Montag, 24. September 2018

Man braucht kein Karl Kraus zu sein


... um hinter der Sprachverluderung unserer Tage das Symptom für eine allgemeine Verluderung der Geisteshaltung zu vermuten. Beispiele gefällig? Beliebig herausgegriffen, was DiePresse so schreibt:

Ludwig: Rendi-Wagner "braucht sich keine Sorgen machen"

(Hier weiterlesen)
Und ein Wiener Bürgermeister braucht sich nicht um richtiges Schreiben kümmern — oder? »ZU kümmern« — heißt es natürlich. Und »Sorgen ZU machen«, Herr Bürgermeister! Unser Deutsch-professor hat jeden dieser Fehler gnadenlos angestrichen:»Wer brauchen ohne "zu" gebraucht, braucht "brauchen" gar nicht zu gebrauchen.« ... Und wie recht er hatte!

Nun gut, könnte man einwenden: was kann DiePresse für einen schlampig formulierenden Herrn Ludwig — sie berichtet's doch nur ... ...

Dann eben das hier:
Der große Empfang für den türkischen Präsidenten findet Freitagabend im Schloss Bellevue ohne der deutschen Kanzlerin statt.
Ohne der APA/AFP (von der DiePresse diese Meldung abschrieb) nahetreten zu wollen: meinen die ernstlich, was auch immer finde »... ohne der Kanzlerin statt«? Der Dativ ist heute offenbar nicht nur dem Genitiv, sondern auch dem Akkusativ sein Feind.

Nein — man braucht kein Karl Kraus zu sein, um das recht unprofessionell zu finden ...


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