Die Geschichte der Absatzschuhe
von Grantscherben
Persien
Bei
den ältesten bekannten Schuhen mit deutlichem Absatz handelt es sich um
Schuhe von Reitervölkern, Exemplare davon sind unter anderem im Bata
Shoe Museum erhalten. Bis heute weisen Reitstiefel stets einen
deutlichen Absatz auf, da er Trittsicherheit im Steigbügel ermöglicht.
Im Zuge der intensiven diplomatischen Beziehungen durch Abbas I. um 1600
sollen Teile der persischen Kultur, und so auch die Absatzschuhe, nach
Europa gelangt und positiv aufgenommen worden sein. Diese Erklärung der
Herkunft der Absätze wird vom Bata Shoe Museum vertreten. Daraufhin
verbreiteten sich Absatzschuhe in der Zeit des Barocks als
repräsentatives Symbol, zunächst für einflussreiche und wohlhabende
Personen. Dabei erhöhte sich auch die Absatzhöhe, die unmittelbar mit dem sozialen Rang einer Person in Verbindung gebracht wurde. Teilweise gab es dafür sogar detaillierte Regularien.
Schumuseum Toronto - Bata Shoe Museum
Abbas
der Große – einer der bedeutendsten Führer des Iran – war daran
interessiert, diplomatische Beziehungen zu Europa aufzubauen.
Gleichzeitig hatte Europa, insbesondere England, im vergangenen
Jahrhundert Handelsbeziehungen mit Persien aufgebaut. Persien und Europa
verband das gemeinsame Interesse, das Osmanische Reich in Schach zu
halten. Abbas der Große war sich dessen und der Macht seiner
Streitkräfte bewusst: er hatte eine der größten Gebirgsarmeen der Welt
und eine, in der jeder Mann hohe Absätze trug. Als sich die Beziehung
zwischen den beiden Mächten entwickelte, wurden Absätze schnell von
europäischen Königshäusern bemerkt, die sie später übernahmen.
In
Europa war es Ludwig der XIV. (Sonnenkönig) der den Absatzschuh populär
machte. Er war Trendsetter für opulente und exzessive Mode. Der König
war im wahrsten Sinne des Wortes ein „Fashionista“: er bevorzugte nur
die luxuriöseste Mode und war ein Fan von Stöckelschuhen.
Höhere
Absätze (mehr als 3 Zentimeter) waren zunächst nicht an das Geschlecht
gebunden. Dies änderte sich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts –
seitdem wird der erhöhte Absatz fast ausschließlich mit Damenschuhen in
Verbindung gebracht, wobei im 20. Jahrhundert High Heels mit noch
wesentlich höheren Absätzen als bisher aufkamen. Sehr schlanke
Stiletto-Absätze wurden erst in der Nachkriegszeit durch Verwendung
besonders festen Stahls möglich. Weite Verbreitung fanden High Heels im
Gestalt der Plateauschuhe ab Ende der 1960er Jahre, die den Tragekomfort
deutlich verbesserten. Als eine mögliche Ursache dafür, dass sich High
Heels im ausgehenden 19. Jahrhundert als explizit weibliche Schuhe
wieder verbreiteten, wird das zeitgleiche Aufkommen der (Akt)-Fotografie
gesehen, die den Blick auf weibliche Attraktivität und Erotik
grundlegend verändert habe.
Zur
gleichen Zeit, als Könige versuchten, Absätze als Symbol der
Männlichkeit für sich zu beanspruchen, fingen auch Frauen an, sie zu
tragen – sehr zur Bestürzung und Verzweiflung vieler Männer.
Die
Chopine ist ein historischer Damenschuh mit hoher Plateausohle, der im
15. bis 17. Jahrhundert fast 200 Jahre vor allem in Spanien und Italien
in Mode war. Sie sind seit 1438 in Spanien nachgewiesen. Die Sohle war
etwa 10 Zentimeter hoch und bestand aus Kork, mit sehr weichem
Ziegenleder überzogen. Aufgrund der verbreiteten Mode reichten die
Korkvorräte des Landes nicht aus. Ähnliche Sockelschuhe waren auch im
15. und 16. Jahrhundert in Italien bekannt, besonders in Venedig: Dort
waren die sich nach unten verbreiternden Sohlen zwischen 25 und 74
Zentimeter hoch. Zur Fortbewegung musste deshalb auf Bedienstete
zurückgegriffen werden, die die Damen in diesen Schuhen beim Gehen
stützten. Die katholische Kirche soll diese Mode begrüßt haben und
italienische Geistliche sollen den Trägerinnen hoher Sockelschuhe
bereitwillig den Sündenablass gewährt haben, weil diese sich nicht dem
'Laster' vergnüglicher Tänze hingeben konnten.
Bild: Aus der Rüstkammer des königlichen Schlosses in Stockholm
Ab
dem 18. Jahrhundert verlief die Entwicklung hochhackiger Schuhe für
Männer und Frauen deutlich unter-schiedlich. Als die Aufklärungsbewegung
aufkam und der Schwerpunkt zunehmend auf Intellekt und Vernunft lag,
fingen Männer an, dies auch in ihrer Kleidung widerzuspiegeln: man
bevorzugte flachere und robustere Schuhe, während Damenschuhe zierlicher
und kunstvoller waren.
20.Jhd. - Klassische High Heels
Erfinder
und Vater ist Roger Vivier, ein französischer Modedesigner, der sich
auf Schuhe spezialisiert hat. Vivier entwarf High Heels für Dior, ganz
im Stil der Haute Couture – exklusiv und beliebt bei den größten Damen
wie Grace Kelly und Soraya (Kaiserin von Iran).
Zu
Beginn des 20. Jahrhunderts verbreiteten sich High Heels als betont
weibliche Schuhe in den industrialisierten Ländern. Eine der damals
prominenten Frauen, die High Heels bei öffentlichen Anlässen trug, war
Marlene Dietrich.
Weite Verbreitung fanden High Heels mit Aufkommen der Plateauschuhe Ende
der 1960er Jahre, die den Trage-komfort deutlich verbesserten. Anfangs
wurden diese Plateauschuhe sowohl von Frauen als auch Männern getragen,
dies blieb jedoch eine charakteristische Modeerscheinung der 1970er
Jahre. Seither werden High Heels üblicherweise nur von Frauen getragen.
John Travolta Filmausschnitt - Stayin' Alive (Saturday Night Fever)
The Sweet
Üblicherweise nur von Frauen getragen? ....mit der LGBTQI* - Bewegung ist vermutlich auch das bereits wieder Geschichte.
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