Donnerstag, 15. August 2019

Heute vor 250 Jahren


... wurde in Korsika einer geboren, der später als blutiger Eroberer und Diktator nahezu ganz Europa in Krieg, Elend und Verderben stürzte, sein Land ruinierte, schließlich abdanken mußte, ruhmlos in der Verbannung starb.


Seltsam ist, daß dieser Mann bis heute als Heros seiner Nation angesehen wird, trotz seiner blutigen Angriffskriege und des Zusammenbruchs seiner hochfliegenden Aspirationen nach Alleinherrschaft. Bei einem anderen Politiker, der vor wenig mehr als 135 Jahren in Braunau das Licht der Welt erblickte, ist das nämlich komplett anders. Der ist der out-cast der Geschichte, dessen bloßer Name schon so verfemt ist, daß selbst die Erwähnung von Zahlen, die mit seinen Initialen assoziiert werden könnten, strafbar ist ...

Damit unsere p.t. Foren-Trolle sich wieder den Schaum vom Munde wischen können: nein, das heißt keineswegs, daß LePenseur etwa der Ansicht wäre, der besagte Politiker gehöre in Deutschland nun posthum ebenso verehrt, wie dieser Napoleon in Frankreich — genau das Gegenteil ist der Fall!

Es wäre vielmehr höchst an der Zeit, daß Frankreich seine Verehrung Napoleons endlich einstellte, und ihn als eben das bezeichnete, was er war: ein größenwahnsinniger Diktator und verbrecherischer Schlächter, der bis zuletzt seinen Wahnvorstellungen von Einzigartigkeit und Größe nachhing, und sein Volk ebenso wie noch mehr die unterworfenen Völker die Zeche seiner maßlosen Pläne zahlen ließ. Der heisere Kampfschrei
»Ecrasez l’infâme!«
den der Spötter Voltaire
der Bigotterie der damaligen Kirche entgegenschleuderte — paßt er nicht ebensogut, nein: noch weit besser auf eine blutrünstigen Diktatur? Auf jede blutrünstige und aggressiv nach Weltmacht strebende Diktatur? Und als Memento angesichts jener Schreckensgalerie von »historischen Persönlichkeiten«, die uns vom frühen Altertum bis in die aktuelle Gegenwart ein grausiges Beispiel menschlicher Verkommenheit präsentieren ...


10 Kommentare:

Die ganze Welt ist linksextrem hat gesagt…

Dann wäre es ja angemessen, wenn gerade Sie als "freiheitsliebender" Blog den Kampfschrei Voltaires den Diktatoren der Jetztzeit entgegen halten würden. Aber da versinken Sie eher in geradezu ehrfürchtig Silentium. Mit Ausnahme des Türken, aber auch bloß deshalb, weil der religiös ist und die falsche Religion hat.

Und dafür dass der Braunauer nach der Leitlinie dieses Blogs gar nicht rechts, sondern schwer linksextrem war, gehen Sie mit dem vergleichsweise sehr milde um. Wenn man bedenkt, was weit weniger linksextreme "Systempolitruks" von Ihnen so mitbekommen.

Anonym hat gesagt…

Warum der Napoleon immer noch ...? Das hat etwas damit zu tun, daß er die französische Republik gegen die ausländische Intervention verteidigte und Frankreich wieder groß machte. Und den Ruhm Napoleons konnte sich jeder Franzose zuschreiben, ob republikanisch oder monarchistisch gesinnt, so wie die Fans einer erfolgreichen Fußballmannschaft sich die Siege ihrer Mannschaft gleichsam anheften. Und weil die Franzosen nicht zum Haß auf ihre eigene Nation erzogen worden sind. Napoleon trat in einer bestimmten Krisensituation als Frankreichs Retter auf und dieser andere eben auch.

FDominicus hat gesagt…

Bin ziemlich froh, daß Sie es so sehen....

FDominicus hat gesagt…

Und das Ziel von Herrn Macron, ein neue Napoleon zu werden....

