Dienstag, 19. Januar 2021

Am 19. Januar 1871 fand Schlacht bei Saint-Quentin statt

 
... über die die deutsche Wikipedia (wie bei kriegsgeschichtlichen Artikeln, wenigstens vor der tausend-jährigen Epoche, zumeist) eine recht informative Darstellung liefert:
Die Schlacht bei Saint-Quentin am 19. Januar 1871 zwischen der französischen Nordarmee unter dem Kommando von General Faidherbe und der deutschen 1. Armee unter dem Kommando von General von Goeben war eine Schlacht des Deutsch-Franzö-sischen Krieges. 
 
Im Januar 1871 versuchten die Franzosen eine koordinierte Offensive, um zum einen die deutsche Belagerung von Paris aufzuheben und gleichzeitig diese Belagerungsverbände vom Nachschub abzuschneiden. Dazu sollten gleichzeitig mehrere koordinierte Angriffe geführt werden. Dies waren ein großer Ausfall der Pariser Besatzung bei Buzenval und ein Angriff aus dem Südwesten durch die Loirearmee, der in der Schlacht bei Le Mans verhindert wurde. Der Angriff im Süden in Richtung Belfort durch die Ostarmee führte zur Schlacht an der Lisaine. 

Nach der Schlacht bei Bapaume am 3. Januar 1871 und dem Fall der Festung Péronne am 9. Januar hatten sich die französischen Verbände bei Arras und Douai gesammelt. Aus dem Norden kommend sollte die sogenannte französische Nordarmee unter dem Kommando von General Faidherbe die deutschen Truppen binden.

Am 9. Januar 1871 hatte General von Manteuffel das Kommando über die deutsche 1. Armee an General von Goeben übergeben. Seine Armee hatte die Aufgabe die Belage-rung von Paris nach Norden hin abzusichern.
Ein klarer Sieg der deutschen Verbände (im Gegensatz zur gleichnamigen Schlacht im Ersten Welt-krieg, die für den weiteren Kriegsverlauf in Frankreich aus deutscher Sicht mehr als »durchwachsen« bezeichnet werden muß ...), den der Wikipedia-Artikel wie folgt kommentiert:
Nach der Schlacht und dem Rückzug stellte die Nordarmee für die deutsche Führung keine ernsthafte Bedrohung mehr dar. Die Verluste betrugen nahezu ein Drittel der Truppenstärke, darunter besonders viele Gefangene. Außerdem waren auch sechs Geschütze und andere Ausrüstung verloren gegangen. Innerhalb von nur knapp einer Woche hatten die Franzosen vier schwere Niederlagen erlitten. Es gab nach dieser Schlacht keinen Großverband mehr, der noch offensiv tätig werden konnte.
 
Die Höhe der Verluste wird in verschiedenen Quellen unterschiedlich beziffert. Meyers Konversationslexikon von 1888 gibt die Verluste auf beiden Seiten mit jeweils ca. 3.100 Mann und die Zahl der Kriegsgefangenen mit 10.000 Mann an. Auch zu den Truppen-stärken gibt es widersprüchliche Angaben. Für die deutsche Seite wurden 33.000 Mann und für die französische ca. 40.000 angegeben
Der Infanterie-General August Karl von Goeben wurde von mir übrigens bei Vorbereitung dieses Artikels schlampigerweise mit einem seiner Unterbefehlshaber verwechselt, und zwar mit dem Grafen Georg von der Groeben. Über ihn also, den deutschen Kavalleriegeneral Graf Georg von der Groeben-Neudörfchen, weiß die Wikipedia mit überraschenden Details aufzuwarten:
Schon während des Deutsch-Französischen Krieges hatte sich von der Groeben mit seinem Korpsgeneral Edwin von Manteuffel überworfen. Von der Groeben beantragte seine Versetzung, um Manteuffel nicht mehr unterstellt zu sein. Im Januar 1872 übernahm er die 5. Division in Frankfurt (Oder). Von Frankfurt aus schrieb er einen scharfen Brief an Manteuffel, woraufhin dieser von der Groeben verhaften ließ. Von der Groeben wurde zu einer viermonatigen Haft in der Festung Glogau verurteilt, jedoch nach 14 Tagen im Juli 1872 begnadigt.

