Montag, 17. Juni 2019

Wien, Wien, nur du allein...

von Fragolin

Was haben vor zehn Jahren die Medien getobt, die österreichischen Kellernazibehörden müssten endlich ihren bösen Rassismus ablegen und Migranten in ihren Reihen aufnehmen, um endlich die bunt gemischte Gesellschaft widerzuspiegeln, deren Existenz zu behaupten natürlich auch schon wieder Rassismus ist, so wie es Rassismus ist, Menschen anderer Rassen, die es aber nicht gibt, weil die Behauptung von Rassen auch Rassismus ist, nicht „teilhaben“ zu lassen an Allem. Also ließ man „teilhaben“ und bejubelte endlich, endlich den ersten in die Wiener Polizei aufgenommenen gebürtigen Afrikaner, dieses Vorzeigeobjekt, an dem man von Stund‘ an alle Afrikaner in Österreich zu messen hatte, denn er war der Beweis: Alle Afrikaner sind lieb, nett, fleißig, voll integriert und Teil unserer Gesellschaft! Von einem auf alle zu schließen ist im positiven Aspekt nicht nur erlaubt, sondern gefordert.

Doch wehe, man macht es anders herum. Denn jetzt hat man den einen, diese wundervolle Vorzeige-Integrationsfigur, diesen Neo-Österreicher mit Wurzeln, die ihn zur Lichtgestalt qualifizieren – und der soll genau das gemacht haben, was böse ultrarechtsrechte Hetzer einem Afrikaner in entsprechender Position böswilliger- und rassistischerweise unterstellt hätten: er hat mutmaßlich einen Millionenbetrug begangen und die Uniform missbraucht, um Geschäftsleute zu erpressen. Nun, dass diese ehrenwerten Geschäftsleute erpressbar sind, hat auch gar nichts damit zu tun, dass es sich um Araber handelt. Wir wissen: die wahren Verbrecher sind österreichische Wirte und Metzger. Wir lassen uns ja das Weltbild jetzt nicht durch Fakten verhageln.

Außerdem, so muss festgehalten werden, ist diese ehemalige Lichtgestalt der Integration, deren reines Vorhandensein bereits alle Zuwanderer aus Afrika reingewaschen und jeden Kritiker an dieser Gruppe als xenophoben Nazi entlarvt hat, nun plötzlich selbstverständlich kein typisches Beispiel für Zuwanderer generell. Denn Generalisierungen sind zu vermeiden und wieder mal ein typisches Mittel rechtsrechter Gesellschaftsspalter. Außer man erklärt am Beispiel eines Zuwanderers, der ehrlich und fleißig ist und mit 37 eine Bäckerlehre angefangen hat, zu der er gelegentlich sogar pünktlich erscheint, dass alle Zuwanderer ehrlich und fleißig sind. Das geht. Der Rest: Gaga.

Ach ja, eines noch: der heute unbenannte und verpixelte Vorzeigepolizist hat sich wohl schon früher recht kreativ benommen, wie dieser Artikel aus 2017 beweist, der immer noch versuchte das politisch korrekte Bild des Unschuldslämmchens zu zeichnen:

Weil Spitzenpolizist Embe Kandolo (40) beruflich ein zweites Standbein wollte, stolperte er in eine wilde Affäre...“

Achso, sorry, natürlich nicht nur Vorzeige- sondern sogar Spitzenpolizist! Obwohl nicht wirklich klar wird, worin er jetzt Spitze ist. Außer mutmaßlich im Betrug. Aber das wäre dann ja eher ein Spitzenkrimineller, oder? Oder ein Spitzenstolperer.
Nur so als Tipp: Im Mai wurde ein nichtspitzenschwarzer Polizist zu einem geballten Jahr auf Bewährung verknackt, weil er privat für seine rumänische Ehefrau eine illegale Personenabfrage aus der Datenbank gemacht hat. Es wird interessant werden, die Ergebnisse der Ermittlungen und die daraus folgenden Strafmaße miteinander zu vergleichen. Wegen dem oben erwähnten Rassismus warats.

Kandolo geknickt: „Alles Unsinn. Ich habe mich nur mit falschen Partnern eingelassen.“
Sein Verhängnis: Um auch als Beamter den Kitzel des Wettbewerbs zu spüren, gründete Kandolo 2013 ein Transportunternehmen. Und 2016 glaubte er einer Türkin und deren Lovern: „Die sagten, sie haben gute Drähte zu Fuhren aus der Türkei.“Aber die gemeinsame GmbH erwies sich als Tohuwabohu. Kein einziger Auftrag, dafür ständig Streit. Ein übereilt gekaufter Lkw bekam keine Kennzeichen.“

„Die sagten, sie haben gute Drähte“ - ja, so klingen aufrichtige und auf dem Boden des österreichischen Rechts fest verwurzelte Geschäftsleute. Mein Metzger sagt auch immer, seine Wurst sei zu hundert Prozent aus Bio-Rindfleisch, denn er hat gute Drähte zu wirklich ganz ehrlichen Lieferanten in Kasachstan. Das ist dann der Kitzel des Gaumens.