Le Penseur hat gesagt…

Cher (chère?) "Die ganze Welt ist linksextrem" (welche treffenden Nick Sie sich ausgesucht haben ...!),

... gehen Sie mit dem vergleichsweise sehr milde um. Wenn man bedenkt, was weit weniger linksextreme "Systempolitruks" von Ihnen so mitbekommen

Ach, dann zeigen Sie mir doch die Belegstellen, in denen ich mit diesem Braunauer "sehr milde" umgehe. Tät mich irgendwie interessieren, was Sie da finden wollen.

Und daß aktuelle Systempolitruks von mit auch aktuell kritisiert werden, liegt in der Natur der Sache. Daß besagter Braunauer ein schlimmer Finger war, ist allgemein bekannt (mir, meinen Lesern und natürlich auch Ihnen!) und bedarf nicht unbedingt ständiger Erwähnung. Ich erwähne ja auch nicht ständig, das Dschingis Khan ein böser Bube war, ohne daß das deshalb heißt, ich ginge "sehr mild" mit ihm um ...

Le Penseur hat gesagt…

Cher (chère?) "Anonym",

Napoleon trat in einer bestimmten Krisensituation als Frankreichs Retter auf und dieser andere eben auch.

Naja, wenn Sie glauben ... ich glaube es weder in Bezug auf Napoleon — und "diesen anderen" (wie Sie so hübsch umschreiben) als "Retter" zu bezeichnen, halte ich für eine ... ähm ... originelle Einschätzung, deren Unterhaltungsweert ich nicht bestreite, die ich deshalb aber noch lange nicht teilen muß.

Anonym hat gesagt…

Kaiser Nero, Commander Bligh von der Bounty, und eben auch der besagte Braunauer, werden als des Satans Adoptivbruder dargestellt. Alle hatten ihre Schwächen.
Aber es ist denkender Menschen nicht würdig, die, wenn man denn sehen will, durchsichtige Propaganda der Feinde nachzuplappern.

Nordlandfahrer

Le Penseur hat gesagt…

Cher Nordlandfahrer,

zu einem Hitler (den sie mit einem Nero oder Commander Bligh vergleichen wollen) betulich anzumerken: »Alle hatten ihre Schwächen« — das dürfte die Untertreibung des Jahres sein!

Nun gut: Nero ist (und da gibt es gute Belege dafür) Opfer der böswilligen Geschichtsklitterung republikanisch gesonnener Historiographen der Antike geworden. Die Christen sind dann bereitwilligst auf das Märchen mit der Christenverfolgung und den Brand Roms aufgesprungen (lesen Sie z.B. "Falsche Zeugen" von Dr. Hermann Detering, ein überaus interessantes Büchlein). Hierbei hatten Sie also schon recht.

Bligh wird (wie damals in der Seefahrt üblich) ein tziemlich brutaler Kotzbrocken gewesen sein (was die Mannschaft zur Meuterei veranlaßte), wie es leider zehntausende gegeben haben wird. Ihn aber mit einem Hitler in einem Atemzug zu nennen, ist einfach hirnlos und Themenverfehlung.

Daß Hitler durch seine Kriegsführung und seinen unbändigen Judenhaß ein Massenmörder wurde, wird wohl nur von Geschichtsfälschern bestritten werden können. Daß freilich das, was uns von Siegerseite erzählt wird, auch nicht »die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit« ist, steht dabei auf einem anderen Blatt. Daß aber der »ach-so-arme« Hitler (so kommt's nämlich bei Ihnen rüber!) ein Unschuldsengerl gewesen wäre, können Sie aber nicht einmal Ihrer Urstrumpftante erzählen, ohne daß die Ihnen ihren Strickstrumpf an den Kopf würfe!

Vielleicht, cher Nordlandfahrer, sollten Sie wirklich besser nach Nordland fahren (und dort z.B. Eisbären bei der Jagd beobachten), statt derartige Postings zu dichten ...

