von Fragolin
Unoffizielles Protokoll einer fiktiven
Gerichtsverhandlung.
„Herr Rat, das war ein ganz dummer Unfall! Ich hatte etwas Hunger
und da wollte ich mir ein Brot schmieren.
Jaja, eine solche lange Klinge ist nicht gut zum Schmieren, aber Herr
Rat, Sie müssen mir glauben, ich wollte ja auch erstmal eine Scheibe
von dem Brot abschneiden.
Ja, Herr Rat, das stimmt, dass in dem Kinderzimmer eigentlich gar
kein Brot war, aber man muss auch keines haben, um es essen zu
wollen, oder? So viele Menschen wollen gerne ein Brot abschneiden und
haben dann gar keines. Wo ich herkomme gibt es so viele Menschen, die
gerne mal eine Scheibe Brot abschneiden wollen, aber gar kein Brot
haben. Wir müssen flüchten weil wir sonst verhungern. Keiner hat
ein Brot!
Genau, Herr Rat, deshalb haben wir auch immer ein großes Messer
dabei. Auch im Kinderzimmer. Man weiß ja nie, wann man endlich mal
an ein Brot kommt, und wenn man dann eines liegen sieht und hat kein
Messer zum Abschneiden, muss man hungern. Ich bin vor dem Hunger
geflüchtet, und hier gibt es ganz viel Brot und endlich kann ich
soviel Brot essen wie ich will, da wäre es doch blöd, wenn ich dann
kein Messer dabei hätte, oder?
Ich habe also so das Messer in der Hand gehalten und geschaut, wo ein
Brot herumliegt, da ist mir meine Freundin, um die ich sooo sehr
weinen muss, plötzlich in das Messer hineingelaufen. Ich weiß
nicht, warum, plötzlich war sie da und…
Ja, Herr Rat, es waren zwei Messerstiche, weil sie mir zweimal in das
Messer reingelaufen ist. Durch das Erstemal war sie schon etwas
wackelig auf den Beinen, wissen Sie, wegen dem Blutverlust und so.
Es stimmt, Herr Rat, die Messerstiche waren im Rücken, aber das
liegt daran, dass sie mir rückwärts in das Messer gelaufen ist. Ich
weiß auch nicht, warum sie rückwärts gelaufen ist, Frauen sind
halt manchmal unergründlich, nicht wahr Herr Rat, und es erklärt ja
auch, dass sie mir in das Messer gerannt ist, denn hinten hat sie ja
keine Augen.
Warum zweimal? Naja, vielleicht hat sie es beim ersten Mal nicht so
gemerkt.
Natürlich war da alles voller Blut, aber Allah, gepriesen sei sein
Name und der seines Propheten, weiß, dass bei den Frauen jeden Monat
tagelang alles voller Blut ist, woher soll ich wissen, ob das nicht
normal ist? Ich weiß nicht, ob das Bluten bei einer Frau wirklich
davon abhängt, ob sie in ein Messer rennt. Machen die das so, Herr
Rat, dass sie deshalb mutwillig jeden Monat in Messer rennen, damit
das Blut wie von Allah vorgesehen ablaufen kann? Ich weiß es nicht,
das wurde mir im Integrations- und Deutschkurs nicht gesagt, an
beiden Tagen nicht. Vielleicht war es Thema an den anderen 78 Tagen,
aber da konnte ich leider nicht teilnehmen, weil ich Brot schneiden
musste.
Warum ich ihr nicht geholfen habe?
Na wie denn, Herr Rat? Wollen Sie mich beleidigen? Wenn ich eine
unreine blutende Frau berühre, komme ich für den Rest der Zeit
direkt in die Hölle! Ich habe sie sooo geliebt, dass mir der Schmerz
das Herz zerreißt, aber deshalb kann ich doch nicht meine Seele
besudeln?!
Nein, ich habe mich dann nicht ein paar Stunden neben die Leiche
gelegt und erstmal ausgeschlafen, sondern ich habe meditiert und für
das Seelenheil meiner armen Freundin stundenlang intensiv gebetet!
Durch so einen grausamen Unfall ums Leben zu kommen…
Den Kasten habe ich vor die Tür geschoben, damit die Schakale nicht
reinkommen. Wo ich herkommen, muss man die Toten gegen Getier
schützen, das habe ich so gelernt. Gilt das hier nicht? Das muss
auch an einem anderen Tag…
Ja, Herr Rat, ich bin dann aus dem Fenster geklettert um Hilfe zu
holen. Wie sollte ich denn sonst raus, mit dem blöden Kasten vor der
Tür? Ich bin dann zu meinem Imam des Vertrauens und habe ihn
gefragt: „Du, meine Freundin ist mir in das Messer gelaufen, kannst
du nicht helfen?“
„Klar“, hat er da gesagt und mir eine Adresse gegeben.
Ich dachte das wäre ein Arzt, ich konnte doch nicht ahnen, dass die
Adresse einem Passfälscher gehört. Niemals hätte ich hier fliehen
wollen! Sehe ich aus wie jemand, der vor Schwierigkeiten flüchtet,
Herr Rat?“
1 Kommentar:
Sehr gut, lieber Fragolin!
Der preußische Piefke
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