Dienstag, 26. März 2024

Gedanken zum Dienstag

von LePenseur
 
 
Bei Hadmut Danisch sah ich dieses Bild:
 
 
Alle wählen ... Demokratie. Jetzt. Nur einer will sich offenbar (noch) dem Herdentrieb zu verweigern – der etwas verbissen-angepißt-zweifelnd dreinschauende Herr links in der zweiten Reihe ...

Ich kann es ihm nachfühlen: mir geht es laufend so, wenn ich die Schafherde um mich betrachte. Um solche Schafherden zu mögen, muß man Hirte sein – oder Schaf. Ich bin beides nicht: von Natur aus kein Schaf, von meiner freien Entscheidung her kein Hirte. Sonst hätte ich Pfarrer oder Politiker werden können. Reden kann ich für beides gut genug.

Auch eine Karriere als Hirtenhund erschien mir nie erstrebenswert. Man muß schon ein echt serviler Typ mit Sadismuspotenzial sein, so auf Anpfiff für einen Hirten, der zufällig der Herr ist, den Wauwau zu spielen und Schafe in Schrecken zu versetzen. Liegt mir nicht. Nein, absolut nicht ...

Bin ich vielleicht der pöhse Wolf, der nächtens in die Schafhürde einbricht? Wohl auch nicht. Nächtliche Eskapaden sind mir einfach zu mühsam – und überhaupt: in meinem Alter! Und die Schafe tun mir auch irgendwie leid. Die können ja für ihre Blödheit nur bedingt was ... naja: ein bisserl schon! Die müßten sich ja nicht irgendwelche dahergelaufenen Hirten anvertrauen und ihnen nachlaufen. Wobei, zugegeben: gegen den Hirtenhund aufzubegehren, das ist auch nicht jedenschafs Sache ... und wenn ich Schaf wäre, dann ... wer weiß ...

Die metaphorischen Gestalten der Fabel passen irgendwie nicht zu mir, sind irgendwie nicht auf meinen Pelz geschneidert. Die passen perfekt, erschreckend perfekt, zu diesen Plakate hochhaltenden Nulpen im Anzug (lobenswert: Krawatten werden noch getragen, obwohl eigentlich "out" ... oder ist's nur Phantasielosigkeit?) und im Hosenanzug (heißt das bei denen dann "Nulpinnen"?).

Was bin ich also? Kein Hirte, kein Hund, kein Wolf, kein Schaf – vermutlich nicht einmal der zweifelnde Herr in der zweiten Reihe, denn der trägt keine Krawatte, was ich so gut wie immer, dafür ein schwarzes Hemd, was ich so gut wie nie trage (eigentlich: das "so gut wie" kann ich bezüglich Hemd streichen. Ich wüßte nicht, wann ich je ein schwarzes getragen hätte, in meinem nicht ganz kurzen Leben. Bin eben kein Schwarzhemden-Typ, auch wenn mir die Trolle regelmäßig "Faschismus" attestieren. Aber auch Trollschafe resp. -hunde haben ja keine Ahnung ...). 
 
Vielleicht fällt einem der Leser eine Antwort ein, die mich aus meiner Ratlosigkeit erlöst.
 

9 Kommentare:

gerd hat gesagt…

Ich frag mich, was die alle bis "jetzt" gewählt haben. Das sind Vollhorste die Schilder in die Höhe halten. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.

Anonym hat gesagt…

Lesen Sie Goethes "Rennicke Fuchs"; ein Lesegenuß in jeder Hinsicht!
Vielleicht finden Sie dann das Ihnen passende Fell?

qwe hat gesagt…

Geschätzter Penseur,
könnten Sie sich mit der Rolle des Beobachters anfreunden? Nicht des stillen Beobachters, da Sie sich ja -in diesem Blog z.B.- artikulieren, sehr zur Erbauung der Leserschaft. Das wäre mein Vorschlag.

Freundliche Grüße

Bergfan Max hat gesagt…

helfen kann ich ihnen eigentlich nicht, aber ich kann ihnen sagen, dass diese Schafe im Bild sehr gut von dieser Rolle leben und mit ihrem Hirten bzw. Hunde absolut zufrieden sind. So angenehm haben es nicht viele.

Anonym hat gesagt…

Ich meinte natürlich "Reinecke Fuchs" von Goethe; des schönen Felles wegen.
"Rennicke, Frank" hingegen, der sich mir noch schlaftrunken in die Finger schlich, ist ein böser rechter Barde ...

Steppenwolf hat gesagt…

Cogito ergo sum
Wozu ein Gleichnis für seiner selbst suchen?

Würde Descartes sagen und Rodin heftig nicken.

Sandokan hat gesagt…

https://pbs.twimg.com/media/E1qSF6kXMAUON3z?format=jpg&name=small

Anonym hat gesagt…

Zu Sandokans Bild diese Geschichte:

Ich bin gerne unter Christen, immer wenn sie zum kostenlosen Schlemmen einladen.
Daher kenne ich sie besser, als somancher Denker, der sie nur aus dem Elfenbeinturm kennt. Ich kenne sie von der Basis, Aug in Aug. An Weihnachten hatte eine kleine Gemeinde Freier Christen zu Essen und Feiern eingeladen: wirklich fettes Essen! Schöner, großer Gemeindesaal, viele junge Familien. Und dann hub einer der jungen Familienväter an, das hohe Lied der Schafe anzustimmen. Wie edel und gottgefällig es sei, Schaf zu sein, daß wir alle Schafe Gottes wären. mäh, mäh, mäh, sei wie du bist, bleib wie du bist, Gott liebt jedes Schaf usw. usf.
Unerträgliche 20 Minuten und ich wollte ausrufen: "Ich bin aber lieber ein Löwe von Zion!"

Für mich erklärt sich aus der Lust der meisten Christen, Schaf zu sein, somanches ...

anonym hat gesagt…

Sehr geschätzter Penseur, warum müssen oder wollen Sie unbedingt eines von diesen Arschgesichtern sein? Ich verstehe die Fragestellung nicht. Unserseits hat hier auf diesem Bild absolut nichts zu suchen. Das Nachdenken, wer wir sein könnten, erübrigt sich.