Anonym hat gesagt…

Sehr geehrter Blogwart, zu vergleichen heißt nicht gleichzusetzen, und "kleine Schwächen" nehmen wir für - etwas mißglückte -Ironie.
Von den Erwähnten habe ich vom Braunauer noch die geringste Meinung.
Jedoch ist es unwürdig "denkender" Menschen, die Lügen boshafter Feinde wie Honigseim einzusaugen.

Nordlandfahrer

Le Penseur hat gesagt…

Cher "Nordlandfahrer",

daß Sie von Hitler "noch die geringste Meinung" haben, ist ja beruhigend.

Dennoch: daß er sich die Bezeichnung "Massenmörder" durch seine Taten verdient hat, wird keine noch so intensive Mohrenwäsche wegbekommen. Dazu muß man keine "Lügen boshafter Feinde" einsaugen — da reichen mir schon die Informationen, die ich aus erster Hand habe. Beispiel gefällig?

Eine der besten Freundinnen meiner Großmutter war jüdischer Abstammung (ich kannte sie als Kind gut, "Tante Rosi" brachte uns Kindern immer Schokolade, wenn sie zu Besuch kam): die verliebte sich nach dem 1. Weltkrieg in einen Katholiken und wurde katholisch, weil sie kirchlich heiraten wollten. Der Rest der Familie blieb jüdisch, war über die Konversion nicht eben erbaut, aber fand sich über die Jahre halt damit ab, ihr Gatte war ja auch "so ein fleißiger, anständiger Mensch" ...

Diese Konversion, die unerschütterliche Treue ihres Mannes, der sich von ihr auch unter den Nazis starrköpfig nicht scheiden lassen wollte (der Mann hatte als Chemiker einen "kriegwirtschaftlich wichtigen" Beruf, das machte ihn schwerer angreifbar), und die Tatsache, daß sie für die Frau eines höheren SS-lers seit längerem als Bedienerin und Gesellschafterin tätig war, rettete ihr das Leben, denn der SS-ler hielt über Internvention seiner Frau (die ihre treue Stütze nicht missen wollte) "seine Hand über sie". Tante Rosi hat so bis 1945 überlebt — der Rest ihrer Familie allerdings nicht. Weiß ich, denn ich habe die alten Photos gesehen, und ich wußte ebenso, daß sie völlig allein lebte, unsere Familie war quasi ihre "Ersatzverwandtschaft" geworden ...

Ermordete Juden unter den Nazis hat es also gegeben. Das bestreiten zu wollen, ist einfach verrückt.

Und nein, es ist nicht in Ordnung, wenn irgendwelche geschichtsvergessene Schlampen in Dresden "Bomber Harris do it again!" brüllen, oder wenn das Leid der Ostdeutschen und der vielen Volksdeutschen aus all den östlichen Ländern einfach nonchalant unter den Teppich gekehrt wird. Ich weiß darüber auch aus meiner Familiengeschicht bescheid, und habe darüber schon so oft in Artikeln geschrieben, daß man da meinen Standpunkt hinlänglich kennen müßte!

Umgekehrt ist es aber ebenso nicht statthaft, die Verbrechen der Nazizeit zu leugnen, und alles als bloße "Lügen boshafter Feinde" abzutun! Nein, das sind sie nicht. Manches ist erlogen, anderes übertrieben dargestellt, mag sein ... — aber auch das, was sicher weder erlogen, noch übertrieben ist, wiegt schwer genug, Hitler in die Galerie der verbrecherischten Politiker aller Zeiten aufzunehmen.

Wenn Sie das anders sehen, kann ich es nicht ändern. Ich erwarte und wünsche auf diese Klarstellung meinerseits keine Antwort von Ihnen. Es gibt momentan fürwahr wichtigere Themen zu erörtern, als vergebliche Imagekorrekturen an der Biographie eines berüchtigten Braunauers zu diskutieren.

Adieu!