Donnerstag, 2. März 2023

Andreas Unterberger, oder: Der bürgerliche Verrat (Teil 2)

Gastkommentar
von Rupert Moser

(=>Teil 1)

 
In Sachen Corona kam Unterbergers massives Eintreten für die Hysteriker und Unterdrücker einiger-maßen überraschend. Eigentlich hätte man auch hier, trotz ÖVP-Regierungsbeteiligung, seinen typisch abseits aller unmittelbar ÖVP-Polit-Interessen berührenden Bereiche zu beobachtenden gemäßigten, pseudo-vernünftig abwägenden „Ja, aber“- vielleicht auch „Nein, indes-Standpunkt“ (seine Sätze beginnen oft mit dem Wort „gewiss“ im Sinne von „zwar“) einer sozusagen bürgerlich-goldenen Mitte erwarten können. Aber das ist eben der springende Punkt, der entscheidende Unterschied etwa zur Migrationsfrage: Dort war es nämlich allzu leicht, einen vernünftigen wie ethischen Standpunkt zu vertreten. Die Erkenntnis, dass die Masseneinwanderung von bildungsfernen Nichteuropäern unsrem Land schadet, stellt keine besonders großartige intellektuelle Leistung dar und war dementsprechend innerhalb der verbliebenen bürgerlich-konservativen Schicht eindeutig gefestigt. Dies schon aus ganz handfesten Gründen, schließlich will man in seinem Döblinger Cottage seine heilige Ruhe haben, schließlich ist man besorgt um seine Töchter und Enkelkinder etcetera etcetera. 
 
Das Hochhalten der bürgerlichen Werte fiel somit selbst in Anbetracht des immer stärker werdenden linken Meinungsterrors allzu leicht und war sogar alternativlos. Andernfalls wären Unterbergers Leser mehr oder weniger vollständig davongelaufen. Im Falle von Corona war das eben nicht so. Hier gab und gibt es in der bürgerlichen Seele höchst widerstreitende Gefühle: Autoritätshörigkeit, Ängstlichkeit, Wunsch nach einem starken Staat, nach Recht, Ordnung und Disziplin versus … ja nun, was bleibt auf der anderen Seite: die bürgerlichen Grundfreiheiten eben, die sogenannten Grund- und Freiheitsrechte, ein zutiefst demokratisches Bewusstsein, ein Bekenntnis zu unserer Republik, wie sie sich nach 1945 herausgebildet und weiterentwickelt hat. Hier, gerade hier, hätte es einer starken moralischen Hand bedurft, um die bürgerlichen Schäfchen sicher durch alle Wirrnisse zu führen, indem man ihnen klarmachte, dass zentrale, nicht verhandelbare Werte ihres Weltbildes auf dem Spiel stünden. Doch zum Erstaunen seiner Leser, die das ja gar nicht bedurft hätten, extremisierte sich Unterberger von Tag zu Tag und trat schließlich, als angeblicher Liberaler, sogar für die Zwangs-impfung ein. Man braucht an dieser Stelle auf seine journalistischen Ergüsse nicht näher einzugehen und möge mir auch so glauben, dass sie schlicht indiskutabel waren. 
 
Was nun den anderen Punkt betrifft, ist sein militanter Transatlantizismus zwar immer ausgeprägt und entsprechend dämlich bis abstoßend gewesen. Seine Leser hatten ihn, wie aus dem Kommentarbereich ersichtlich, eher wenig goutiert: Der kulturell gefestigte Wiener Großbürger verachtet im Grunde seines Herzens alles Amerikanische. Jedoch schimmerte Unterbergers durchaus politisierende USA-Schwärmerei nicht bei jedem Anlass durch; man konnte angesichts anderer positiverer Ansätze darüber hinweglesen, ebenso wie über seinen blinden Parteigehorsam und später über seine läppisch- verliebten Apotheosen des Kind-Kanzlers Kurz. 

Sein Eintreten „gegen Putin-Russland“ ist nun dahingehend überaus bezeichnend, indem dadurch die Inkonsequenz, ja Unlauterkeit des Unterbergerschen Denkens, so von einem solchen die Rede sein kann, wie Heimito von Doderer an dieser Stelle eingeworfen hätte, decouvriert wird. In der Regel bezog sich Unterbergers „Glühen“ für die westliche Hegemonialmacht bisher auf jene Seite, die von der GOP repräsentiert wird. Gewiss müsste schon allein eine solche den intellektuellen wie kulturellen Ansprüchen eines gepflegten Europäertums ganz und gar nicht entsprechende Einstellung ein wenig schlicht, ja dämlich erscheinen. Indes ist dies noch nicht das Schlimmste. Zweifellos hat jedes Ding irgendwo auch seine halbwegs guten Seiten, und so ist dem amerikanischen Volk und Politsystem immerhin die Wahl eines „Populisten“ wie Donald Trump zugutezuhalten, was ja derzeit in West- und Mitteleuropa als realpolitisch mehr oder weniger unmöglich angesehenen werden muss. 
 
