Gastkommentar
von Rupert Moser
Was Kickl betrifft, so scheint
Unterbergers Abneigung auf seine abgottartige Verehrung Kurzens
zurückzuführen zu sein, die schon gewisse Mutmaßungen aufkommen ließ.
Unterberger hat einfach Kickls Reaktion auf dessen Abservierung durch
Kurz unter Anleitung des Bundespräsidentendarstellers nicht verziehen.
Unterbergers regelmäßige gegen Kickl ausgesprochene bzw eher
niedergeschriebene Schmähungen, die von Eingeweihten fast schon als
running gag registriert werden, stehen in auffal-lendem Gegensatz zum
bürgerlichen Getue um Pseudoobjektivität, vor allem wenn es um
realpolitische Implikationen wahrhaft konservativer (d.h. nicht ÖVP-)Agenda geht. Hier regieren normalerweise die Hofräte Hinsichtl und
Rücksichtl, hier wird genau abgewogen, um nur nicht allzu weit zu gehen,
jeder Standpunkt relativiert, um nur ja die bürgerliche Dignität zu
wahren… Da wird schon aus Objek-tivitätsgründen das Narrativ der Linken
eins zu eins übernommen, denn die nachfolgende „Hinter-fragung“ wirkt
sehr alibihaft:
„Und wie unterscheidet sie sich von der ‚Alternative für Deutschland‘, mit der sie ja in vielen Analysen als ‚rechtspopulistisch‘ gleichgesetzt wird?“
Die Ironie dabei fällt ihm,
selbstgefällig wie er ist, natürlich nicht auf: denn laut dem
Wikipedia-Mainstream ist sein politischer Blog „rechtspopulistisch
ausgerichtet“ (mit Verweis auf einen Artikel eines gewissen Jonas Vogt
mit dem Titel: Opa gegen Links).
Gegen Kickl, dessen „FPÖ sich an die Spitze der
Corona-Leugner und Impfgegner gestellt hatte“, wird hingegen voll
ausgeteilt. Man kann von einer Polemisierung mittels
Mainstream-Narrativs in eigener Herzensangelegenheit sprechen. Mitunter
werden jedoch auch „nur“ gute Ratschläge erteilt:
„Hinter diesen Überlegungen verbirgt sich die große Frage: Will Kickl dauerhaft primär das dumpfe Protestpotential ansprechen? Weiß er, dass er sich damit politisch auf Dauer isoliert? Oder will er in absehbarer Zeit doch relevant werden?
Dann aber muss er sich ändern. Und wenn ihm schon sein einstiger Chef Jörg Haider dabei kein Vorbild sein sollte, dann sollte er sich – deutlich zeitnäher – den Erfolgsweg von Giorgia Meloni anschauen, der italienischen Regierungschefin und Chefin einer einst ringsum als neofaschistisch verteufelten Partei. Sie hat gewusst, dass sie nur eine Chance hat, wenn sie ein starkes Bündnis mit den anderen Parteien rechts der Mitte schmiedet, und gegen diese nicht nur Hass schürt; dass gerade bürgerliche Wähler mit Putin absolut nichts anfangen können, sondern ganz eindeutig prowestlich und proukrainisch eingestellt sind; dass sie ganz klar die konservativ-bürgerlichen Werte besetzen muss wie Christentum, Familie, Leistung, Freiheit, Vaterland, nachdem sich die einstigen Christdemokraten immer mehr nach links und von diesen Werten weg entwickelt haben.“
Was ist Wahrheit? Was ein
vom medialen Mainstream verblödeter potentiell bürgerlicher Wähler nach
Unterbergers Gusto so zu denken vermeint? Und danach hat sich die
Politik zu richten? In Wahrheit handelt es sich, wie nicht bloß
aufgrund des Verweises auf die längst als Verräter alles Bürgerlichen
enttarnte Frau Meloni beweist, um klassisches pseudokonservatives, in
Wahrheit den neuen, durchaus antibürgerlichen Machteliten verpflichtetes
Gewäsch.
Gewissermaßen ist Unterbergers Hass gegen Kickl ein erz- oder bessergesagt: spießbürgerliches Phäno-men. Gewiss: Kickl sieht von Natur her nicht sehr schön aus, und dafür kann er nichts. Allerdings tut er nichts dagegen, ja er scheint diesen Eindruck durch seinen obligaten Dreitagesbart förmlich unter-streichen zu wollen. Dies dürfte wohl „vernünftig“ sein, da er dadurch authentisch wirkt und ein Markenzeichen schafft — indes ist gerade diese Art von Authentizität das schiere Gegenteil einer bürgerlichen Tugend. Kicks Outfit ist für einen Döblinger Spießbürger ein rotes Tuch, wie schon Corona ein höchst spießbürgerliches Thema war, d.h. Corona-Skepsis ein Reibebaum für spießbürger-liche Ängste, Ruf nach starkem Staat – Gemeinwohl vor Eigenwohl – alles spießbürgerliche Themen. Und ausgerechnet dieser unrasierte Kärntner Rotzbua wagt es, da nicht mitzuspielen! Kickl ist kein Opportunist, nicht einmal Populist. Ansonsten hätte er diesen entschlossenen Coronakurs nicht gefahren, wäre gegenüber der Besorgten und Befürworter-Seite konzilianter gewesen.
