»Eine Regierung, als hätte nicht der Präsident in der Hofburg, sondern der alte Kaiser seinen Segen erteilt.«

... wanzt sich DiePresse in Gestalt ihres Redakterus Oliver Pink an den greisen Hofbürger an. Und nein, damit ist nicht seine Majestät ist gemeint, sondern der nur auf Plakaten heimatliebende, unrasierte »Der-mit-dem-Hund-wandert« ...

Wer in Österreich mit einer echten Technokratenregierung gerechnet hat, kennt das Land nicht. Österreich hat nun eine informelle türkis-rot-blaue Koalition im Beamtenstatus. Wobei türkis in dem Fall auch schwarz sein kann. Oder wohl auch ist.

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Nein, Herr Pink: so einer Regierung hätte der alte Kaiser seinen Segen nicht erteilt, denn das müßte voraussetzen, daß zu Kaisers Zeiten Sektionschefs und Gerichtspräsidenten nicht einfach schwarz-gelb« (d.h. kaisertreu) gewesen wären, sondern so wie heute Parteigünstlinge aus Ministerkabinetten, die dank Parteibuch Karriere im Schnellzugstempo machen. Und das war damals, zu Kaisers Zeiten, eben undenkbar!

Wenn der Kaiser daher einen Sektionschef zum Minister machte, dann mit der Sicherheit, daß dieser keiner Partei »zuzurechnen« war, sondern durch einige Jahrzehnte im Staatsdienst ausgesiebt, in den meisten Fällen tatsächlich ein profunder Fachmann war, dem man getrost eine Zeitlang die Zügel des Ressorts überantworten konnte. Aber genau das ist jetzt eben längst nicht mehr der Fall. Der gesamte Staatsdienst ist in einer geradezu frechen Weise von Parteibuchwirtschaft durchkorrumpiert worden; Sektionen werden von Günstlingen der ressortführenden Partei und ihres GroKo-Zwillings geleitet, öffentliche Postenausschreibungen werden durch willkürliche Kriteriensetzungen zur Farce — ein Sittenbild einer Parteienherrschaft, die die Gewaltenteilung längst unterwandert, und so gut wie alle Posten in unserer »Nomenklatura« fein säuberlich zwischen Schwarz und Rot aufgeteilt hat.

Oliver Pink weiß das natürlich — er ist ja Österreicher! Umso ekelerregender daher, daß er den armen Kaiser Franz Joseph und seine in unserem Volk selbst über hundert Jahre nach seinem Tode immer noch vorhandene Reputation für eine gefinkelte Postenschacher-Aktion der schwarz-roten Systemerhalter dreist mißbraucht ...