Sonntag, 15. September 2019

Da staunt der Laie und der Nowak wundert sich!



Es ist ja nicht so, daß ich Herrn Rainer Nowak für einen Fachmann halten würde! Seine geschwätzig-unbedarften Leitartikel, die DiePresse mit unschöner Regelmäßigkeit »zieren«, sind mit ein Grund, warum ich DiePresse nur mehr im kostenlosen WWW-Angebot konsumiere (um daraus wunderbare Vorlagen für kleine Malicen und kritische Abrechnungen zu gewinnen) — aber dafür etwas zu zahlen wäre ich nicht bereit. Da züchte ich lieber Silberfischerln im Badezimmer — das ist dagegen noch lukrativer ...

Nun, Nowak wundert sich — und wir nicht mit ihm:

Das rote und blaue Paradoxon

Die Sozialdemokraten könnten laut manchen Umfragen bei der nahenden Nationalratswahl mehr verlieren als die Freiheitlichen. War da nicht etwas im Mai?
(Hier weiterlesen)
Ja, Herr Nowak, da war was — das haben Sie völlig richtig erfaßt! Nämlich ein kriminell gedrehtes Video, von dem man (und vermutlich mit für die Drahtzieher des Drehs »gutem Grund«) nur ein paar Minuten zusammengeschnittener Schnipsel zu sehen bekommen hat. Weil die Durchsicht längerer Abschnitte höchstwahrscheinlich die auch von Ihnen wiedergekäute Legende vom »größten Skandal der vergangenen Jahrzehnte« zerstört hätte. Manchmal hilft es halt nur, ein paar Satzfetzen aus dem Zusammenhang zu reißen, um damit jemanden so richtig fertigzumachen.

Aber so wie's aussieht: das Publikum spielt einfach nicht so schafsherdenmäßig mit, wie Sie und Ihre Strippenzieher es wünschen. Bad luck! Die Leute haben halt einfach begriffen, daß zwischen ein paar Angebereien eines offensichtlich (durch welche Mittel immer) »gesprächig gemachten« FPÖ-Chefs, denen keine Taten folgten, und der seit Jahrzehnten gängigen Korruptionspraxis der uralten GroKo-Zwillinge SPÖVP der entscheidende Unterschied darin besteht, daß letztere immer und überall in Taten verwirklicht wurde: Postenvergaben, Geldabzweigungen (z.B. ÖBB-Inserate, schon vergessen?)

Haben Sie sich mal angesehen, welche Leutchen so im ach-so-unabhängigen Verfassungsgerichtshof (der doch das quasi höchste der Höchstgerichte ist) sitzen? Bis auf einen Blauen (der erst unlängst unter viel Medienschelte hineinreklamiert wurde) lauter Rote und Schwarze. Ei, welch ein Zufall, daß die hohe Sachkompetenz immer höchst positiv zu einer SPÖVP-Parteiaffinität korreliert ist. Wäre statistisch interessant zu untersuchen ...

Oder warum — welch ein Zufall! — der OGH-Chef traditionell ein Schwarzer, und der VwGH-Chef traditionell ein Roter ist. Schon irgendwie komisch, daß die Talente zu Zivil-/Strafrecht einerseits, und Verwaltungs-/Finanzrecht andererseits unter den Parteileuten so unterschiedlich verteilt sind, nicht?

Aber zunächst beschäftigt sich Nowak mit dem Mysterium SPÖ:
Laut Umfragen droht die größte Oppositionspartei, die SPÖ, verhältnismäßig mehr zu verlieren als eben jene FPÖ. Das kann keiner erklären. Zumal die Partei bis 2017 mit einer Ausnahme über Jahrzehnte den Kanzler stellen konnte. Zumal mit Pamela Rendi-Wagner eine Spitzenkandidatin antritt, der zwar Erfahrung fehlt, die aber im TV und im Straßenwahlkampf ein wenig moderner und sympathischer wirkt als Gusenbauer oder Faymann.
Stimmt — verglichen mit einem präpotenten, absoluten Kotzbrocken wie Gusi und einem flachen Schwätzer wie Faymännchen wirkt Joy-Pamela deutlich sympathischer. Aber eben auch unbedarfter (was gegenüber Faymännchen gar nicht so einfach ist!) und künstlicher. An Verkrampftheit kann Joy-Pamela es locker mit ihrem Vorgänger, der Glaskinn-Prinzessin, aufnehmen. Ob sie vor Freude hüpfte, oder er Pizza zustellen ging, beides wirkte so authentisch, wie wenn Gusi vom Klassenkampf spräche!