Viele Blaue verübeln ihm
das. Wahrscheinlich stimmt es, dass Hofer mehr aus dieser Situation
gemacht hätte. Viele FPÖ-Wähler schreckt Kickls Corona-Freizügigkeit ab.
Sie haben sich bereitwillig impfen lassen, glauben ja grundsätzlich
alles, was in der Zeitung steht, von gewissen Themen wie Asyl abgesehen,
sie haben die Maßnahmen befürwortet und diszipliniert mitgetragen und
haben kein Verständnis für eine asoziale Minderheit, die jegliche
Mitarbeit verweigert und dadurch nicht nur knappe Krankenhausbetten
belegt, sondern auch andere gefährdet, wie es ja in der Zeitung zu lesen
steht und im ORF allabendlich verkündet wird. Bürgerliche glauben den
Zeitungen, überhaupt den Qualitätszeitungen. Abgesehen davon steht in
der Krone auch nichts anderes. Bürgerliche ticken so, und AU ist einer
von ihnen. Er nützt dies, um politische Kleingeld gegen seinen österr
Gottseibeiuns.
Typisch für Unterberger sind seine Potpourri-Artikel, in
denen zusammenhanglos, aber fein säuberlich numeriert seinen
Feindbilder Rundumschläge versetzt:
„Warum floriert Dummheit schier grenzenlos? Das merkt man nicht nur beim Opern-ball, sondern auch bei einem breiten Streifzug durch die Gesellschaft. Immer öfter stellt man sich beim Beobachten der Zeitläufte die simple Frage: Warum nur? Daher seien 13 unbeantwortete Fragen von Österreich bis zur Türkei gestellt, von den spanischen bis zu den österreichischen Sozialisten, von alten Hollywood-Diven bis zur Kinderkriminalität, von der grünen Wolfsliebe bis zu den Klebeterroristen, von der deutschen Wehrpflicht bis zum Herrn Hersh.“
Der Herr Hersh kriegt natürlich wegen seine
Nordstream-Aufdeckung sein Fett ab, wenngleich Unter-berger sich nicht
mehr erinnern will, dass er dereinst „messerscharf“ für die Täterschaft
der Russen „argumentiert“ hat, und stattdessen diese Frage nunmehr als
nicht beantwortbar zu qualifizieren scheint … Der Erdogan ist auch ein
typischer Unterberger-„Feind“, was einfach der Unfähigkeit geschuldet
sein dürfte, einem Gegner, und als solcher ist Erdogan aus
christlich-europäischer Sicht zweifelsohne zurecht anzusehen, so etwas
wie Konsistenz des Denkens zuzubilligen und letztlich eine gewisse
Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Erdogan ist einfach nur finsterer
Bösewicht, sondern auch strunzdumm und überhaupt unfähig.
„Klebeterroristen“ mag Unterberger nicht, wie nicht anders zu erwarten,
sofern nach Corona noch irgendetwas zu erwarten ist…. Aber auch hier
bleibt er sozusagen auf halbem Weg stehen und vermeidet die
Thematisierung der eigentlichen Ursache, des Klima-schwindels… Empathie
für irregeleitete, halbe Kinder, die sich aus falschen Gründen wirklich
Sorgen machen, ist von ihm nicht zu erwarten.
So als wären sie das
eigentliche Problem. Sozialistenhasser ist er sowieso, der Herr
Unterberger. An-geblich hasst er auch die Grünen, wenngleich es damit in
jüngster Zeit nicht so weit her sein dürfte… Und dann noch als besondere
Albernheit „die Wölfe“. Zugegeben, dieses Thema ist kontrovers. Für
einen Stockkonservativen ohne Weitblick hören sich hier jedenfalls alle
Sympathien für den grünen Totalitarismus auf, zumal ist es für einen
solchen schier unvorstellbar erscheint, dass es naturliebende Menschen
gibt, die sich nach einer intakten und möglichst wilden Natur sehnen.
Krämerseelen haben halt für Romantiker nichts über…
Diesen Feindbildern stehen veritable Heroen, Unterbergersche Lichtgestalten gegenüber. Den seiner-zeitigen kindhaften Kanzlerdarsteller Kurz haben wir schon erwähnt. Nun – diese in journalistischer Hinsicht heiße Liebesaffaire hat sich mittlerweile etwas beruhigt. Ausnahmsweise ist hier bei Unter-berger so etwas wie eine ansatzweise Weiterentwicklung festzustellen. Schließlich waren Kurzens Fehler – so es sich überhaupt um solche handelt und nicht um einen penibel umgesetzten Plan, an dessen Schluss die Revolution wieder einmal ihr liebstes oder schönstes Kind aufgefressen hat – so zahlreich und tiefgreifend, dass man überhaupt aus angemessener zeitlicher Distanz nicht länger über sie hinwegsehen kann. Wenn Unterberger etwa – was einen seiner besten journalistischen Ansätze dar-stellt – völlig zurecht die Entwicklung der Judikatur der Gerichtshöfe des öffentlichen Rechts kritisiert, muss er zwangsweise einräumen, dass auch die von der Kurz-ÖVP entsandten Richter den neuen linken Kurs nicht bloß mittragen, sondern sogar prägend gestalten.
