Montag, 29. August 2022

Heute früh waren es »nur« 1 ¾ Milliarden Euro

von LePenseur
 
 
... welche die WienEnergie dringend brauche, mittlerweile schreibt DiePresse von sechs Milliarden, und es werden schon acht oder zehn Milliarden kolportiert, die es letztlich kosten könne. Mit einem Wort: das Energieversorgungsunternehmen des »roten Wien« ist pleite, weil es sich an den Strombörsen hoffnungslos verzockt hat.

Déjà vu! Sowas hatten wir doch schon mal in Österreich, oder nicht? Damals war es die rote Parade-bank, die BAWAG, die sich mit Aktienzockereien an den Ruin gebracht hatte (bzw. vom Sohn eines ehemaligen BAWAG-Generaldirektor dorthin manövriert worden war — wie nun genau und zu wessen Nutzen ist bis heute nicht gerichtsfest geklärt, da alle Unterlagen leider, leider bei einem Plattencrash des Computers besagten Sohnes für immer verloren gingen) ...
 
Und wieder einmal darf »der Bund«, mit anderen Worten: die steuerzahlenden Leistungsträger Österreichs (denn die den Bund beherrschenden Politruks produzieren ja nichts als heiße Luft, die sich blöderweise aber nicht zur Energiegewinnung, sondern nur zu deren Verschwendung eignet ...), die Zeche bezahlen — für das große Fressen von linken Apparatschiks und anderen Genossen, die bislang die Vorteile (Pöstchen, Karrieren, Korruption) genossen hatten.

Wie sich mittlerweile — wenig überraschend — herausgestellt hat, ist die Pleite keineswegs schicksal-haft und unvermeidlich wie ein Meteoriteneinschlag in den letzten Stunden eingetreten, sondern war schon seit längerem absehbar. Die Wiener Landesregierung (Wien ist, für Nichtösterreicher gesagt, nicht nur eine Stadt, sondern zugleich auch ein Bundesland unserer schönen Alpenrepublik) mußte schon mehrmals (angeblich dreimal) mit »hohen Millionenbeträgen« (es soll sich auf bislang ca. zwei Milliarden beziffern) für ihr im 100%-Eigentum stehendes Energieunternehmen einspringen. Streng geheim, natürlich! Wen geht es denn was an, wenn ein Eigentümer sein Unternehmen rettet!? Nur die mieselsüchtige Opposition sieht das halt ein bisserl anders und moniert ein eklatantes Versagen aller Kontrollen.

Eigentlich sollte man meinen, daß noch so einem Riesen-Skandal endlich die seit vielen Jahrzehnten Wien auf strammem Rotkurs steuernde SPÖ von den erbosten Wählern mit sprichwörtlichen »nassen Fetzen« davongejagt werden wird — aber, wie der BAWAG-Skandal beweist: die Unfähigkeit der Politiker wird durch die Blödheit ihrer Wähler oft noch übertroffen, und damals, im Sommer 2006, als keiner einen roten Heller auf die SPÖ gewettet hätte, reichte die (angebliche oder wirkliche) »Flucht« eines seit zehn Jahren vermißten Mädchens, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit völlig zu absorbieren und die bodenlose Frechheit, mit der ein Börsenjobber das Vermögen von Generationen von Gewerkschaftsmitgliedern in andere Hände gespielt hatte (denn »fort« ist das Geld ja nie, auch nicht heute beim WienEnergie-Skandal!) schnell in Vergessenheit sinken zu lassen. Ein roter Wahlsieg beendete die Kanzlerschaft von ÖVP-Schüssel.

Warum soll dieser politische hat trick eigentlich nicht nochmal gelingen ...?

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Von CE___

Najo, es scheint so als ob die Rapid-Ultras mit einer Hundertschaft nicht nur einmal in der Rapid-VIP-Loge, sondern auch gleich einmal in der Sozi-Wien-Parteizentrale ein Stelldichein samt Rede und Antwort geben sollten.

Offenbar bewegt sich dann wirklich etwas, wenn man gerade auf die aktuellen Ereignisse bei diesem Fussballclub sieht.

Jetzt bekommt natürlich der Rücktritt des Rapid-Sozi-Geschäftsführers ein eigenes Gschmäckle.

Dachte sich wahrscheinlich am nächsten Montag, sprich heute, ist Rapid auch gleich Pleite wenn einer der Hauptsponsoren, Wien Energie, einen Köpfler macht. "Da kann ich gleich selber rechtzeitig gehen" unter grossen Tränendrüsendrücken, salopp gesagt.

Und der Agitprop-Heini der Wien Energie, pardon heisst Public Relations, hat wirklich die Chuzpe zu labern dass ja nur "gehedged" wurde.

Genau, mit nur 2 Mrd Jahresumsatz bis zu 10 Mrd "verhedgen.

Spekuliert haben's wie im Casino von Monte Carlo, die roten gierigen Gfraster.

Hoffentlich gehen die über den Jordan, samt der Stadt u. Bundesland Wien, und kein Cent vom BUnd.

Sag' ich als Wiener.

Anonym hat gesagt…

Sehr von mir geschätzter Penseur!

Bezahlen sollen also "wir"? Logisch!
Nur langsam frage ich mich wovon das die Bürger dieses Landes noch bezahlen sollen, wenn's bei vielen Menschen bereits jetzt von hinten bis vorn nicht mehr reicht.
Und das ist erst der Anfang! Der Mittelstand wird gerade vernichtet - von den Armen ist nichts zu holen und die Reichen richten sich's schon.


MfG Michael!

heartofstone hat gesagt…

Ich habe noch nie in meinem Leben, Wiener seit 1969, die Sozialisten, welcher Farbe auch immer, gewählt ... bitte keine Unterstellungen ;)

Anonym hat gesagt…

Dennoch finden sich noch viel zu viele in der Wählerschaft, die lapidar meinen "na was willst machen? glaubst daß die anderen besser sind?"

Na, wir werden es nie wissen, wenn wir denen keine Chance geben!
Doch der Österreicher lebt offensichtlich lieber in diesem politischen Augiasstall (was noch euphemistisch ausgedrückt ist!), den er gewohnt ist, als daß er in seiner feisten Bequemlichkeit frischen Wind riskiert, der den Gestank vertreiben könnte!

mfG
Tanit

Anonym hat gesagt…

Werter Le Penseur,

@CE___: Ich denke ebenso, daß hier "gehedgt" wurde, ist meiner bescheidenen Meinung nach ein G'schicht'l.

Ein paar Worte zur Erklärung, wie hedging im Regelfall funktioniert: Die Produzenten gehen "short", d.h. sichern sich gegen fallende Preise ab, die Käufer gehen "long", d.h. sichern sich gegen steigende Preise ab. In beiden Fällen wird die unerwünschte Preisbewegung von den Futures-Gewinnen kompensiert bzw. Futures-Verluste von den Preisbewegungen in die gewünschte Richtung.

Wenn die Preisänderungen so massiv ausfallen wie im Gasmarkt in den letzten Monaten, können sich schon die Marginleistungen erhöhen, d.h. der Betrag, der nötig ist, um einen Kontrakt zu halten, ABER: Wenn die Preise in die "richtige" Richtung laufen, kompensieren diese Buchgewinne die Marginanforderungen. Anmerkung am Rande: Am Futures-Markt wird tagesaktuell abgerechnet. Da kann nicht "auf einmal" so ein Betrag fehlen - es sei denn, es wird hier eine massive - in Worten: MASSIVE! - Position gehalten.

Conclusio: Ich bin überzeugt, daß Wien Energie hier nicht gehedgt, sondern "outright" auf Kursrückgänge spekuliert hat, d.h. die Jungs*_innen sind hier lustig short gegangen und werden jetzt aufgrund der Hebelwirkung in kürzester Zeit im wahrsten Wortsinn zerfetzt.

Erinnert mich sehr an die Baringsbank in den 90er-Jahren, wo ähnliches passiert ist. Wer nicht gewillt ist, aus der Geschichte zu lernen, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.

Stets der Ihre,
Tomj