Samstag, 10. Dezember 2022

Meinung zum Schengen-Abkommen

 
Österreich blockierte die Aufnahme Rumäniens in den Schengen-Raum. Deshalb wurde die öster-reichische Botschafterin ins rumänische Außenministerium zitiert. Dazu ein erhellender
 
Gastkommentar
von Helmut
 
Als Österreicher, der seit über zwanzig Jahren in Siebenbürgen lebt, bin ich ein Gegner des Beitritts Rumäniens zum Schengener Abkommen und kann dies auch begründen. Mir ist etwas aufgefallen, wenn ich mit Leuten über das Schengener Abkommen spreche: Fassen wir die Dinge zusammen und nennen wir die Dinge beim Namen:
 
Welche Auswirkungen hat der Beitritt zum Schengener Abkommen? 
 
Die Bürger des Schengen-Raums können die gemeinsamen Binnengrenzen der EU-Mitgliedstaaten jederzeit ohne Personenkontrolle überschreiten. Die Zollkontrollen sind durch den EU-Beitritt bereits abgeschafft worden, so dass sie in keiner Weise betroffen sind. In der Praxis bedeutet dies, dass die Menschen die Grenze überschreiten dürfen, dass es keine Kontrollen mehr gibt und dass die Grenz-posten personell und materiell reduziert werden.
 
Was bedeutet das für die rumänischen Bürger?
 
Kriminelle, die in illegalen Menschenschmuggel, illegalen Waffen- und Drogenhandel, illegale Asyl-umgehung und andere Straftaten wie die Einfuhr gestohlener Waren aus dem Ausland nach Rumänien, den Verkauf rumänischer Babys und Kleinkinder ins Ausland usw. verwickelt sind, werden ihre grenz-überschreitenden Aktivitäten viel leichter ausüben können.
 
Wenn der ukrainischen Drogen- und Zigarettenmafia aufgrund des aktuellen Konflikts mit Russland die Einreise nach Rumänien gestattet wird, hat der etwas kurzsichtige Vorteil, dass man an der Grenze nicht anstehen und keinen Ausweis vorzeigen muss, einen viel größeren Nachteil für die Sicherheit der rumänischen Bürger. Aber die Regierung informiert nicht darüber. Sie schweigt zu diesem Thema. Sie wollen einfach mit dem "Erfolg" des Schengen-Beitritts punkten. Dabei spielt es keine Rolle, ob dies zum Vorteil oder zum Nachteil der Bevölkerung ist.
 
Ein Stadtrat aus der Regierungspartei PNL, der weiß, dass ich Österreicher bin, schreibt mir, um mich zu provozieren:
Im Falle einer negativen Antwort heute, #AUROEXIT = Boykott aller österreichischen Unternehmen in Rumänien, bis sie gehen! Österreich hat viel Kritik aus Rumänien er-halten!
Daraufhin habe ich ihm geschrieben:
 
Das stört mich nicht im Geringsten. Aber das hätte man schon vor Jahren tun sollen. Zum Beispiel, als die besten Ressourcen Rumäniens für ein Butterbrot an die ÖMV verkauft wurden. Oder damals, als ein Österreicher namens Schweighofer die geschützten Wälder Rumäniens rigoros abholzte, und auch hier schwiegen die Parteien, einschließlich der PNL. Jetzt ist es nicht mehr so schlimm, jetzt sind diese Waldgebiete von IKEA gekauft worden, und wenn die Schweden diesen Angriff auf die Natur in Ru-mänien fortsetzen, dann muss man das akzeptieren.
 
Das Einzige, was ich nicht gut fände, wäre, wenn die Strabag ihre Tätigkeit in Rumänien einstellen würde. Ich weiß nicht, welche Methoden die Strabag anwendet, um bei öffentlichen Ausschreibungen immer die dicken Brocken einzuheimsen, und ich will es auch gar nicht wissen, aber eines ist sicher: Die Straßen, die die Strabag baut, müssen nicht im darauffolgenden Jahr wieder repariert werden, so wie es in unserer Stadt üblich ist.
 

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Gründe die " Helmut" nennt, warum Rumänien NICHT in den Schengen-Raum soll, sind genau jene Gründe, warum Rumänien DOCH in den Schengen-Raum möchte!

MfG Michael!

Anonym hat gesagt…

Ich arbeite in einem deutschen Unternehmen was in Rumänien produziert und Dank EU Subventionen am Tropf gehalten wird. Das Werk produziert im 1-Schichtbetrieb, ist hochautomatisiert und dennoch unproduktiv. Es fehlt an Fachkräften und Mitarbeitern. Aufträge die aus Kapazitätsgründen nicht bedient werden können , gehen zurück nach Deutschland trotz den höheren Produktionskosten. Der Einzige Grund weshalb europäische Firmen in Rumänien produzieren sind Subventionen. Standorte die durch Subventionen am Tropf gehalten werden sind marktwirtschaftlich gesehen nicht überlebensfähig und werden früher oder später wieder schließen. Unter diesem Gesichtspunkt wäre es nicht weiter tragisch dieses Land zu verlassen!

helmut-1 hat gesagt…

Zu Anonym:
Bin davon überzeugt, dass es auch solche Beispiele gibt, aber es gibt auch andere. Gerade in unserer Stadt. Da gibts einen Produktionsbetrieb für Elektroartikel (Verlängerungskabel, 3-er Stecker, etc.), die als eine der vielen weltweiten Filialen eines Mutterkonzerns aus Stuttgart fungieren. der Direktor hat das Heft gut in der Hand, und der Laden läuft im 2-Schicht-Betrieb.

Oft hängt es auch mit der Bezahlung zusammen. Es gibt auch hier einen Zulieferbetrieb für gewisse Teile für Audi Ingolstadt, und da krankts an Personal, weil der ganz unten ist mit der Bezahlung. Die Zeiten, wo man gute Arbeit für billiges Lohngeld bekommt, die sind seit Langem in RO vorbei.

Im Kreis Hermannstadt sind mehrere Firmen aus Deutschland und anderen Ländern, z.B. auch Continental. Die produzieren ihre Reifen im Mehrschichtbetrieb und erweitern ständig. Wie gesagt, an den Knödeln hängts meistens.

helmut-1 hat gesagt…

Frage, könnte es sein, dass auch die Preisentwicklung für den Sprit bei dem Abstimungsverhaltn der Österreicher mitgespielt hat?

In Rumänien ist seit Monaten der Sprit wesentlich günstiger als in Österreich. Zumindest das Benzin. Seit ein paar Tagen gabs wieder einen Sprung nach unten, und nun ist es das erste Mal unter die 1,30 € Grenze gefallen, und zwar auf 1,28 € (6,30 Lei).

In Österreich sinds meines Wissens 1,55 € pro Liter Benzin

Anonym hat gesagt…

helmut-1
Das mit den „Knödeln“ wäre eine Erklärung was den Personalmangel betrifft. Wer in Osteuropa Löhne unter den ortsüblichen Tarifen zahlt hat es wahrscheinlich nicht anders verdient.