Dienstag, 27. November 2018

Interessante Zeiten

von Fragolin

Position eins:
Bis auf ein bisschen Trouble mit einem Provinzpolitiker seiner Partei im hintersten Sibirien steht der russische Westentaschen-Zar Putin innenpolitisch nicht wirklich unter Stress. Es stehen keine Wahlen an und seine Umfragewerte liegen im Schnitt so rund um die 65%. Also selbst wenn Wahlen wären, die aber nicht sind, dann würde er mit einem satten Gewinn rechnen können. Irgendwas macht er richtig, was die Menschen im Westen nicht verstehen könne, weil sie es sowieso nie gelernt haben (und es zu lernen auch nie für nötig hielten), dass andere Völker mit anderer Geschichte auch anders ticken.
Putin kann sich also ruhig zurücklehnen und Tee trinken und den Tanz der Schneeflöckchen zum Jahreswechsel genießen.

Position zwei:
Der schwer unter innenpolitischem Beschuss stehende mafiöse Milliardär Poroschenko hat desaströse Umfragewerte und soll in wenigen Monaten eine Wahl schlagen, bei der es übel für ihn aussieht. Vor Allem fehlt ihm die Zustimmung des ultrarechten nationalistischen Blocks der tiefsten Russenhasser, die wieder mit dem Ringelzöpfchen Timoschenko – genau der ebenso milliardenschweren Gasprinzessin mit den feuchten Atomkriegsplänen – liebäugeln. Um diese Ultranationalisten auf seine Seite zu ziehen und die Wahlen durch eine Krisensituation verschieben zu können um den Wahlkampf dann als glänzender Verteidiger des Vaterlandes antreten zu können, fehlt eigentlich nur besagte Krise, möglichst militärisch und möglichst gegen Russland gerichtet.

Lage:
Russland weiß, dass die Ukraine ein sehr lebhaftes Interesse daran hat, die neu gebaute Brücke zur Krim zu eliminieren. Deshalb wird seit einigen Monaten jede Durchfahrt durch diese Brücke penibel kontrolliert und die Brücke stark militärisch bewacht.
Drei ukrainische Militärschiffe melden ihre Durchfahrt an, werden in eine Fahrrinne gelotst und verlassen diese dann ohne Erlaubnis und reagieren nicht auf Funksprüche. Bei Flugzeugen würde man jetzt Abfangjäger schicken, bei Schiffen eben schnelle Kreuzer. Diese fangen die drei ukrainischen Schiffe ab, die erst nach Waffeneinsatz und Rammen beidrehen. Die Russen setzen die Besatzungen fest und untersuchen die Schiffe.
Sofort ruft Poroschenko, ohne auf einen Beschluss der Rada, des Parlamentes, zu warten, das Kriegsrecht und eine Teilmobilmachung in der Ukraine aus und die ukrainischen Botschafter im Westen fordern das Entsenden von NATO-Flottenverbänden ins Asowsche Meer. Als Ausrede gelten angebliche russische Geheimpläne zum Einmarsch in die Ukraine (mal wieder).

Frage:
Wem der beiden vorgenannten Männer nutzt diese Situation und wer hat eigentlich nur Ärger damit?
Wer versucht, sich innenpolitisch aufzumöbeln, egal, wie viele Tote das kosten könnte?
Wer könnte ungestörter einen Angriff führen, wenn das Asowsche Meer voll Nato-Flottenverbänden ist und er selbst im Kriegsrecht stehend die „Verteidigung des Vaterlandes“ ausruft?
Ich befürchte keine Offensive Russlands gegen die Ukraine.
Ich befürchte eine Offensive der Ukraine gegen die Krim. Und da sie das als Staatsgebiet beansprucht, würde die Nato wohl großzügig erklären, dass es sich ja nicht um einen Angriffskrieg handeln könne sondern ein Befreiungskrieg ist und diesen unterstützen, um Sewastopol und die russische Schwarzmeerflotte endlich doch noch zu zerschlagen. (Dass die ukrainische Putschregierung nach dem Maidan-Putsch den Flottenstützpunkt und die dort stationierte russische Schwarzmeerflotte im Handstreich übernehmen wollte, wird ja inzwischen gern vergessen.)

Es riecht nach Krieg. Die Falken bekommen gerade einen Orgasmus nach dem anderen und träumen schon wieder von ihrem tollen Raketenschild und einem gezielten Schlag gegen den bösen Russen, dessen einziges Verbrechen darin besteht, nach einer kurzen Schwächephase, in der ein versoffener Idiot im Präsidentenamt für Feuerwasser und Dollargeld die russischen Bodenschätze US-Konzernen hinterherwarf, ein eiskalt kalkulierender Nationalist ins Präsidentenamt kam und dem Westen ausrichtete, er könne russische Bodenschätze gerne von Russland kaufen, und nicht einfach ausplündern. In diesem Moment wurde er (wieder) zum Todfeind.
Die ukrainische korrupte Oligarchenclique kann deshalb mit voller Unterstützung des Westens rechnen. Woran man das erkennt? Der IWF hätte spätestens gestern sofort alle Hilfe für die Ukraine sperren müssen, denn laut ihren Statuten dürfen Gelder nicht in dem Kriegsrecht unterworfene Länder gesteckt werden.

Es ist so offensichtlich und einfach zu erklären, dass die Kriegshetzer und Nato-Cheerleader mit dem feuchten Traum eines „gerechten“ Atomkrieges (ja, solche Idioten gibt es zuhauf) nur noch auf das Märchen der „bezahlten Putintrolle“ zurückgreifen können, wenn sie kritische Stimmen und unliebsame Fakten unterdrücken wollen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis europäische Parteien wegen Kontakten zu Russland verboten werden.
Ist das das letzte Mittel, das den zusammenbrechenden Partei-Eliten im Westen gegen ihren Untergang einfällt? Die einzige Opposition zu ihnen zu „Volksfeinden“ zu erklären?
Warten wir‘s ab. Die Zeiten werden wahrlich rasant interessanter.

1 Kommentar:

Michael hat gesagt…

Leider geschätzter Fragolin steht das so nicht in der "Quälitätspresse". Die "quälen" uns mal wieder mit der Geschichte des bösen Russen und viele Schlafschafe glauben's. So beginnen Kriege!