Sonntag, 30. September 2018

Zivilcourage

von Fragolin

Man kann von „Poetry Slams“ halten, was man will, ich persönlich finde bereits die Bezeichnung grauenhaft, weil er klingt wie ein Hintern im Schlamm und nicht wie ein Wettbewerb im geschicktesten Umgang mit Worten. Im Lande der Dichter und Denker wird nicht mehr Poesie gepflegt sondern mit Worten zugeschlagen. Irgendwie auch wieder passend, wenn man sieht, dass das Einhalten politischer Korrektheit dabei eine wichtigere Rolle spielt als der Transport von Inhalten über Worte. Das Spielen mit Worten wird halt recht einseitig, wenn das Verwenden bestimmter Worte verpönt ist; ein Dichterwettbewerb in Zeiten politischer Korrektheit ist wie Schach spielen, während das Ziehen mit Pferden und Türmen verboten ist.

Solche Veranstaltungen werden ja gerne im linken Schickimicki-Milieu organisiert, um zu zeigen, wie intelligent und wortgewandt man in diesen Kreisen doch ist, im Gegensatz zum dumpf grölenden Nazipöbel rund um Chemnitz, Pegida und AfD. Man will sich in seiner Filterblase gegenseitig schulterklopfend bestätigen, wie toll man ist. Fremdkörper sind unerwünscht, und sein wir doch mal ehrlich, der dumpfdunkeldeutsche Dresdendödel frequentiert doch keine Veranstaltung, auf der feinsinnig dichtende Akademikersprösslinge sich gegenseitig ihrer Hochintelligenz versichern, sondern grölen nur am Stammtisch bei Bier und Bratwurst dumpfe Parolen oder veranstalten sich zusammenrottend Hetzjagden auf Ausländer. Hat die Kanzlerin so festgestellt und damit die von der Realität entkoppelte Deutung erschaffen, dass es so ist, egal was wirklich abläuft. Aus der Richtlinienkompetenz wurde die Realitätserschaffung. Aus der Kanzlerin damit die Diktatorin, die gottgleiche Pharaonin, deren Wort Realität erschafft und nicht angezweifelt werden darf.

Doch nun ist es geschehen, womit keiner gerechnet hat. Während einer solchen Dichterveranstaltung zum Thema „Zivilcourage“, die – no na – von einer Anti-Rassismus-Initiative in Speyer veranstaltet wurde, trat auch eine zierliche Vierzehnjährige auf die Bühne und hielt einen Vortrag, dass es doch keine Zivilcourage bedeute, politisch korrekte Texte zum von der Politik erwünschten Spalten der Gesellschaft zu halten, während da draußen mordende, vergewaltigende und raubende Horden marodieren, die frisch importiert wurden. Dass es keine Zivilcourage bedeute, die politische Korrektheit zu streicheln, „Neger“ und „Zigeuner“ aus dem Wortschatz zu hobeln und den Mächtigen brav nach dem Maul zu reden.

Natürlich tobten die Veranstalter, drehten der Kleinen, die ja auch noch Sprössling einer AfD-Abgeordneten ist, das Mikro ab und mussten sie schlussendlich disqualifizieren, weil sie den Wettbewerb sonst gewonnen hätte – sie bekam nämlich ärgerlicherweise den meisten Applaus. Weil sie es wagte, das auszusprechen, was nicht gesagt werden darf, was nicht in diese Filterblase passt. Weil sie es wagte, offen auszusprechen, was jeder denkende Mensch weiß: Zivilcourage bedeutet nicht, mit den Lemmingen trottend die Parolen der Herrschenden zu blöken sondern gegen den Mainstream aufzustehen, den Mächtigen einzusagen, was Sache ist, wider den Stachel zu löcken, auch dann seine Meinung offen auszusprechen, wenn dies bedeutet, dass man bestraft, gedemütigt, beschimpft und diskriminiert wird.

Müllers Beitrag sei nicht unter dem Wettbewerbsthema „Zivilcourage“ zu verbuchen, sondern eher im Kapitel „geistige Brandstifter schüren Ängste“, sagte eine Stadtsprecherin dem Blatt.“

Irrtum, ihr Hintern im Schlamm, ihr habt nichts begriffen, denn ihr seid schon zu sehr in eurem Sumpf aus Selbstgefälligkeit und Präpotenz versunken. Es ist sogar der einzige wirkliche Beitrag dieser Veranstaltung, der das Thema „Zivilcourage“ trifft, denn die Kleine hat euch gezeigt, was dieses Wort überhaupt bedeutet: Menschen mit Zivilcourage schleimen nicht euren fetten Funktionärsärschen hinterher sondern stehen gegen euch auf, auch wenn sie kleiner und schwächer sind als ihr! Da ist es vollkommen irrelevant, ob man die Wortwahl des Mädchens gut findet oder nicht; allein dass sie es wagt, euch auf die Füße zu treten, euch allein und ohne Visier entgegenzutreten und mit dem Mikro in der Hand die Meinung zu geigen, macht sie zur einzigen Zivilcouragierten dort!

Und ebenso, wie dieses Mädchen die wirklich Zivilcouragierte an diesem Tag war, so seid ihr die wahren geistigen Brandstifter. Und werft einer Vierzehnjährigen noch lautstark Böller hinterher. Und fühlt euch dabei genauso zivilcouragiert wie der Mob von Salem, als er mit Mistgabeln und Fackeln nachts loszog, kleine Mädchen aus dem Bett zu holen und zu verbrennen, die ja Hexen sein müssen, weil sie es wagen, eine andere Meinung zu haben.
Ihr seid der Mob, der Pöbel, die Hetzer. Das wurde einmal mehr deutlich.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Brett Kavanaugh rechnet mit den liberalversifften Volksverrätern ab. Must see!

http://www.spiegel.de/kultur/tv/matt-damon-als-brett-kavanaugh-bei-saturday-night-live-schnief-a-1230909.html