Donnerstag, 24. Mai 2018

Mentaler Feinstaub

von Fragolin

Unsere Umweltministresse Lissi Köstinger will zur Förderung der hochgelobten E-Mobilität endlich starke Signale setzen. Wer in einem brandneuen (haha) Akku auf Rädern durch die Welt rollt und damit das Klima retten will, soll fürderhin im IG-L-Hunderter (das ist eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Autobahn zur Rettung der Eisbären und wohl auch Igel, der entgegen der schnöden Verwaltungsstrafe wegen Geschwindigkeitsübertretung zu einer saftigen Umweltstrafe bei Schnellfahren führen kann) volle Kante brettern dürfen. Der klimabewusste eisbärenrettende Bobo von Welt genießt es in seinem Tesla, dem weltenzerstörenden Drecksack im verbrennungsbrummelnden Porsche überholend den moralischen Stinkefinger zu zeigen – das ist das Motivationsniveau der besserwissenden Parteifunktionäre und A-Beamten, die sich von ihren üppigen Steuergeldbezügen auch gerne einen Tesla leisten können.

"Denn wieso sollte ein Tempolimit, das zur Reduktion von Luftschadstoffen aktiviert wird, für emissionsfreie E-Fahrzeuge gelten?"


Vielleicht weil man uns jahrelang erklärt hat, dass es eben nicht um die Emissionen geht, sondern um Reifenabrieb und dessen Aufwirbeln durch schnelle PKWs? Das sieht man ja auch daran, dass die LKW, die den eigentlichen Mist ausblasen, sowieso hundert fahren, egal ob der IGL-Hunderter leuchtet oder nicht.
Die gute Frau glaubt allen Ernstes, dass sich Leute wegen ein paar Minuten früher ankommen ein weit teureres E-Auto kaufen, anstatt einfach fünf Minuten früher loszufahren, indem sie eine Regel noch komplizierter macht, die sowieso meistens für die Fisch‘ ist. Denn dass der IG-L-Hunderter gar nichts bewirkt, sieht man auch an folgendem Beispiel:

Südlich von Graz leuchtet der Hunderter gerne und auch gerne mal lange auf. Manchmal auch nicht. Interessanterweise bleibt er manchmal bei schönstem windfreien Sonnenschein dunkel, leuchtet dafür umso heller in stundenlangem Nieselregen. Wie kann das kommen, dass bei klarem Wetter und starkem Verkehr weniger Reifenabrieb und Feinstaub aufgewirbelt wird als in drückendem Nieselregen? Ganz einfach, weil dieser Hunderter genau gar nichts bewirkt. Das Langsamfahren ist nicht die Aktion, die zu weniger Feinstaub führt, sondern die Reaktion, die auf höheren Feinstaub erfolgt. Der Feinstaub an den innerstädtischen Messstellen selbst kommt von ganz woanders her und nicht von einer Straße, die kilometerweit außerhalb der Stadt verläuft.
Von so einem aktionistischen Alibi-Schwachsinn sind keine Ausnahmen zu beschließen sondern dessen ersatzlose Abschaffung.

Als Zusatz noch eine kleine Recherche über eine typische Familienkutsche:
Kangoo Maxi Diesel: ab ca. 22.000 Euro, für 8 Jahre Tankkosten für 160tkm ca. 12.000 Euro.
Kangoo Maxi ZE: mit Batterie ab ca. 37.000 Euro plus einmalig Wallbox plus Ladekosten etc.
Selbst nach acht Jahren ist der permanent vollgetankte Diesel billiger als der Elektrische, und da ist wie gesagt noch nicht mal dessen Laden dabei. (Zum Thema Herkunft des Stromes, Energiebilanz von Solarpaneelen und Recycling von Windrädern sga ich mal nix.)
Das dauert an der Normalsteckdose gerne 13 Stunden, mit der teuer zu installierenden Wallbox immer noch 6 Stunden, "Schnellladen" an der Tanke ist in ein bis zwei Stunden zu haben und dann fährt das Kastenbrot maximal (!) 200 km weit. Sollte nicht allzu bergig sein, die Strecke.
Mit dem Diesel schafft man pro Füllung knappe 1.000 km und das Nachtanken dauert fünf Minuten. Und das Harnstoffnachfüllen fällt weniger auf als das vom Scheibenwaschwasser.

Wenn ich mal eben nach Venedig kutschen möchte, was mit meinem Kleinen Klopfer ein Tagesausflug ist, schaffe ich das mit einer Tankfüllung. Mit so einem ZE müsste ich auf jeder Tour, also Hinfahrt wie Rückfahrt, und noch einmal in Venedig selbst, den Kübel an die Steckdose stöpseln. Jedesmal mindestens für eine Stunde. Allein die Fahrten werden damit je Richtung eine Stunde länger. Zwei Stunden, die mir in Venedig fehlen. Dafür darf ich mit der ganzen Familie auf einer langweiligen Tanke mitten in der Pampa herumhängen. Dafür zahlt man gerne tausende Euro mehr, oder?

Und diese ganze Rechnung soll ich vergessen, wenn ich dafür im IG-L-Hunderter 130 fahren darf? Was die Reichweite von der Kutsche auch noch massiv senkt?
95% der Österreicher haben nicht das Geld jener Leute, die so einen Schmarrn ablassen, sondern umgekehrt: diese Politiker und Apparatschiks leben von dem Geld, das den Österreichern zum Tesla fehlt, weil es ihnen vorher vom Staat abgeknöpft wurde. So gerüstet lassen sich leicht Eisbären retten, die meisten kleinen Leute retten erstmal ihr eigenes Fell.

4 Kommentare:

Lisa hat gesagt…

Mal ein sehr schöner und passender Beitrag. Ich wäre auch gerne bereit auf ein E-Auto umzusteigen aber es ist momentan eine Spielerei und definitiv keine Alternative und das aus den im Artikel genannten Gründen.

gerd hat gesagt…

Ich stelle mir gerade einen 10 Kilometer langen Stau vor, in dem nur E-Autos stehen, denen langsam aber sicher der Saft ausgeht. Voraussichtliche Zeit für das Eintreffen der Abschleppwagen: ca. 12 Stunden. Man kann ja seinen Urlaub auch auf der A2 verbringen.

Fragolin hat gesagt…

Werter Gerd Franken,
ich stelle mir gerade vor, wie die Erste mit einem kleinen Kanister zu einer Tankstelle in der Pampa gestöckelt kommt und da mal eben fünf Kilowattstunden für ihr leergefahrenes Elektroauto holen will...
MfG Fragolin

gerd hat gesagt…

Aber dann steht sie ja wieder im Stau.....die ersten werden nämlich die letzten sein......;.-