von LePenseur
... starb eine der großen britischen Komponistengestalten des späten
19. Jahrhunderts: Sir Charles Villiers Stanford, dessen späte Jahre durch den
Ruhm des nur fünf Jahre jüngeren Sir Edward Elgar in den Schatten
gestellt wurden. Als Stanford starb, war er natürlich immer noch ein großer "alter Name" in
der Musikwelt, aber doch irgendwie längst "aus der Zeit gefallen" ...
Auf eines seiner Werke, die Irische Symphonie No. 3 in f-moll, op. 28 (1887), wurde vor einigen Tagen auf diesem Blog hingewiesen. Hier nun ein paar weitere, aus denen man ermessen kann, wie sorglos die Musikwelt mit wirklichen Schätzen aus ihrer Vergangheit umgeht, indem sie sie in Archiven und Tonträgern verschimmeln läßt, statt sie regelmäßig in Konzerten aufzuführen. Man nehme bloß Standfords Klavierkonzert No. 2 in c-moll, op. 126 aus dem Jahr 1911, ein Werk, dem die Bezeichnung "meisterlich" durchaus ansteht:
Wenn man die sieben Symphonien hört, begreift man ebensowenig, warum sie nicht regelmäßig aufgeführt werden. Obwohl die No. 1 in B-dur aus dem Jahr 1876, das Werk eines 24-jährigen, sicherlich noch nicht die voll ausgereifte Charakteristik späterer Kompositionen zeigt, ist sie eine Symphonie von keineswegs geringem Reiz und (speziell im Finale) jugendlichem Schwung:
Die sechs Jahre später vollendete Symponie No. 2 in d-moll, die "Elegische" genannt, zeigt die Entwicklung des Komponisten zur kommenden Reife:
Die Symphonie No. 4 in F-dur, op. 31 entstand nur ein Jahr nach der No. 3, der Irischen, im Jahr 1888 und war bereits Anfang dieses Jahres Gegenstand eines eigenen Artikels.
Seine Symphonie No. 5 in D-dur, mit dem Titel L'Allegro ed il Pensieroso, op. 56, aus dem Jahre 1894, zeigt den Komponisten in voller Meisterschaft:
Vielleicht von noch vollendeterer Reife zeugt Stanfords Symphonie No. 6 in Es-dur, op. 94 aus dem Jahr 1905, die vom Komponisten selbst als seine beste Symphonie angesehen wurde, wohl mit Berechtigung. Denn sowohl thematische Arbeit und Entwicklung als auch Orchestrierung sind von Erfindungsreichtum und souveräner Beherrschung aller kompositorischer Mittel gekennzeichnet:
Seine letzte Symphonie, die No. 7 in d-moll, op. 124, schrieb Sir Charles Stanford 1911 als Auftragswerk für das Jubiläum der Philharmonic Society im Jahre 1912. Ein Werk, das bei größter Meisterschaft in der Erfindung und Behandlung der Themen gewissermaßen zu den "mendelssohn'schen Wurzeln" seiner Frühzeit eine Brücke schlägt:
Mit dieser Vorstellung von Stanfords Symphonien soll nicht der Eindruck erweckt werden, er habe sich nur auf diesem Gebiet betätigt - keineswegs! Wie bspw. sein großartiges Klaviertrio No. 2 in g-moll, op. 73 aus dem Jahr 1899 beweist, schuf er auch auf dem Gebiet der Kammermusik Werke ausgesuchter Qualität:
Leider ist dieser vielseitige Komponist fast in Vergessenheit gefallen, wie so viele, denen der Konzertbetrieb mit seiner unseligen Tendenz, erprobte "Erfolgsstücke" ad nauseam wieder und wieder zu bringen, unhold ist. Warum ein möglicherweise nicht ausverkauftes Konzert mit einer Symphonie von Stanford riskieren, wenn die x-te Aufführung einer Symphonie von Brahms oder Tschaikowsky sichere Kassa verspricht ...?
Nur auf einem Gebiet konnte Stanford bis heute, wenig angefochten, "überleben": der (insbes. geistlichen) Vokalmusik, was wegen Schönheit und stilsicherer Meisterschaft seiner Kompositionen nicht verwundert. So seien einige dieser Werke an den Schluß dieses Gedenkartikels gestellt:
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