Dienstag, 1. November 2022

Zum Monatsersten

von LePenseur
 
 
... gehe ich wieder einmal meiner kleinen Marotte nach, die numerisch passende Symphonie zu finden — was bei allen Tagen jenseits der Monatsmitte sich als ziemlich mühselige Suche entpuppt (will man nicht einfach auf Haydn und Mozart zurückgreifen ...). Beim Monatsersten hingegen ist es genau umgekehrt: da so ziemlich jeder Symphoniker einmal eine »Erste« geschrieben hat, geht die Suche ins Uferlose und hat schon mal, ich glaube, die Wiener Symphoniker — oder war's das ORF-Symphonie-orchester? — zu einer Konzertserie unter dem Titel »Die Erste« inspiriert, bei der in jedem Konzert der Saison eine »Erste« präsentiert wurde und da wirkliche »Trouvaillen« darunter waren, an die ich mich mit großem Vergnügen erinnere.

Nun, »Trouvaille« ist die heute von mir ausgewählte »Erste« nicht ganz, denn man kennt sie (wenigstens in Österreich) doch ein bisserl — aber wie weit sie in die Welt (und da gehört halt schon alles jenseits von Freilassing dazu) hinausdrang, scheint doch eher zweifelhaft! Zweifelhafter jedenfalls als die m.E. nicht wirklich zu bezweifelnde Qualität des Werkes: »ex ungue leonem«, kann man mit Recht ausrufen. Sicher, die drei weiteren Symphonien sind reifer, ausdrucksstärker, gefestigter im Personalstil (der in der »Ersten« halt nur in homöopathischer Dosis sich schon dann und wann zeigt). Und dennoch: es ist ein festlich gestimmtes und doch nicht banales Werk — eine Fanfare, sozusagen, die in die Welt schmettert: Hier kommt einer, der ein geborener Symphoniker ist! Genug der Vorrede — Podium frei für Franz Schmidt und seine Erste Symphonie, in E-dur, aus dem Jahre 1899:


Die Satzbezeichnungen lauten:
1. Sehr langsam - Sehr lebhaft: 0:10 
2. Langsam: 11:48 
3. Schnell und leicht: 23:18 
4. Lebhaft, doch nicht zu schnell: 34:51 
 
Vassily Sinaisky leitet das Symphonie Orchester Malmö — ein Ensemble, das immer wieder auf CD mit ausgefallenen Werken in ausgezeichneter Interpretation von sich reden macht. Und für Freunde des Partiturlesens: es gibt was zum Mitlesen. Wer das nicht kann oder mag: Augen zu und genießen!

3 Kommentare:

Franz Lechner hat gesagt…

Nö, Trouvaille ist's keine, aber ein sehr schönes und viel zu wenig gespieltes Werk, und ich bin mir gar nicht so sicher, ob es wirklich unter allen anderen Schwestern rangiert. Persönlich schätze ich die Zweite am meisten.

Wenn Sie, cher Penseur, auf der Suche nach einer für Sie unbekannten, aber höchst qualitätvollen Symphonie nach Ihrem Geschmack sind, so kann ich Ihnen zum wiederholten Male die Vierte von Tscherepnin empfehlen. Sehe grad, dass sich die nicht auf youtube finden lässt, nur die Dritte, die mit der Vierten lang nicht mithalten kann... Die Marco Polo-Aufnahme hab ich, ist zu empfehlen.

Franz Lechner hat gesagt…

Baj we wej: in einer Interpretation vom Malmöer SO und VS habn sie heute abend im Kommunistensender nach dem Buch mit 7 S eine Chaconne in d-moll von FrSchm gesendet. War recht hübsch, hab ich noch nicht gekannt. Dass es in diesem Masonistenclub noch Leute gibt, die wissen, dass eine im Buch md7S vertonte Stelle der Offenbarung die heutige Tageslesung bildet? Erstaunlich.

Le Penseur hat gesagt…

Geschätzter Herr Collega,

Ihrer Empfehlung folgend, habe ich mir Tscherepnin ein wenig zur Brust genommen und das, was auf Youtube an Symphonien zu finden ist, "quergehört". Ich gebe zu: nicht schlecht, aber nicht unbedingt mein Fall ... seine Vierte kenne ich allerdings nicht und werde ich , da Marco Polo m.W. schon Geschichte ist, wohl auch kaum kennenlernen.

Ab Schmidt: mein "Liebling" ist die Dritte, wobei ich "objektiv" die Vierte für seine bedeutendste Symphonie halte — aber auch insbes. der Kopfsatz der Zweiten begeistert mich.

Das "Buch mit ..." ist weniger mein Fall, was aber nicht an Schmidt liegt, sondern daran, daß ich generell für Vokalmusik weniger zu begeistern bin, egal ob es sich um Opern, Oratorien, Kantaten etc. handelt. Ich habe zwar genug davon auf CD zuhause, aber mehr als einmal angehört — das hat Seltenheitswert. Symphonien und Kammermusik, das ist was anderes! So hat eben jeder seine Vorlieben — und das ist auch ganz gut so ...