Aber ausgerechnet den Donald mag er nicht, der Herr Unterberger, und zuweilen hetzte er gegen diesen, als würden seine Leser amerikanische Wahlen entscheiden. Dieser Trend nach links verstärkt sich enorm in der Frage des Ukraine- Krieges Ein angeblich Konservativer, der – natürlich völlig zurecht – gegen die sexuell-perverse Indoktrinierung unserer Kinder wettert, ist somit Knall und Fall bedingungsloser Parteigänger der US-Demokraten und ihrer europäischen und auch inländischen kriegshetzerischen Ableger, nämlich unserer Grünen geworden. 

Wie reimt sich das? Kann Unterberger nicht über den Tellerrand blicken oder gar eins und eins zusammenzählen? Weiß er nicht über so signifikante Kleinigkeiten Bescheid, dass es etwa just der US-Botschafter gewesen ist, der bei „unserer“ Regierung gegen die geplante Absage der „Love-Parade“ protestiert hat? Ist er nicht in der Lage zu erkennen, wie es mit seinen hehren bürgerlich-christlichen Ansprüchen aussehen wird, wenn nach Plänen der NATO und der Drahtzieher im Hintergrund die letzte große Bastion im Osten gegen den globalistischen Totalitarismus gesprengt sein wird?
Kann man seinen christlich-bürgerlichen Standpunkt nachhaltiger verraten? 
 
Hier einmal ein kleines Beispiel für die Lächerlichkeit, die Unterbergers transatlantische Agenda anzunehmen imstande ist:
„Da ist an der Spitze die erbarmungslose und brutale Assad-Diktatur in Syrien zu nennen, die den verzweifelten Aufstand der nach Freiheit lechzenden syrischen Bürger provoziert hat. Die aber offenbar bis zum letzten Syrer zu kämpfen gewillt ist.“
Dieser Satz aus der Feder eines den „heldenhaften Kampf der Ukraine“ auf bereits schon lächerliche Weise preisenden blindergebenen Transatlantikers wirkt, isoliert betrachtet, rein parodistisch. Unter-berger hat in Fragen, die auch nur im weitesten Sinne den globalen Konflikt zwischen den USA und Russland betreffen, jegliches Maß und damit jegliche bürgerliche Anständigkeit verloren, er wirkt in seinen sich häufenden, ganz schlimmen Momenten wie eine überspitzte Karikatur seiner selbst, die nicht einmal vor dem Umstand zurückschreckt, dass sich jedem auch nur halbwegs intelligenten Leser die so naheliegende Frage: wer bitteschön hat denn etwa die Absicht geäußert, bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen? letztlich unweigerlich aufdrängen muss. 

Und intelligente Leser hat er noch genug, der Herr Unterberger. Infolgedessen besteht seit „Corona“ und erst recht seit Ukraine-Krieg der Reiz dieses Blogs längst nicht mehr in Unterbergers einigermaßen, dh maßvoll, indes nicht übertrieben vernünftigen und schon gar nicht übertrieben schlauen Artikelchen, sondern in den Rattenschwanz-artigen Widersprüchen und Widerlegungen, mit denen seine zwar anscheinend etwas geschrumpfte, aber noch von einem harten Kern beherrschte Leserschaft zu reagieren pflegt, eine Leserschaft, die sich die Möglichkeit zu widersprechen etwas kosten lässt. Ein paar dubiose Claqueure auf der Gegenseite, eine Zeitlang in relativem Aufwind, fallen da überhaupt nicht ins Gewicht. Der Unterberger-Blog ist bizarr geworden, und darüber hinaus auch ein wenig kriegerisch, stellen doch nicht zuletzt des Blogmasters Artikelchen eine imgrunde fortgesetzte implizite Beleidigung der Leserschaft dar, die sich ja letztlich zum überwiegenden Teil aus Impfver-schwörern und Putinverstehern zusammensetzt und somit von Unterbergers unterschwelligen, aber höchst gehässigen Herabwürdigungen betroffen sein muss und ihm daher entsprechend Contra gibt. 

