Ist der Inspektor mittlerweile durchgeknallt?

von Franz Lechner

Scott Ritters Beiträge zu den laufenden kriegerischen Auseinandersetzungen, vor allem in der Ukraine, weniger zum Nahen Osten, obwohl diese auch neue Aspekte bieten, sind mittlerweile fast legendär. Im Großen und Ganzen kann gesagt werden, dass seine Analysen zutreffen und seine Prognosen im Wesentlichen eingetreten sind. Aber was ist seit etwa zwei Wochen mit ihm los? 

Jetzt fordert er sein Land, die USA auf, die nachträgliche Umsetzung des Morgenthau-Plans zu erwägen, weil ein paar stumpfsinnige, offenbar transatlantisch gesteuerte Offiziere einen Angriff auf die Kertsch-Brücke planen. Kratze an einem Deutschen ein bisschen, und es tritt ein Nazi hervor, der nur gen Osten zu marschieren wünscht. 

Anstatt dass wir, wie wir hofften, Hintergrundinfos über den sog. Taurus-Leak hören würden, insbesondere über, wie derzeit mitunter kolportiert, über eine US-geheimdienstliche Involvierung, ein derartig stumpfsinniges und obendrein gehässiges Gewäsch aus der Mottenkiste der Propanda des WK II?

 

Nun, angesichts der von den USA und GB ausgehenden Kriegshetze ist das absurd – von Frankreich wollen wir nicht reden, denn die Bevölkerung begehrt immerhin gegen Macrons Schwachsinn auf, was Deutschland bekanntlich nicht tut. Aber, Mr. Ritter, tut das etwa die Bevölkerung der USA?

 

Daran ändert der einzuräumende Umstand, dass wir in einem miserablen moralischen Zustand sind, nicht das Geringste: Denn unzweifelhaft tragen die Hauptschuld daran die USA bzw die Kräfte, die diese lenken. Wenn auch das zivile und ewige politische Versagen Europas und insbesondere Deutschlands nicht kleingeredet werden soll, darf nicht übersehen werden, dass auch die USA seit Jahrhunderten genauso versagt, ja, schlimmer noch, dass dieses europäische Scheitern und Versagen in den USA seine Wurzeln hat, und dass deren Existenz in der aktuellen (leider schon Jahrhunderte anhaltenden Form) den schlimmsten Fluch für die Welt darstellt, moralisch, militärisch, politisch, gesellschaftlich und erst recht kulturell. 

 

Jetzt als US-Amerikaner hysterisch zu werden ob ein paar für die NATO glühender Offiziere, die in einem scheinbar unbeobachteten Moment Blödsinn quatschen, ist schlicht intellektuell unredlich, dies auch umso mehr, als letztlich klar sein muss, dass die deutsche Bundesregierung niemals auch nur einen Schritt ohne US-Anweisung und -Zustimmung setzen würde. 

 

Auch hier gilt also der letzte Satz aus (dem vorletzten Kapitel von) Fernaus klassischem Buch „Hallelujah – Die Geschichte der USA“: Drüben, jenseits des Ozeans, steht der große Schuldige.