die Angelsachsen unter freedom verstehen, sei auf ein Zitat von Victor E. Frankl verwiesen:
Eine der letzten menschlichen Freiheiten ist, seine Einstellung unter welchen Umständen auch immer frei wählen zu können und einen eigenen Weg wählen zu können.
Es ist eine nach innen gerichtete Freiheit, eine Freiheit, die sich zwischen den beiden Ohren abspielt. Es ist die Freiheit des Denkens, die Freiheit, einen neuen Zugang zu den Dingen zu gewinnen. Mit freedom ist auch häufig die Wahlfreiheit gemeint, also Entscheidungen jenseits externer Kontrolle treffen zu können.
 
Liberty hingegen ist zuallererst ein externes Konstrukt, das auf eine Sozietät zielt. Es geht um das Freisein vor Repressionen, es geht um das Recht, sein eigenes Leben zu führen, eigene Ansichten und Verhaltensweisen und auch eigene politische Ansichten zu haben. Hier geht es um die politische Freiheit, die abhängig ist vom politischen System, in dem man lebt.

Ich meine, dass das eine wichtige Unterscheidung ist. Freedom ist die gottgegebene Freiheit, die wir nur durch uns selbst verlieren können, die wir aber auch dann bewahren können, wenn wir lebenslang inhaftiert sind. Liberty hingegen ist die politische Freiheit, die einem leicht genommen werden kann und für die man kämpfen muss. Es gibt kein politisches System, das liberty garantiert. Menschen, die das ernsthaft glauben, sind entweder grenzenlos naiv oder strohdumm, tertium non datur. Ganz im Gegenteil neigen Staaten dazu, die Freiheiten ihrer Bürger immer mehr einzuschränken, als diese auszuweiten. Um es den Worten von Murray Rothbart zu sagen:  
The liberty of the individual is the necessary condition for the flowering of all the other "goods" that mankind cherishes. Living in liberty allows each of us to fully enjoy our freedoms.
Und hier kommt die Ökonomie ins Spiel. Es ist der Reichtum, der Menschen frei im Sinne von liberty macht, oder genauer gesagt ist das libertäre Prinzip eine Voraussetzung, um Reichtum und Wohlstand zu erlangen. Die ökonomische Freiheit ist die Tochter von liberty.

Betrachtet man die sog. Maßnahmen unserer Politiker im letzten Jahr, kommt man nicht um den Schluß umhin, dass es die Politik war, die Unfreiheit geschaffen, Menschen der Armut preisgegeben hat und vieles mehr. Wenn wir unsere liberty zurück haben wollen, müssen wir dafür kämpfen.
 

6 Kommentare:

Nightbird hat gesagt…

Nicht nur der Kulturbegriff Freiheit ist unterentwickelt, sondern der gesamte geistige Zustand des modernen Menschen ist unterentwickelt. In "Haben oder Sein" beschreibt es Erich Fromm als "Ich habe, also bin ich!". Mit kulturellen Werten scheint der moderne Mensch nichts mehr anfangen zu können wenn sich sein einziger Sinn im Leben auf das Haben komzentriert.

Das Problem daran ist, daß es dem Menschen, dem Bürger seit dem Ende des WW II und den Jahren danach, in denen das vielzitierte Wirtschaftswunder Platz gegriffen hat, viel zu gut geht. Durch den Wohlstandszuwachs aufgrund der Möglichkeit des fast unbeschränkten Konsums hat er vergessen, sich um seine Grundrechte zu kümmern in dem irrigen Glauben, daß bliebe so.

Er hat auch vergessen, wie hart es für unsere Vorfahren war, sich die Grundrechte hart zu erkämpfen. Grundrechte wie Abschaffug der Sklaverei, Beendung der Leibeigenschaft, Arbeitsrechte, Wahlrechte und viele andere mehr sind nicht von Baum gefallen, sondern wurden mit Blut, Tränen und vielen Toten hart erkämpft.

Der moderne Mensch nimmt das alles als gegeben und selbstverständlich hin und meint, das alles sei in Stein gemeisselt und es gäbe niemanden, der sich daran vergreift. Die letzten Monate haben gezeigt, daß dem nicht so ist. Jedes Regime vergreift sich in irgendeiner Art & Weise an den Grundrechten, an einer Verfassung, am Recht nur aus einem einzigen Grund: Um an der Macht zu bleiben!

