Freitag, 18. Mai 2018

Kurz ist Jude

von Fragolin

In der „Alpenprawda“ gehört es ja eigentlich zum guten Ton, Israel, das mit brutalster Gewalt die armen, lammfrommen und unterwürfigen Palästinenser unterjocht, als faschistisches Räuberregime zu entlarven. Dazu ist auch jede Verunglimpfung erlaubt.
Oder besser: war.
Politisch opportun ist es nämlich gerade, alle möglichen Leute wegen angeblichem schweren Antisemitismus zu grillen. Wenn sich kein „metoo“-Vorwurf aus der Vergangenheit graben lässt, findet man halt irgendwas antisemitisches. Man hat am linken Rand gerade ganz überraschend die Judenliebe entdeckt, was beim gleichzeitigen Hass auf Israel ein zwischen den Beinen recht schmerzhaften Spagat bedeutet. Diesen hat ein alter Karikaturist nicht mehr hinbekommen.

Abgesehen davon, dass ich sein Bildchen ebenso geschmacklos finde wie die dümmliche Aussage dahinter, ist das aber eben eine Karikatur. Die fällt unter Meinungsfreiheit. Was sich da jetzt abspielt, ist das genüssliche Schächten mit lächerlichen Vorwürfen. Man schaue sich unter dem Link zum „Stern“ die Karikatur an und stelle sich einfach vor, das Gesicht wäre das von Putin, der Stern fünfzackig und statt dem ESC ginge es um die FIFA-WM. Was wäre passiert? Richtig: nix.
Aber so?
Der Karikaturist hat, festhalten, Kinder reinholen, Zettel und Stift zum Mitschreiben bereithalten und vor Allem tief durchatmen: große Nase und Ohren gezeichnet!
Schockschwerenot!
Und wie wir alle wissen, wenn wir bei der Alpenprawda die Redaktionsbüros betreten dürfen, bedeuten große Nasen und große Ohren verzerrende nationalsozialistisch-verhetzende Judenverhöhnung! Seit dieser bahnbrechenden Erkenntnis bleibt eigentlich kein anderer Schluss, als dass Kurz ein Jude sein muss:


Damit es mit solch widerlicher Wiederbetätigung ein Ende hat, muss der Redaktionsstubenbetreter von heute mutig allen Umtrieben entgegentreten!

In einer Konferenz soll Feuilletonchef Andrian Kreye gefordert haben, bei Karikaturen künftig ganz auf das Stilmittel der Überzeichnung zu verzichten, um solche rassistischen Stereotype zu vermeiden.“

Frage am Rande: Wie kann man Feuilletonchef werden, ohne überhaupt zu wissen, was eine Karikatur ist? Wenn man bei einer Karikatur auf Überzeichnung verzichten will, ist das, als würde man bei einem Lied auf die Musik verzichten, was jetzt nicht einmal hirnlose Laberköppe wie Farid Bang oder Bushido hinbekommen. Und so weiß selbst die Wissensmüllhalde „Wikipedia“ mehr als dieser Vorzeigeredaktionskollege eines Printerzeugnisses:

Karikatur (von lateinisch carrus ‚Karren‘, also: Überladung, und italienisch caricare ‚überladen‘, ‚übertreiben‘) bedeutet die komisch überzeichnete Darstellung von Menschen oder gesellschaftlichen Zuständen, auch mit politischem bzw. propagandistischem Hintergrund.“

Die „Süddeutsche“ hat sich natürlich sofort ekelgeschüttelt von dem Karikaturisten getrennt, der es gewagt hat, seinen Job zu machen. Das wundert mich nicht und man kann dem Mann dazu gratulieren, dass dieser Haufen Medienexperten ihn zukünftig in Ruhe lässt. Denn eine Qualitätszeitung hätte sich eher von einem Feuilletonchef getrennt, der zu doof ist, um zu wissen, was eine Karikatur ist.
So bleiben wenigstens die selbstgefühlt progressiv Intellektuellen mit dem Hang zum mentalen Daumenlutschen weiterhin unter sich.

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