Ermittler klärten rasch: Polizist Kandolo hat eine weiße Weste und macht weiter Dienst.“

Naja. Jetzt erstmal nicht mehr. Und ist ja auch rassistisch, von wegen „weiße Weste“ und so. Und vielleicht erscheinen seine damaligen seltsamen Ambitionen, als Beamter der Tatortgruppe und „Spitzenpolizist“ den „Kitzel des Wettbewerbs“ mit dubiosen Türkentruppen zu suchen, auch noch mal im Scheinwerferlicht.

***

Ach ja, da wir gerade bei Wien und seinen Vorzeige- und Spitzenmigranten sind: Es gab einmal mehr einen Fall eines in den Hals gerammten Messers. Und die entsprechenden Kommentare, dass es das schon immer gab und die Kriminalitätsstatistik eindeutig aussage, dass es immer weniger Verbrechen gäbe und jede andere Behauptung nur ultrarechte Hetze sein, habe ich mir die Statistik mal ein bisschen angeschaut.

Morde in Österreich:
2014: 38, davon mit Messer: 9
2015: 40, davon mit Messer: 14
2016: 49, davon mit Messer: 19
2017: 62, davon mit Messer: 17
2018: 76, davon mit Messer: 22
Aber eine Steigerung findet trotz Verdoppelung natürlich nicht statt! Und dass von den 76 Morden im Jahr 2018 immerhin 35 von Ausländern begangen wurden, ist zwar ein Fakt, aber trotzdem ultrarechte xenophobe Hetze. Deshalb fiel dieser kleine Ausschnitt aus der Statistik beim Versuch, im Kommentarbereich der „Krone“ zitiert zu werden, auch der politkorrekten Schnippelschere der Selbstzensur zum Opfer.

Würde der gleiche Bevölkerungsanteil österreichischer Staatsbürger morden wie zum Beispiel der Kosovarische, der immerhin auf 7 Täter kommt, hätte es sage und schreibe 2033 Morde durch Österreicher geben müssen. Die Chance, von einem Kosovaren ermordet zu werden, ist also um den Faktor 50 größer, als die, durch einen Österreicher ermordet zu werden - und das sagt über dessen Herkunft noch gar nichts aus, denn da werden natürlich auch "Passösterreicher" als Inländer erfasst. Wer jetzt aber bei der Begegnung mit Kosovaren meint, vielleicht eine erhöhte Aufmerksamkeit zeigen zu müssen, ist natürlich ein von ultrarechten diffusen Ängsten getriebener xenophober Hetzer.

Um eines gleich mal klarzustellen: Man muss als Österreicher jetzt keine gesteigerte Angst haben, denn die meisten Morde passieren innerhalb der entsprechenden Gruppen, und solange man sich xenophob und rassistisch einfach von denen fernhält, hat man rein statistisch schon wieder viel bessere Karten. Und wenn die sich untereinander meucheln, nun ja, dann nehme ich das mal als folkloristisches Ausleben heimischer Gefühle. Es ist denen hier nur das passiert, was ihnen auch zuhause passiert wäre. Das, wovor sie hier Schutz suchen, hat eben nichts mit dem Ort zu tun sondern mit dem, was zwischen ihren Ohren passiert. Und dass dort keine Integration stattfinden kann, zeigt uns nun schon die dritte Generation der ehemals Eingewanderten mehr als deutlich.

Multikulti ist gescheitert“, sagte einst eine deutsche Politikerin, bevor man ihr beibrachte, welch Denken richtig und welches falsch zu sein hat. Und es ist gescheitert, weil eben die Conclusio aus der Statistik, die auch nur die Lebensrealität widerspiegelt (meine Familie wurde in den letzten drei Jahren zweimal verbal und körperlich angegriffen, und beide Male waren es keine Österreicher), die ist, dass man sich von diesen Leuten einfach fern hält, weil die Gefahr, an oberstübchenkranke Gewalttäter zu kommen, da einfach statistisch weit größer ist. Das ist kein Rassismus, das ist Vorsicht. Es ist ja auch kein Sexismus, kleine Kinder davor zu warnen, mit Männern mitzugehen, die einen mit Bonbons locken.

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