Durch eine, auch von den Regimen mangelnde, fehlende Bildung in Geschichte, Politik, Staatswesen wurde den Menschen das Wissen darum vorenthalten, verweigert. denn einen Bürger, der über solche Dinge Bescheid weiß, Fragen stellt, Zweifel bekundet, kann kein Regime brauchen. Es würde sein Überleben, seinen Machterhalt gefährden.

Scheinbar bedeutet Freiheit für den Einzelnen, zu konsumieren, was er will, zu reisen, wohin er will und ähnlich, im Grunde Unwichtiges. Ganz ignorierend, uninteressiert, daß das von unseren Vorfahren hart Erkämpfte, ihm dieses Unwichtige erst ermöglicht hat.

Und aus all den erwähnten Gründen merkt der Einzelne nicht, wie er von vorne und hinten betrogen und am Nasenring herumgeführt wird, obwohl er sich dessen
bewusst sein sollte und "denen da oben" regelmäßig zeigen sollte, wo diese ihre Grenzen überschreiten.

Für mich scheint es, daß eine Demokratie nie von Dauer ist. Immer wird es einen Zeitpunkt geben, wo das Ganze kippt und alles wieder von vorne beginnt. Beginnen MUSS, solange, bis der Enzelne endgültig begriffen hat, daß man ständig aufmerksam sein muß, nie nachlassen darf um "denen da oben" klarzumachen, daß man nicht alles mit sich machen lässt. Trotz der in der Vergangenheit bereits gemachten Erfahrungen und Opfer die sich vermutlich auch in Zukunft nicht vermeiden lassen.

Deshalb sehe ich es wie John Locke, der schreibt, daß die Freiheit ständig auf's Neue verteidigt werden muß.

Was kommen wird, weiß vermutlich niemand.
Aber vorbereitet zu sein, hat noch nie geschadet.

ohneland hat gesagt…

Oh Gott, welch oberflächliches Gesunder. Kant und Hegel werden da gleich mit Marx in einen Topf geworfen und abserviert. Ganz bestimmt ohne je eine Zeile von dem einen oder dem anderen gelesen zu haben. Mit Ignoranz lässt sich doch einiges bewerkstelligen. Max Weber wußte noch, dass eine geordnete staatliche Bürokratie den einzigen Widerpart zur Konzernmacht bilden. Und er meinte nicht das Bürokratiemonster, das uns heute nach der Kaperung der Staaten durch die" Freie Wirtschaft" der Weltkonzerne in Verbund mit dem ganzen Lobbyinggesindel innerhalb und außerhalb der Ministerien entgegentritt. Die angelsächsisch libertäre Freiheit ist die totale Vernichtung der Freiheit. Hayek, Miss, Rothbard und Co. haben vom Staat, geschweige von der Freiheit nie etwas verstanden. Von der Rothschild Puppe Ayn Rand einmal ganz zu schweigen.oder meinten sie alle ohnedies nur die Freiheit ihrer Förderer und damit Auftraggeber, der Milliardäre?

Le Penseur hat gesagt…

Cher (chère?) ohneland,

Hayek, Mises, Rothbard und Co. haben vom Staat, geschweige von der Freiheit nie etwas verstanden

Na, Gott sei Dank, gibt es so intelligenzbevorteilte Rundumtschecker & Durchblicker wie Sie, die uns das sagen.

Was täten wir bloß ohne Sie!

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P.S.: vielleicht sollten Sie Ihren Nick besser auf "ohnehirn" ändern ...

ohnehirn hat gesagt…

Le Penseur, nachdem mein deutscher Freiheitsbegriff - mit Schiller, Kant, Hegel und anderen als unterentwickelt bezeichnet wurde habe ich mir erlaubt auch polemisch zu sein. Bedauerlicherweise sind sie auf mein Argument ja nicht eingegangen. Eines Penseurs nicht ganz würdig! Die zwei Freiheitsbegriffe im Englischen hängen damit zusammen, dass da ein sächsischer und ein lateinischer Ausdruck vorhanden sind 1066! Das deutsche Wort spiegelt alle englischen Facetten und noch mehr, was leicht nachzuweisen wäre. Ich bin es einfach leid die eigene Tradition so flapsig, ignorant und so nebenbei herabgewürdigt zu sehen. Sehen sie nicht, dass die Förderer der großen Libertären genau jene Oligarchen sind die gerade dabei sind den Weltsklavenstaat zu errichten. Und die libertären Adepten ihrer großen Vorbilder sind auch noch dabei mit den letzten Resten der Nationalstaaten die letzten Hindernisse für die totale Herrschaft der Konzerne zu schleifen. Libertäre und Linke sind Die Wegbereiter des neuen Totalitarismus!
Daher mit dem Freiheitsbegriff der abendländischen Tradition inkompatibel! Der Staat ist die Wirklichkeit der konkreten Freiheit! Dieser Satz Hegels bewahrheitet sich gerade in dem Globalismuswahnsinn unsere Tage, indem die Individuen der Willkür eines Bill Gates oder einer WHO ausgeliefert sind und die überwältigten Staaten mittels gekaufter Handlanger da auch noch Hilfsdienste leisten.>Aber sie und ihre Gesinnungsgenossen sind längst am Ziel, Le Penseur. Carl Schmitt hat schon in den dreisiger Jahren des letzten Jahrhunderts erklärt, dass der rationale, okzidentale Staat tot ist!

Le Penseur hat gesagt…

Cher (chère?) ohnehirn,

haben Sie jemals F.A.v. Hayeks "Verfassung der Freiheit" gelesen? Ich kann es mir schwer vorstellen ...

Ebenso finde ich den Satz unserer Gastkommentatorin

Das mag damit zusammenhängen, dass viele Denker und Philosophen der europäischen abendländischen Kultur gestandene Etatisten waren. Kant, Hegel, Marx und wie sie alle heißen mögen, alle hatten einen starken Staat vor Augen, der die Geschicke der Menschen lenkt.

leider nur zu zutreffend! Den Deutschen (wir Ösis sind da wegen unserer balkanseischen Schlamperei und Schlitzohrigkeit ein bisserl anders, Gott sei Dank!) ist eine "Freiheit vom Staat" immer mit dem Geruch der Anarchie behaftet, und daher irgendwie suspekt. Sogar ein "Waldgänger" κατ' ἐξοχήν wie Ernst Jünger ist immer wieder von starken etatistischen Anwandlungen heimgesucht worden ...

Die Macht der Konzerne ist nur solange Macht, als sie von einem "starken Staat" gefördert wird (den diese Konzerne dann aber auch, zu ihrem, nicht unserem Nutzen zu unterwandern, zu lenken und zu mißbrauchen suchen).

Und wenn Sie Hegel zitieren ("Der Staat ist die Wirklichkeit der konkreten Freiheit"), dann kann ich nur sagen: und genau so sieht diese Wirklichkeit dann auch aus! "Konkret" im Sinne von — wenn ich diesen linguistischen Kalauer wagen darf — "concret" (englisch ausgesprochen)— also: Beton. Steinhart. Versteinert. Unveränderbar. Und nur zu schnell beim "Gott, der Eisen wachsen läßt" (und ähnlichen Unsäglichkeiten) landend.

Sorry, mein Freiheitsbegriff ist da doch dem Hayeks und Mises' ähnlicher als dem Hegels oder Kants — oder auch Schillers (den Sie auch noch in die Debatte einbringen wollen). Marx (der Hegel "auf die Füße stellen" wollte) haben Sie ja sicherheitshalber nicht erwähnt, denn da wäre der Pferdefuß diese "Freiheit" wohl zu evident sichtbar geworden.

Nichts für ungut — ich nehme meinen Nickname-Änderungs-Vorschlag mit Bedauern zurück: Sie mosern offenbar doch nicht "ohne Hirn" herum — aber halt doch in einer Richtung, die mir ebensowenig wie der Kollegin "elfenzauberin" behagen dürfte.

Vielleicht tue ich Ihnen aber auch unrecht (ich bin aus Ihren beiden Äußerungen noch nicht ganz schlüssig, was Sie eigentlich unter Ihrer "Freiheit im deutschen Sinne" verstehen), lade Sie aber ein(sofern Sie wollen), weitere Darlegungen nicht in einem Kommentar-Thread zu einem "alten" Artikel, den außer mir (oder dem Admin) kaum einer noch lesen wird, "vergammeln" zu lassen, sondern lieber auf der Kontakt-Seite einen Vorschlag für einen Gastkommentar zur Darlegung Ihres Standpunktes zu posten, den wir ggf. als Gastkommentar (mit Hinweislink auf den obigen von elfenzauberin) veröffentlichen, um damit eine sinnvolle weitergehende Diskussion zu ermöglich.

Le Penseur hat gesagt…

Sorry, Tippfehler: "balkanseischen" soll natürlich "balkanesischen" heißen ...