Freitag, 2. März 2018

Mietmäuler

von Fragolin

Die Teutonische Journalistische Sozialistische Vaterlandsfront steht fest in Reih‘ und Glied gegen die faschistischen Angriffe auf Demokratie und Meinungsfreiheit und übt deshalb den Schulterschluss mit den vom Nazi-Vizegauleiter der Ostmark mit KZ und Schlot bedrohten Kämpfer für Wahrheit und Neutralität, den über jeden Zweifel an seiner Überparteilichkeit und Wahrheitstreue erhabenen ORF-Verlautbarungssprecher Armin Wolf.

Immerhin hat Strache diesen, (festhalten, es wird wirklich grauslich, am besten Sie machen sich Notizen, damit Sie das ihren Kindern erzählen können, wenn die mal wieder den selbstgemähten Öko-Spinat vom Bahndamm nicht essen wollen) beleidigt! So richtig mit Worten und so! Im umgekehrten Falle wäre es ein Witz gewesen, aber so, seien wir mal ehrlich, das ist, äh, also, jetzt mal so richtig betrachtet, ist das mindestens, also, äh, wenn nicht noch schlimmer! Jawoll!! Man spürt das Beben des Bodens vom rhythmischen Stampfen der genagelten Nazi-Stiefel, die da aufmarschieren, um den armen Armin abzuholen und einzukerkern!

Also haben diese von Zwangsbeiträgen gemäste…, äh, ich meine natürlich im Dienste der Demokratie und Wahrheit hart kämpfenden Revolutionäre der Worte das getan, was sie am Besten können: sich empört. Schriftlich. In einem Offenen Brief an den österreichischen Bundeskanzler.

Kurzer Einwurf: ja genau den. Also Kurz, nicht Einwurf. Der Baby-Hitler, den man satirisch schon mal zum Abschuss freigeben kann. Weil der austriakische Schluchtenscheißerpöbel anders zu wählen gewagt hat als beispielsweise ein Herr Kleber oder eine Frau Slomka wählen würden. Da kann man schon mal auf Demokratie und sowas pfeifen und zum Mord aufrufen.
Neinein, das waren natürlich nicht die Genannten sondern die „Titanic“-Schmierfinken mit dem Böhmermann-Humorlevel. Aber die Offenbriefler haben, als ihre Journalistenkollegen Mord als Satire hinstellen wollten, fein brav das Maul gehalten und nicht etwa die Geschmacklosigkeiten der Kollegen zurückgewiesen. Nene, das ist ja Meinungsfreiheit. Und die ist ein elementares Menschenrecht.
Dass elementar und Mensch auch Strache einschließt, werden Linksradikale nie begreifen, und dann weiß man schon, woher der ideologische Wind in diesem Zettel weht.

Ich persönlich halte Straches Auswürfe ja für ziemlich entbehrlich. Er reiht sich in eine lange Reihe politischer Peinlichkeiten ein, zu denen aktuell auch Kern, Häupl oder Strolz gehören, bei denen ich mir jedesmal, wenn sie etwas ablassen, denke, es wäre für alle Beteiligten besser gewesen, sie hätten den Mund gehalten. Die Spitzenplätze auf der Ewigenliste nehmen durchaus die Herren Faymann und Van der Bellen ein, flankiert von dem bereits in Vergessenheit geratenen Fräulein Rudas mit den süßen Dackelfalten im Dauerempörgesicht und der EU-Matrone Lunacek, die den Spagat zwischen Anspruch an sich selbst als intellektuell höchstwertiger Eliteperson und real sehr fest am Boden der Kompetenzfreiheit verankerten Gewinnerin des parteiinternen geschlechtsabhängigen Vorrückungsbingos auch mit viel Schmerz nicht geschafft hat. Und ein paar weitere Kabarettistenkonkurrenten weiter kommt dann schon der Herr Strache, der immer noch glaubt, die Leute würden FPÖ wegen ihm wählen und nicht trotz ihm.