Bizarr sind auch zweifelsohne Unterbergers (zumeist) intelligente Kommentatoren, zumeist Wichtigtuer und/oder Idealisten, die sich, wie oft ersichtlich, als Gemeinschaft verstehen, die den Blog verteidigen, in diesem die Stellung halten, ihre Gedanken und Erkenntnisstände in immer höher werdender Unabhängigkeit von Unterbergers Anlass-Artikeln austauschen. Gewiss haben ihrer bereits etliche gekündigt, unter Verweis auf ihren Unwillen, den Unterbergerschen Unsinn weiter zu ertragen oder gar finanzieren. Jedoch ist auch schon vorgekommen, dass ein solcher wiedereingetreten ist, nur um Unterberger noch vehementer zu widersprechen. 
„Um Himmels willen! Was wird uns denn heute in diesem Blog für ein Unsinn ange-dreht?“ 
... hat beispielsweise der sehr aktive User namens „Elfenzauberin“ nach seiner Rückkehr einmal formuliert.
 
So etwas wie eine Reaktion des Blogmasters ist nicht ersichtlich. Unterberger geht auf keinen Kommentar ein. Was ihn selbst betrifft, so scheint alles gegen die Wand gesprochen, ungeachtet aller z.T. wirklich ausführlicher Argumentation und auch Untermauerung durch Fakten, Quellen und Belege. Unterberger schreibt tagaus tagein, dh eher nächtens, den gleichen Sermon. Naive Wohlmeinende loben seinen Liberalismus, alle Gegenstimmen zu Wort kommen zu lassen. Dabei scheint diese vorgebliche Unterbergersche Großzügigkeit nur dem wirtschaftlichen Kalkül geschuldet. Ohne seinen kritischen Circle und dessen weiterführende Kommentare könnte Unterberger nämlich einpacken. Darüber hinaus dürfte sein Blog mitunter sogar aus Schadenfreude ob der verbalen Prügel gelesen werden, die der Meister regelmäßig und wohlverdienter Maßen einsteckt. 

Gewiss scheint Unterberger nichts so sehr zu hassen wie Putin, den er regelmäßig auf fast schon vulgäre Art beschimpft (oder beschimpfen lässt: er stamme „aus der St. Petersburger Gosse“, heißt es in einem auch im Ganzen höchst grotesken Gastkommentar), eventuell auch Russland im Ganzen. Daneben hat er ein absurdes Sammelsurium an Feindbildern aufgebaut – etwa Herbert Kickl, Impf-kritiker bis hin zu – Wölfen. 


5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ob Hr. Unter-berger tatsächlich so wichtig ist, dass man ihm ein derart langes - durchaus zu recht, kritisches Kommentar widmen muß?
Ich glaube mich daran zu erinnern, dass Hr. Unter-berger einmal bei "Kontrafunk am Sonntag" eingeladen war. Ich fand seine selbstgefälligen und arrogant wirkende Aussagen haarsträubend.

MfG Michael!

Anton Gruber hat gesagt…

Ob Unterberger wichtig ist oder nicht, weiß ich nicht. Aber er ist jedenfalls ein signifikanter Exponent bürgerlichen Denkens, und als ein solches Phänomen sicherlich einen Artikel wert. Schließlich geben die "bürgerlichen" Stimmen bei Wahlen längst den Ausschlag für die Links-Diktatur.

Anonymus hat gesagt…

„Da ist an der Spitze die erbarmungslose und brutale Assad-Diktatur in Syrien zu nennen, die den verzweifelten Aufstand der nach Freiheit lechzenden syrischen Bürger provoziert hat. Die aber offenbar bis zum letzten Syrer zu kämpfen gewillt ist.“
So etwas gibts doch nicht, dass kann Unterberger nicht ernst gemeint haben. Schjon allein dieser idiotische, pathetische Stil .. in meinen Augen reine Ironie! Hat Rupert Moser da vielleicht etwas falsch verstanden?

Fiona hat gesagt…

@ Anonymus 16:21
Ironie bei Unterberger? So etwas hab ich noch nie bei ihm gefunden! Aber wenn Sie es nicht glauben wollen, bitte, hier ist der link zu seinem Artikel:
http://www.science-blog.at/2023/02/erdbeben-schuld-ist-bei-menschen-zu-finden-nicht-bei-allah/

Inzwischen sind nicht einmal die Kommentare bei seinem Blog lesenswert.

Anonymus hat gesagt…

ZUnglaublich - vielen Dank, Fiona! Der Typ hat sie wirklich nicht alle, könnte man meinen... nach wener Freiheit "lechzen", die vom IS bestimmt wird? Liest der Mann keine Zeitungen? Sogar der Mainstream mag den IS nicht...