Italien hat gewählt. Und unsere Medien haben sich verschluckt.
Was so sicher war wie das Amen im Gebet am Tisch des Paten, war das
sofort aufbrandende und inzwischen genügend einstudierte Entsetzen
über den schrecklichen „Rechtsruck“ in Italien. Als ob das nicht
ein angekündigter Erfolg wäre.
Ein Gespenst geht um in Europa.
Es ist das Gespenst der Leute, die die Schnauze voll haben.
Und natürlich sind diese Leute selbst schuld daran, die Schnauze
voll zu haben.
Kennt man doch.
Wenn einem der versalzene Fraß des Schwiegermonsters nicht schmeckt,
ist man auch selbst schuld. Man muss nur seine Einstellung ändern
und schon munden die verbrannten und versalzenen faschierten Laibchen
(vulgo Buletten) wie Carpaccio mit Rucolapesto. Oder etwa nicht? Das
ist doch genau die Logik der Empörten: wenn einem die neue Buntheit
mit ihren Messerstechereien, ihrer Verachtung für die deutschen
Köter, ihrer Kultur des Vollzugs einer Scheidung als einschneidendes
Erlebnis, ihren anhänglichen Gemahlinnen (zur Not auch per Frisur an
die dafür vorgesehene Autokupplung geknotet), ihrem auf
imperialistischer Missionierung aufgebauten Götzenglauben, ihren
Stoffsäcken und ihrer folkloristischen Einstellung zum Leben auf
Kosten der Anderen nicht gefällt, dann liegt das eben nicht an den
aufgezählten Ungustiositäten sondern einzig am verstockten
teutonischen Naziwesen, das sich einfach nicht aufraffen möchte,
sein Zusammenleben täglich auszuverhandeln sondern am Bestehenden
störrisch festhält.
Wir sind angehalten, endlich das Schöne, die Bereicherung zu
erkennen und zu akzeptieren! Dieses süße Kribbeln im Bauch, das
Frauen abends allein auf der Straße empfinden und dieser Schauer,
wenn sie sich in der Straßenbahn allein mit einer Horde glutäugiger
arabischer Junghengste wiederfinden, das ist doch viel schöner als
die langweilige Sicherheit vergangener Jahre! Wir nehmen unsere
Umwelt viel wacher wahr, seit wir uns bewusst sind, dass jeder
Aufenthalt zu nahe an der Bahnsteigkante mit einem Kuss der Puffer
enden kann oder in unschuldig an Laternenpfählen abhängenden
langweiligen Mistkübeln eine versteckte Nagelbombe ticken könnte.
Wir sehen Rucksäcke endlich wieder ganz bewusst, achten auf Muster
herumlungernder „Männer“-Gruppen in der Bahnhofshalle, auf
mögliche Fluchtwege und gelegentlich die neue Buntheit
blutverschmierter Gehsteige.
Und so scheint es inzwischen auch immer mehr Italiener zu geben, und
das will was heißen wenn man sich deren südländische
Lebensvorstellungen so anschaut, die sich verstockt weigern, die
Bereicherung anzunehmen, weil selbst ihnen das Unwesen zu weit geht,
das in ihrem Land überhand nimmt. Zusätzlich zum Unverständnis,
warum man auch Jahre nach einem schweren Erdbeben noch immer Leute in
Notunterkünften wohnen hat, die alles verloren haben, während man
Nordafrikaner per Flugzeug ins Land karrt, vollversorgt und mit
Wohnraum beschenkt. Der tumbe Pöbel ist halt neidisch, wenn er
sieht, wie er selbst bei der Versorgung mit dem selbst Erarbeiteten,
wenn es ihm doch mal dreckig geht, geschnitten wird, während man
anderen, die nie einen Finger dafür krumm machen werden,
vollversorgt und pampert.
Und deshalb, wie gesagt, kein Wunder dieses Wahlergebnis. Reine
Logik. Höchstens erstaunlich, dass die Verantwortlichen überhaupt
noch eine einzige Stimme außer ihrer eigenen reißen.
Jetzt ist sogar Berlusconi zu weit mittig.