Er hätte sich den Sager sparen können. War für nix und auf eine geradezu germanische Weise komisch, nämlich dermaßen gar nicht, dass den Schmäh mit der Satire keiner glauben mag. Deutsche Witze, die stehen bekanntlich auf dem gleichen Stockerl wie italienische Heldensagen und englisches Essen. (Nein, das ist nicht rassistisch, das darf man sagen. Hätte ich es mit afrikanischem Fleiß und arabischer Hochtechnologie verglichen, dann wäre es politisch unkorrekt. Warum? Keine Ahnung, denn Heuchelei und Bigotterie gibt es ja nicht, sonst gäbe es ja auch solche Offenen Briefe wie den oben genannten nicht – oder?)
Aber irgendwie hat es auch was Gutes. Denn jetzt kriechen die ganzen richtigen Gestalten aus ihren Löchern und empören sich. Das hat schon immer geholfen, dass Deutsche Österreichern erklären, was sie gefälligst zu tun und zu lassen haben.

Laut Artikel 1 der österreichischen Verfassung (ja, wir haben sowas) geht das Recht in der Republik Österreich vom Volk aus. Vom österreichischen Volk. Und nicht von deutschen Beschäftigten zwangsfinanzierter Propaganda-Orgeln. Also können die fordern, was sie wollen, es ist irrelevant, weil es sie einen Dreck angeht.
Und das ist gut so.
In ihrem ganzen Furor vergessen sie nämlich Einiges.

Erstens: Sie behaupten, das Posting wäre ein Angriff auf die Pressefreiheit. Das ist eine Lüge. Denn weder wird das Recht der Presse auf Meinungsäußerung durch dieses Posting eingeschränkt noch das Presserecht auf Information. An keiner Stelle. Ich halte es für taktisch unklug, den Vorwurf des Lügens dadurch abwehren zu wollen, dass man lügt. Aber es ist eine Lüge. Die Freiheit der Presse wird an keiner Stelle berührt.

Zweitens: Sie begehen immer wieder den Fehler, jede Kritik an sich (also den Zwangsfinanzierten mit den fünfstelligen Monatsbezügen, nicht den Journalisten der privaten Medien) als Angriff gegen die Demokratie darzustellen; sich selbst als eine Säule der Demokratie zu sehen. Sind sie aber nicht. Sie haben keinerlei demokratisches Mandat, irgend eine Funktion im Gefüge des demokratischen Rechtsstaates zu erfüllen. Staatsmedien waren immer nur Sprachrohre, niemals eine „Säule der Demokratie“. Sie sind weder Teil der Exekutive noch der Judikative oder der Legislative. Sie sind Hofberichterstatter und Verkünder, die historischen Nachfahren der Ausrufer am Marktplatz. Und ab zu die Hofnarren. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Wichtigtuerei kommt nicht gut an beim Volk.

Nein, liebe Staatsmedien, die ihr keinen Genierer habt, private Blogger und Netzwerke pauschal als Lügenverbreiter zu verhetzen und die Einschränkung derer Rechte zu fordern, ihr habt weder das Recht, irgendwem vorzuschreiben, was er zu tun oder zu lassen hat, noch, euch in Dinge einzumischen, die euch nichts angehen. Aber jeder Mensch, egal ob der Heinzi Müller aus Buxtehude oder der Vizekanzler aus Wien, hat das Recht, euch zu kritisieren und euch das vorzuwerfen, was ihr seid: Schmarotzer. Denn jeder private Medienanbieter muss eine gewisse Leistung bringen, damit ein Kunde bereit ist, ihm etwas zu bezahlen. Und viele Private machen das sogar unbezahlt. Aber ihr kassiert sogar von denen, die euer Gesülze gar nicht sehen oder lesen wollen. Nur weil sie es könnten und ihr als Dankbarkeit dafür, Mietmäuler und Ankünder zu sein, das Vorrecht der Beteiligung am Geplünderten erhalten habt.
Ihr seid wie Köche, die jeden Tag kochen können was sie wollen, egal ob es jemand isst oder nicht, aber alle müssen ihre Portion bezahlen. Und dann wollt ihr anderen vorschreiben, die Güte eures Fraßes gefälligst nicht zu kritisieren? Ehrlich?
Eine bessere Werbung für ein Anti-GIS Volksbegehren könnt ihr gar nicht machen!

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