Völlig indifferenziert und moralisch
verachtenswert ist hingegen die Verehrung von einer Höllenfigur wie
Winston Churchill. Es ist naturgemäß unmöglich zu beurteilen, ob die
Wertschätzung jenes „Staats-mannes“, der die bürgerliche und christliche
Welt zumindest in der europäischen Mitte in Schutt und Asche gelegt hat,
auf Kriechertum, Opportunismus, Geschichtsunkenntnis oder schlicht auf
eine rund-weg niederträchtige bzw mittlerweile hoffnungslos korrumpierte
Gesinnung zurückzuführen ist. Dabei steht diese Wertschätzung sogar mit
Unterbergers aktuellem Verdikt der Masseninvasion in eklatantem
Widerspruch. Aber wahrscheinlich weiß er gar nicht, dass es just
Churchill war, der im Alter auf politi-schen Druck hin die für
Großbritannien vernichtenden Einwanderungsgesetze unterschrieben hat.
Vielleicht ist es ihm auch egal, denn womöglich steht er nicht einmal in
dieser fundamentalen Frage auf unserer Seite. Dass Unterberger Leute
wie Adenauer, den Säulenheiligen schlechthin bürgerlicher politischer
Kurzsichtigkeit und transatlantischen Verräter seines Landes, einen
klassischen Konser-vativen von berüchtigt durchschnittlicher Intelligenz,
Thatcher und jetzt natürlich Zelenskij als wahren Helden unserer Zeit
hochschätzt, versteht sich wohl von selbst.
7 Kommentare:
Was ich hier über Unterberger und seine Leser erfahre, läßt mich feststellen: Max Frisch hat in seinem "Biedermann" noch weit untertrieben.
Unterberger und sein Klientel sind bigotte Mittelständler, vaterlandslose Gesell*Innen mit dem Lebensmotto "Hauptsache mir geht es gut!"
Ich kenne solche Leute! Stinkereich, lassen einen ein technisches Teil besorgen, und schämen sich nicht, es mit Kleingeld auf den Cent genau zu bezahlen! Mästen fremde Katzenvieher aber für die Freundin mal etwas zu überweisen ist ihnen zuviel. Fahren ständig in der Gegend umher aber mal die Nachbarin in den Supermarkt mitzunehmen, fällt ihnen nicht ein.
Solches Pack dürfte Unterbergers Klientel sein. Die Nöte der kleinen Malocher gehen denen am Allerwertesten vorbei, aber wenn im TV die Richtigen für häßliche Kinder um Spenden betteln, wird gespendet.
Und dieses verlogene Klientel gilt es bei der Stange der richtigen Partei zu halten, abzumelken und ggf. ihre Spenden oder gar Vermächtnisse in gute Kanäle zu lenken. Daß solch ein Einfluß eines "konservativen" Rentnerbloggers "Interessierten Kreisen" etwas Wert sein könnte, das können sich, so habe ich oft den Eindruck, hiesige Autoren nicht vorstellen. Immer diese verflixten Vorstellungsschwierigkeiten!
Als ehemaliger Unterberger-Blogger kann ich nur sagen: GROSSARTIG.
Die Enttäuschung der ehemaligen Leserschaft gegenüber dem ideologisch völlig abgetrifteten Hr. Unter(irdisch)berger muß (verständlicherweise) sehr groß sein, wenn man sich so ausführlich darüber seine Gedanken macht wie Rupert Moser.
Sollte man aber inzwischen bei "Le Penseur" angekommen sein, ist der "Verlust" von Hr. Unterberger leicht verschmerzbar!
MfG Michael!
Der Text nimmt nach der langen Einleitung nun Fahrt auf und gewinnt an Kontur und Inhalt. Es ist Zeit, dass Leuten wie Unterberger ein Spiegel vorgehalten wird.
gegenüber dem ideologisch völlig abgetrifteten ...
...abgedrifteten. Ich schreibe ja auch nicht "polschewistischen". Soviel Zeit muss sein, Genoss*x. Doitsch is priema.
Eigentlich ist Unterberger immer mies gewesen- weiß nicht, warum ich mir das jahrelang angetan habe. Witzig ist die Vorstellung, wie er sich diesen Artikel durchliest und dabei vor Zorn zerspringt. Eitel und egozentrisch ist er nämlich schon etwas. Ganz sicher liest er das, weil er alles liest, was ihn betrifft. Moser scheint es darauf anzulegen, den Finger auf seine größten Wunden zu legen. Daher dieser Angriff von proklamiert bürgerlicher Seite, denn das tut ihm am meisten weh.
Kommentar von Unbekannt gelöscht - Löschgrund Nr. 4 und Nr. 5
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