Dann versucht sich der Chefredakteur an einer »Analyse« (sorry, geht nur in Anführungszeichen!) der FPÖ:
Das andere Phänomen heißt FPÖ. Der früheren ewigen Fundamentaloppositionspartei werden zwar Verluste prognostiziert, aber nicht in einem Ausmaß, das im Verhältnis zum größten innenpolitischen Skandal der vergangenen Jahrzehnte steht. Von der Angst vor weiteren Flüchtlingswellen über die Furcht vor Veränderung durch Digitalisierung bis zum irrationalen Gefühl, früher sei alles besser gewesen: Es mag einiges geben, was der FPÖ weiter Wähler zutreibt.
Ja, vorallem die Realität, Herr Chefredakteur! Sie sitzen ja in Ihrer medialen Filterblase recht komfortabel abgeschirmt gegen die Unbilden des Lebens. Stattliches Gehalt pünktlich zu Monatsende am Konto, überall devotes Entgegenkommen, weil sich's ja keiner mit der Journaille — warum nur kommt mir da spontan ein Strache-Zitat in den Sinn ...? — verscherzen darf, sonst ist er erledigt ... so läßt sich's schon leben, nicht wahr?

Der kleine Handwerker, der mittelständische Gewerbetreibende dem die Bürokratie den letzten Nerv und die Finanz und Sozialversicherung den letzten Groschen raubt, sieht die Einfuhr und Züchtung eines parasitären Prekariats von Mindestsicherungsempfängern und Import-Goldstücken aber nicht so entspannt.

Und der ehrliche Arbeiter und Angestellte, dem verteufelt wenig »netto vom Brutto« bleibt, wird Ihrer vollmundig geäußerten Begeisterung
... dass das alte Ziel der Umverteilung nun eigentlich für Österreicher mit Migrations-hintergrund zu gelten hat, wie es sich Michael Häupl auszusprechen traut ...
 vermutlich mit Magenkrämpfen
lesen, aber sicherlich nicht teilen! Die verblasenen Schwurbeleien einer BoBo-Existenz gehen den unsre Gesellschaft durch ihre Leistung tatsächlich tragenden Menschen nämlich, pardon l'expression, am Arsch vorbei!

Endgültig putzig wird dann der Vergleich zwischen SPÖ und FPÖ:
In einem Punkt ähneln sich die beiden Parteien: Nach dem 29. September werden die alten Konflikte wieder aufbrechen. Interessanterweise wird es trotz Minus keine personellen Konsequenzen geben. In SPÖ und FPÖ will den Job an der Spitze nämlich eigentlich keiner. Aber einen fundamentalen Unterschied gibt es natürlich: Geht Rendi-Wagner ins nächste Büro, telefoniert dort Thomas Drozda. Macht Norbert Hofer die Tür auf, lächelt dort Herbert Kickl.
Es mag Herrn Nowak kränken — aber ein lächelnder Kickl ist für recht viele Österreicher trotz aller medialer Vernichtungsfeldzüge gegen diesen immer noch weit sympatischer, als ein telefonierender Drozda, der Zeitlebens nur ein extrem linker Apparatschik und Systemschmarotzer mit »kulturellem« Mäntelchen war. Und auch Hofer wird einen Drozda nicht in seinem Vorzimmer telefonierend haben wollen, schätze ich mal ...

Aber jetzt setzt Nowak zum finalen Knock-out gegen die pöhse FPÖ und ihren noch pöhseren Kickl an:
Der sagt dann zu Hofer Sachen wie gerade in Graz: „Die, die du nicht niederclinchst, in deiner Art, die kriegen von mir eine Gerade oder einen rechten Haken.“ Muss man mögen.
Ja, Herr Chefredakteur: das muß man einfach mögen! Die Vorstellung, daß wenigstens einige der vielen, allzuvielen Arschlöcher in Österreichs Politik »... eine Gerade oder einen rechten Haken ...« von Kickl bekommen, hat was! Nicht, daß ich so weit gehen wollte, mir vorzustellen, wie er bspw. einem Chefredakteur die Fresse poliert ... absit longe — Frauen schlägt man nicht! Und auch die größten Huren sind ja immer noch Frauen, wie wir wissen ...






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