Übrigens fand ich witzig, dass eine Femen-Tussi geglaubt hat,
Berlusconi damit zu beeindrucken, ihm ihre mickrigen Möpse vors
Gesicht zu halten. Wir reden von Berlusconi. Der hat schon mehr Möpse
gesehen als seine ganzen Konkurrenten zusammen. Der wird sich
höchstens gedacht haben: „Schon volljährig – zu alt!“ und ist
unbeeindruckt seiner Wege gegangen.
Doch zurück zum Entsetzen und dessen medialer Aufarbeitung.
„Angst
vor Pakt der Populisten in Italien“
...titelt
reißerisch wie ein linkes Boulevardblatt der immer weiter sich zu
einem solchen entwickelnden „Standard“ (deshalb besuche ich den
so gerne, das ist Niedergang journalistischer Qualität von seiner
schönsten Seite). Man muss dann auch den Artikel bis zum Ende lesen,
um herauszufinden, wer sich da fürchtet, nämlich „die EU“. Weil
Italien jetzt zum Stiefel werden könnte, der Brüssel in den Hintern
tritt. Oder sogar noch empfindlichere Teile.
Gut. So passt das.
Erstaunlich ehrlich allerdings die Erkenntnis, was zu diesem Ergebnis
geführt hat:
„Die
Wahl bedeutet aber auch: Grenzen dicht. Zählt man zu den Wählern
des M5S und der Lega die anderen Rechtsparteien dazu, addiert sich
die Zahl der Italiener, die keine Migranten mehr wollen, auf rund 70
Prozent.“
Sieht so aus, als ob die größte Furcht der EU darin besteht, dass
man immer deutlicher sieht, dass ihre Völkerverschiebung in der
Bevölkerung keine Mehrheit hat. Dass sie gegen die Mehrheit der
Menschen in der EU steht und damit antidemokratisch und gegen die
eigenen Verträge verstoßend agiert. Das zu viele Leute immer
deutlicher erkennen, was sich hier abspielt, und ihren Unmut darüber
artikulieren.
Nach den noch als fulminanten Siegen des Lichtes über die Mächte
der rechtspopulistischen Finsternis abgefeierten Wahlerfolgen von
Macron und Van der Bellen ist es für die Vereinigung von Linken und
nibelungentreuen EU-Vasallen wieder verdammt eng geworden. In
Österreich sitzt die FPÖ in der Regierung, in Italien wird es bald
die Forza und die M5S sein, überall (außer in Kärnten, wo die
Uhren anders ticken) fahren die Linken und die Willkommensklatscher
desaströse Ergebnisse ein und befinden sich im freien Fall. In
einigen Umfragen in Deutschland hat die AfD die SPD bereits
eingeholt; die treffen sich bei der Abwärtsbewegung der Roten und
der Aufwärtsbewegung der Blauen bereits bei etwa 16%.
Da brodelt etwas, da braut sich etwas zusammen, und man muss es
ehrlich sagen, es ist eben nicht die Verstocktheit und Sturheit
Ewiggestriger sondern das Versagen der selbstgefühlten Eliten, die
glauben, nicht sie sondern das Volk wäre das Problem, hat die Leute
den Protestparteien in die Arme getrieben. Oder um es anderes zu
sagen: Wenn ich das Risiko bewerten soll betreffs Niedermessern,
Vergewaltigen oder Sprengen durch einen Bereicherungswillkommenen
oder einen Identitären, fällt mir die Prioritätenreihung nicht
allzu schwer. Und immer mehr anderen Menschen geht es genauso.
Die Burschis mögen seltsame Lieder singen und der Eine oder Andere
mag einen festen Knall haben, aber die sind eher nicht dafür
bekannt, sich ihre Sozialhilfe mit Drogenverkäufen an Minderjährige
aufzufetten, vor lauter Frust Passanten in die Luft zu sprengen oder
sich mit der Machete scheiden zu lassen. Sie mögen seltsame Leute
sein, aber mit seltsamen Leuten habe ich weniger Probleme als mit
primitiven Gewalttätern, die ihr persönliches Frühmittelalter
nicht nur im Kopf sondern auch noch aufgeklappt in der Tasche tragen.
So gesehen freue ich mich für Italien und die Italiener. Ich hoffe,
es bringt ihnen was.
In Österreich bin ich mir da nämlich nicht allzu sicher.
Da ist bisher nicht viel geschehen in der Richtung, für die diese
Leute eigentlich gewählt wurden.
Kommt vielleicht noch.
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