1875 endete seine militärische Laufbahn als General der Kavallerie, bevor er nach dem Tod seines Vaters 1876 die Verwaltung der ererbten Güter übernahm. 1877 wurde Groeben auf Präsentation des Grafenverbandes der Provinz Preußen Mitglied des Herrenhauses, dem er bis zu seinem Tode angehörte. 

Auch in der preußischen Armee waren also Eifersüchtelei und Privatfehden nicht unbekannt. Daß ein General (und späterer Feldmarschall und erster Reichsstatthalter von Elsaß-Lothringen) einen anderen General (immerhin beide für ihre Verdienste bereits mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet!) verhaften läßt, kommt doch nicht alle Tage vor ...

Doch zurück zu General August von Goeben: nicht einmal ein Jahr, nachdem er nach der gewonnenen Schlacht auf dem Höhepunkt seines Erfolgs stand, starb seine Ehefrau nach mehrmonatiger Krankheit, am 12. November 1871 – so nahe liegen oft Erfolge und Schicksalsschläge zusammen ...
Nach der Auflösung der 1. Armee am 6. Juni 1871 wurde Goeben für den Sieg von St. Quentin das Großkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Er wurde zum Chef des 2. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 28 ernannt. Neben vielen weiteren Ehrungen erhielt er für seine Verdienste in diesem Krieg eine National-dotation in Höhe von 200.000 Talern aus französischen Repara-tionen. 1875 wurde ihm der Schwarze Adlerorden verliehen. Im Januar 1878 entsandte ihn Wilhelm I. noch einmal nach Spanien, wo er den Kaiser bei der Hochzeit von König Alfons XIII. vertrat.

Seit 1871 führte August von Goeben das Generalkommando des VIII. Armee-Korps in Koblenz. Nachdem er im Dezember 1879 aus gesundheitlichen Gründen ein Abschieds-gesuch eingereicht hatte, das jedoch nicht angenommen wurde, starb er in dieser Stellung und wurde am 17. November 1880 in Koblenz beigesetzt. 

Schicksale ...! Eine kurze Erwähnung noch, wie es dem Gegner in der Schlacht bei Saint-Quentin erging, dem französischen General Louis Léon César Faidherbe. Den Kalauer, er sei jedenfalls trotz seines dritten Vornamens kein Cæsar gewesen, schenke ich mir besser, obwohl ... ... lesen wir lieber, was Wikipedia nach der verlorenen Schlacht über ihn vermeldet:
Im Februar 1871 wurde Faidherbe als eifriger Republikaner und Anhänger Gambettas in die Nationalversammlung ge-wählt, legte aber bereits am 19. Februar sein Mandat nieder. Am 27. April 1871 wurde er in den Ruhestand versetzt und von der Regierung nach Oberägypten entsandt, um die dortigen Denkmäler und Inschriften zu untersuchen. Er hat sich um die Geographie, Ethnographie, Archäologie und Sprachkunde große Verdienste erworben, so u. a. in seinen Aufsätzen zur Kultur und den Sprachen des Senegal. 1872 publizierte er einen Artikel über die Megalithbauten Algeriens, die er mit der Ausbreitung ihrer Erbauer aus dem baltischen Raum in Verbindung setzte. 1884 wurde er zum Mitglied der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres gewählt.
 
Seine Verteidigungsschrift über die Militäroperationen der Nordarmee während des Deutsch-Französischen Krieges enthält Angaben, die General von Goeben zu Erwide-rungen in der Allgemeinen Militär-Zeitung (Darmstadt, 1871 und 1872) veranlasste.
Ein Gelehrter als Feldherr ... eine Vorstellung, die in Preußen-Deutschland sicher schwerlich denkbar gewesen wäre. Doch Völker sind eben verschieden, und nicht nur libelli, sondern auch bella sua fata habent ...



Keine Kommentare: