von LePenseur
... starb heute vor fünfzig Jahren. Ein Unangepaßter, vielschichtig und widersprüchlich, fraglos. Einer, den die junge Bundesrepublik am liebsten vergraben und ver-gessen hätte, wäre da nicht der fulminante Erfolg seines »Fragebogens« gewesen, in dem er teils mit feiner Ironie, teils mit ätzendem Sarkasmus die Lügen und Fälschungen der Wirtschaftswundergesellschaft, die fast nahtlos aus dem Mitläufertum der Nazizeit hervorwuchs, entlarvte. Damals wurde blitzschnell vom Glauben an den »Führer« auf servilen Gehorsam gegenüber den USA, dem bene-volent hegemon, umgesteckt, die NATO und natürlich ein »vereintes Europa« herbeigesehnt — und was dergleichen biegsame Anpassungen mehr waren, als man mit kraft-meierischem Nationalismus Schiffbruch erlitten hatte.
Nein, Salomon war wirklich kein solcher kraftmeierischer Nationalist; er hielt (schon aus privaten Gründen) in den Zeiten des Hitlerismus merkliche Distanz zum Regime und ließ sich nicht (was ihm leicht möglich gewesen wäre) als »früher Held der NS-Bewegung« vereinnahmen; eine Haltung, die Carl Zuckmayer (dem man Nähe zum Nazismus schwerlich nachsagen kann) anerkennend vermerkte.
Wer die verschwurbelten Wortkaskaden, die de.wikipedia.org ihm widmet, liest, der weiß sofort: hier versucht man mit allen Mitteln, aus Belanglosigkeiten antifantisches Kapital zu schlagen; unbequeme Geisteshaltung und -freiheit zu kriminalisieren oder doch wenigstens moralisch zu ächten. Was, bitte, wollen Sätze wie
Salomon ließ „wenig Distanz zu seiner eigenen Geschichte“ erkennen und machte sich mit dem Buch „zum Sprecher derjenigen“, die trotz der Zerstörung Deutschlands und der zahllosen Opfer der nationalsozialistischen Unrechtspolitik „weiterhin deutschnational dachten“, urteilen Hans Sarkowicz und Alf Mentzer.
eigentlich besagen? Daß man nicht mehr »deutschnational« sein darf, weil eine nationalsozialistische Unrechtspolitik zuvor existierte? Ach wirklich? Dann darf man auch nicht mehr Sozialdemokrat sein, weil einst stalinistische Unrechtspolitik existierte. LePenseur ist bekanntlich weder deutschnational, noch nationalsozialistisch, weder stalinistisch noch sozialdemokratisch, sondern vielmehr ein libertärer »Anarch« mit der gerade noch notwendigen Akzeptanz konservativer Werthaltungen, die verhindern, daß aus Libertarismus ein realitätsfremdes Wolkenkuckucksheim gebastelt wird; so gesehen könnten ihm diese Abqualifikationen am Allerwertesten vorbeigehen. Aber er ist eben auch Jurist und Anhänger einer fairen Behandlung auch von Andersdenkenden und sogar Gegnern (das Gebot der »Feindesliebe« à la Christentum lehnt er freilich als rhetorischen Unfug ab, doch das nur nebenfüglich ...)
Salomon wurde in seinen späteren Jahren zum Friedensaktivisten, was ihm teilweise Rehabilitierung im Osten eintrug (die ihm vermutlich eher suspekt war). Egal wie man dazu steht: er war darin ebenso konsequent in seinem Individualismus, seiner Unangepaßtheit, wie in seinem »Fragebogen«. »Die Kette der tausend Kraniche«, in welchem Buch er seine Reise nach Tokyo zur Weltkonferenz gegen die atomare Rüstung thematisierte, kann nur nachdrücklich zur so gedankenvollen wie vergnüglichen Lektüre empfohlen werden (leider nur aus antiquarischen Beständen möglich — ei, warum wohl ...?)
Nach Fertigstellung dieses Buches ist Ernst von Salomon am 9. August 1972, kurz vor seinem 70. Geburtstag, den er am 25. September gefeiert hätte, verstorben. Sein letztes, ebenso lesenswerter Buch »Der tote Preuße. Roman einer Staatsidee«, kam im Jahr darauf posthum in den Handel. Danach wurde er nach Kräften der damnatio memoriæ unterzogen: die damals noch jungen Alt68er wußten mit allen Mitteln auf ihrem erfolgreichen Marsch durch die Institutionen ihnen lästige Querdenker auszugrenzen und totzuschweigen. Ein Pech nur für sie: »Der Fragebogen« ist bis heute einfach nicht umzubringen — so sorry ...
11 Kommentare:
Hoch verehrter Penseur!
Zitat: "(das Gebot der »Feindesliebe« à la Christentum lehnt er freilich als rhetorischen Unfug ab...)"
Dazu folgendes:
I. Das Gebot der Feindesliebe kommt von Jesus, also von Gott, und ist damit zweifellos richtig und unbedingt zu befolgen.
II. Man muss es recht verstehen:
"1. die Feinde lieben, insoweit sie Feinde sind, ist verkehrt und gegen
die heilige Liebe; — das hieße nämlich lieben das, was für den anderen ein Übel ist. 2.
Die Feinde lieben als teilhaft im allgemeinen der menschlichen Natur, ist notwendig
zur heiligen Liebe gehörig; daß nämlich jemand von jener Allgemeinheit, den Nächsten
zu lieben, niemanden ausnimmt. 3. Die Feinde lieben in der Weise daß jemand
einen speciellen Liebesakt einem Feinde erweist, ist nicht schlechthin zur heiligen
Liebe gehörig, die ja auch nicht vorschreibt, daß wir zu jedem einzelnen Menschen
durch besondere Liebesthätigkeit hinbewegt werden; denn das wäre unmöglich. Jedoch
muß der Mensch in seiner Seele die Bereitwilligkeit haben, besondere Liebe
auch dem Feinde zu erweisen, falls die Notwendigkeit dies erfordert. Daß nun ohne
solche Notwendigkeit der Mensch dem thatsächlichen Wirken nach das Gebot der
Feindesliebe erfülle, gehört zur Vollendung der Liebe. Denn je mehr jemand Gott
liebt, wird er auch im Feinde Gott lieben und sich von der Feindschaft in der thatsächlichen
Äußerung dieser Liebe nicht abhalten lassen; wie wenn jemand in hohem
Grade einen Freund liebte, er auch dessen Kinder lieben würde, obgleich sie seine
Feinde sind." (Heiliger Thomas von Aquin, Summa, Teil 2/2, Frage 25, Kap. 25, Art. 8)
III. Man könnte auch sagen: Weil sich Gott aus Liebe wünscht, dass alle Menschen gerettet werden können (weil sie gut sind), muss man als Mensch auch wünschen, dass die Feinde des Guten sich bekehren- zu ihrem Heil und zum Heil der ganzen Welt.
MfG
Uli
Cher Uli,
zunächst vielen Dank für die "Hochverehrung", die ich freilich als doch einigermaßen übertrieben zurückweisen muß.
"Verehrung" genügt mir ;-) ...
Was das schöne Thomas-Zitat betrifft: sehr erbaulich, aber ich alter Prosaiker würde dann nicht von "Liebe" sprechen, sondern von "Fairneß", von "Wohlwollen" — was auch immer. Aber "Liebe" (die diesen Namen verdient) geht darüber hinaus. Und das wäre ich nicht bereit, Feinden entgegenzubringen.
Ich werde wenigstens versuchen, auch einen Feind mit Fairneß zu begegnen (cum limitationibus fragilitatis naturæhumanæ ...), aber "Liebe" täte ich das nicht nennen.
VEREHRTER Penseur,
Thomas sagt, zu lieben heißt, dem anderen etwas Gutes wollen.
Und das ist im Hinblick auf 'Caritas' durchaus eine kurze und passende Beschreibung.
'Amor' ist natürlich etwas anderes.
Außerdem sagt Thomas sinngemäß: Das größte Geschenk, das man einem Menschen machen kann, ist, ihn vom Irrtum zur Wahrheit zu führen. Und letztlich wäre es ja tatsächlich das Beste, wenn die woken Polit-Gruselgestalten zur Vernunft kommen würden. Leider liegt das nicht in unserer Hand.
Aber ich denke, es ist besser, ihnen "Bekehrung" zu wünschen, als dass sie spätestens an der Siebtimpfung jämmerlich zugrunde gehen.
Grüße Uli
Man kann es auch schlichter sagen: "Die Feinde lieben" - das ist wider die Natur. Damit kann es auch niemals göttlich sein, denn nach religiöser Überzeugung stammt die Natur als Teil des Geschöpflichen ja von Gott. Daran ändert auch das auf den ersten Blick zwar sehr klügelnd anmutende, aber bei näherem Hinsehen doch reichlich erratische Geschwurbel des "Hl. Thomas" nichts.
Und, wie ich schon gelegentlich meinte feststellen zu müssen: eben solche widernatürlichen Anwandlungen des Christentums sind es, warun diese Religion gegen den ungleich naturgemäßeren Islam langfristig nichts ausrichten kann. Der Islam hält Stärke und Selbstbehauptung hoch statt sie zu verachten.
Sehr geehrte Uli!
Ich glaube nicht, dass die das bis zur siebten "Impfung" schaffen!
Bevor diese Politiker bekehrt werden (wollen), verrecken die eher!
MfG Michael!
Sehr geehrter Kyffhäuser,
die heilige Edit Stein, deren Gedenktag wir heute feiern, hat gesagt: Wer die Wahrheit sucht, sucht Gott. Ich denke, Sie suchen auch die Wahrheit. Nun meinen Sie, die Feinde zu lieben, sei widernatürlich. Aber die Sache ist so:
Gott liebt Sie und mich, obwohl wir Ihn immer wieder "in Gedanken, Worten und Werken", wie es im Schuldbekenntnis heißt, beleidigen. Konkret bedeutet das, dass, wenn wir uns nach der Wahrheit und der "Vollkommenheit" sehnen, unsere Fehler - aus Liebe - verziehen werden.
Und diese Haltung erwartet Er auch von uns gegenüber unseren Feinden.
Dass Feindeshass, der bei Mohammedanern und Nazis gleichermaßen hoch im Kurs steht/stand, den Menschen zum Heil dient, ist fraglos falsch. Dass jeder Mensch immer wieder in Versuchung kommt, seine Feinde zu hassen, ändert daran nichts.
Und noch zur Sache mit dem Islam:
Dass das Christentum sich gegenwärtig recht kläglich darstellt, kann ich leider nicht bestreiten. Dass die gegenwärtige Entwicklung besonders "christlich" ist, glaube ich aber nicht: denn die Wahrheit des christlichen Glaubens wird nicht mehr verteidigt, sondern andere Kulte bzw. Götzenverehrung, sei es der Islam oder Pachamama, werden hofiert. In der Zeit, als Mission, die Verbreitung des wahren Glaubens, ein essentielles Charakteristikum des Christentums war, konnte es sich nicht nur behaupten, sondern auf der ganzen Welt ausbreiten. Und zwar nicht, weil manche Staaten die Religion als Mittel zur Unterwerfung der "Eingeborenen" missbraucht haben, sondern weil Priester aus Sorge um das Seelenheil der Heiden unter Einsatz und nicht selten Aufopferung Ihres Lebens das Evangelium verkündet haben.
Viele Grüße
Uli
„Wenn aber die Gesetze des Staates mit dem göttlichen Recht in offenbarem Widerspruch stehen, wenn sie der Kirche Unrecht zufügen oder den religiösen Verpflichtungen widerstreiten oder die Autorität Jesu Christi in seinem Hohenpriester verletzen, dann ist Widerstand Pflicht und Gehorsam Frevel, und das selbst im Interesse des Staates, zu dessen Nachteil alles ausschlägt, was der Religion Abbruch tut.
Hieraus ergibt sich aber auch, mit welchem Unrecht diese Anschauung der Auflehnung beschuldigt wird, da man doch keiner staatlichen Obrigkeit und keinem Gesetzgeber den schuldigen Gehorsam verweigert, sondern nur jene Vorschriften unbeachtet lässt, zu deren Erlass es keine Gewalt gibt; denn da sie unter Verletzung des göttlichen Rechts erteilt wurden, sind sie ungerecht und eher alles andere als Gesetze.“
Papst Leo XIII. in seiner „Enzyklika Sapientiae christianae“, 10. Januar 1890
Wie jeder aus diesem Zitat lesen kann, geht es in der Feindesliebe nicht um einen Kadavergehorsam. Jeder Christ kann allerdings entscheiden, seine Feinde zu lieben und Ihnen Gottes Barmherzigkeit zu erbeten. So sollte er m.E. beides tun, Widerstand leisten (weltliche Pflicht) und die andere Wange hinhalten, (göttliche Pflicht) Beides zu tun ist in diesen Zeiten das Gebot der Stunde. Ich als Katholik, kann also ohne innere Zerrissenheit auf diesem Blog kommentieren, weil hier die weltliche Pflicht durchaus ernst genommen wird und der Blogbetreiber nicht so weit vom Reich Gottes entfernt ist, wie es den Anschein hat.
Was dieses völlig überholte (weil einem „katholischen Staat“ a la Spanien unter der Franco-Diktatur das Wort redende) Zitat eines Papstes von von 18xy mit der Frage der Feindesliebe zu tun haben soll, ist kryptisch.
"die heilige Edit Stein, deren Gedenktag wir heute feiern, hat gesagt:"
Uli, sie sind mir aber auch ein heilig-fahriges Christen-Früchtchen!
Die jüdisch geborene Frau heißt richtig Edith Stein und ist nur von ihnen heilig gesprochen, der jüdischstämmige Polen-Paule, der große Synkretist und Koranküsser, hat sie nur selig gesprochen!
Böse Zungen munkeln, daß die edle Edith nur zum Christentum konvertiert wäre, weil sie in einen jungen Adligen unsterblich verliebt war, und als der sie dennoch nicht ehelichen wollte, wäre sie aus Frust ins Kloster gegangen - aber, wie gesagt: böse Zungen ...
Zu "Ernst von Salom":
Jeder Gebildet-sein-wollende sollte seinen "Der Fragebogen" gelesen haben!
Werter LePenseur!
Schade, daß man schnell hingetippte Kommentare nicht nachträglich editieren kann.
Diese schöne Erinnerung an Ernst von Salomon gereicht Ihnen sehr zur Ehre!
Von Salomon hat in jungen Jahren in der "Organisation Consul" mitgearbeitet, die später den jüdischen Mitbürger Walther Rathenau ermordet hat, was Salomon später als einen seiner größten Fehler ansah - und es auch objektiv war. Denn Rathenau hatte erkannt, daß selbst ein kommunistisches Rußland weniger Feind des Deutschen Reiches war, als Britanien und die Drecks-USA. Schon damals ging es um gedeihliche wirtschaftliche Beziehungen mit Rußland und deren Verhinderung durch unsere wahren Feinde, genauso wie heute!
( de.metapedia.org/wiki/Rathenau,_Walther / de.metapedia.org/wiki/Vertrag_von_Rapallo )
E. v. Salomon saß wegen dieser Beteiligung in der weimarer Zeit im Kerker und hatte daher die Ehre verloren, selbst im 3. Reich in der Wehrmacht dienen zu dürfen.
Gegen Kriegsende waren er und seine JÜDISCHE Lebensgefährtin bei Chiemsee "evakuiert" und er wurde als "big-Nazi" verhaftet und kam in ein US-KZ. Als seine jüdische Lebenspartnerin sich mit einem "He is a good man, I am jewish!" vor ihn stellte, wurde sie auch einkassiert und kam auch in ein KZ ...
( mehr: de.metapedia.org/wiki/Salomon,_Ernst_von )
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