Heute vor hundert Jahren ist einer der bedeutendsten Schriftsteller der (gemessen an der Kleinheit der ihn hervorbringenden Bevölkerungsschicht) an bedeutenden literarischen Talenten so reichen balten-deutschen Kultur verstorben: Eduard Graf von Keyserling.
Leider erlaubt es meine derzeitgie berufliche An- und Eingespanntheit nicht, längere persönliche Worte zu einem meiner Leiblingsautoren zu schreiben — so muß ein ZEIT-Artikel von Illies (trotz, in meinen Augen, einiger Schwächen und Flüchtigkeiten ...) die Lücke schließen. Doch Keyserling ist einfach zu groß, um die hundertste Wiederkehr seines Todestages wortlos zu übergehen. Eh voilà — Florian Illies mit
Die Ironie der schwülen Tage: Der Autor dieses Sommers heißt Eduard von Keyserling
Warum in den Meistererzählungen Keyserlings die Moderne schon vor ihrem Beginn entlarvt wird – und warum der Autor von Thomas Mann mit falschem Lob fast zu Tode geliebt wurde. Eine LiebeserklärungSchuld an der Unbekanntheit Eduard von Keyserlings (1855 bis 1918) sind jene, die ihn bekannt machen wollen. Seit hundert Jahren wird der große Autor des deutschen Fin de Siècle zwar ständig »wiederentdeckt« – doch genauso schnell auch immer wieder vergessen. Er hat auch nach seinem Tod nicht die Einsamkeit durchbrochen, die ihn zeit seines Lebens umgab. Dabei ist die Liste der »Entdecker« und Lobredner illuster und lang ...(Hier weiterlesen — es lohnt sich)
Noch mehr allerdings lohnt es, die Keyserlings Werke zu lesen — es gibt wenige Lektüren, die für einen Leser fruchtbringender sind, als die seiner Erzählungen und Romane, von denen zum Einstieg wohl »Abendliche Häuser« und »Fürstinnen« besonders geeignet sein dürfen. Ob die »Wellen« jene ganz besondere Wertschätzung, die Illies diesem Roman entgegenbringt, verdienen, soll jeder Leser selbst beurteilen, eine bereichernde Lektüre ist jedenfalls garantiert ...
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