von Fragolin
Grundsätzlich ist es mir ja
egal, von wem sich Parteien bespenden lassen, ich halte es nur für
angebracht, solches in beliebiger Höhe verpflichtend veröffentlichen
zu müssen, aber das ist meine persönliche Meinung. Deshalb habe ich
auch keine Probleme damit, wenn Leute wie Klaus Ortner oder Stefan
Pierer der ÖVP haufenweise Spenden in den Rachen schaufeln. Ich muss
eine Partei, die sich von milliardenschweren Sugardaddies aushalten
lässt, ja nicht wählen. Ich wähle ja auch den politischen Arm der
Strabag nicht. Aber ganz besonders aufgefallen ist mir folgender Satz
in diesem Krone-Artikel:
„Anders
als Pierer hatte Ortner seine Spenden allerdings auf mehrere Tranchen
verteilt, womit die sofortige Veröffentlichung der Großspende auf
der Rechnungshof-Homepage umgangen wurde. Laut Nehammer waren es
insgesamt neun Tranchen.“
Ach.
Man hat also trickreich
verhindert, Geldflüsse transparent zu machen.
Warum mir das so aufstößt?
Weil die gleiche ÖVP, die sich auf so trickreiche Art mit sehr hohen
Geldbeträgen versorgen lässt, die Koalition mit der FPÖ gesprengt
hat, weil der besoffene und einer russigen Kurzrockträgerin
imponieren wollende Strache vor versteckter Kamera davor geprahlt
hat, genau das auch tun zu wollen, was die ÖVP offensichtlich schon
lange tut, nämlich Geld einzusacken, ohne es an die große Glocke zu
hängen.
Wie ich es damals bereits
formuliert habe: Strache hat nicht das Sittenbild der
österreichischen Politik besudelt, sondern bestätigt. Er wollte
genauso agieren, wie es die anderen schon lange tun. Nun, damit hat
er sich zurecht abgeschossen, denn seine Anhänger haben ihn ja genau
deshalb gewählt, weil sie endlich mal eine Partei wollten, die nicht
nur ans Beutemachen denkt. Diese Ernüchterung hat der FPÖ einiges
an Stimmen gekostet, und das nachhaltig.
Aber trotzdem bleibt es
besonders bemerkenswert, welch gigantisches Ausmaß an widerlicher
Heuchelei inzwischen bei den Schwarzen und Roten erreicht wurde. Die
Schwarzen lassen eine Koalition platzen, weil sie ihrem
Koalitionspartner vorwerfen, genau das tun zu wollen, was sie selbst
schon längst fabrizieren, und die Roten plustern sich momentan wegen
Ausgaben auf, die sie in gleichem Zusammenhang weit teurer getätigt
haben. Von den Gefälligkeiten gegenüber Kanzlersöhnen oder
strammen Parteisoldaten bei Strabag, Siemens oder ÖBB wollen wir mal
gar nicht reden. Dem Ortner seine Tochter in der ÖBAG ist auch nicht
verwerflicher als dem Kern sein Sohn beim Haselsteiner. Und dass sich
die SPÖ über massenweise mächtige Vorfeldorganisationen indirekt
sponsern lässt, ist auch nichts Neues am Nordbalkan.
Als würden sich beim Wirten
zwei Gäste vor ihren prall gefüllten Schnitzeltellern gegenseitig
vorwerfen, widerliche Fleischfresser zu sein, während der dritte,
der am Nebentisch in seinem mageren Salat stochert und sagt, er würde
auch gern ein Schnitzel haben, dann von beiden gemeinsam
niedergebrüllt wird, weil er bisher offensichtlich nur so getan hat,
als wäre er Vegetarier.
Was für eine Schmierenkomödie.
Wenn das der Auftakt des
Wahlkampfes ist, dann wird es in weiterer Folge aber noch lustig
werden, von wegen „nicht gegen den Mitbewerb argumentieren“ und
„fairen Stil“ und Blablablupp. Da kommt inhaltlich gar nichts
mehr außer sich gegenseitig die Leichen aus dem Keller zu graben und
dem Gegenüber den Gestank zuzuwedeln. Wenn die so weitermachen,
schaffen sie es noch, dass bis Ende September die Blauen mit weißeren
Westen dastehen als der Rest. Denn denen konnten sie bisher nur
vorwerfen, was sie wollen, aber gegenseitig graben sie jetzt
aus, was sie selbst tun.
Ich besorg‘ mir schonmal Chips
und Cola. Das wird noch ganz großes Kino geben diesen Sommer.
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