von Fragolin
Bevor es nach dem heutigen Abend ans Eingemachte geht und die
Menschen erkennen müssen, dass sie wahrscheinlich einer großen Show
aufgesessen sind, die von langer Hand geplant wurde, hier noch eine
kleine Grafik:
Was kann man darauf erkennen, wenn man den Linien folgt?
Richtig, ohne den kometenhaften Aufstieg des Herrn Kurz wäre die FPÖ
mit Abstand stärkste Kraft und es bestünde keine Chance auf eine
Fortführung der unseligen Koalition aus Rot und Schwarz. Es war die
letzte Gelegenheit, das Ruder herumzureißen. Und es war
wahrscheinlich abgesprochen. Denn die SPÖ wusste von den kommenden
vorgezogenen Neuwahlen bereits im Herbst 2016, als sie Silberstein
engagierte um den Wahlkampf zu starten. Von wem? Woher? Kurz übernahm
erst im Mai 2017 die ÖVP. Vorher wäre auch sinnlos gewesen, es
musste erst der Bundeswauwau installiert werden.
Ist das auch anderen aufgefallen, dass Norbert Hofer in den letzten
vier Wochen vor der Wahl nicht nur von verschiedenen Seiten äußerst
untergriffig angegangen wurde, bis hin zum „Krüppel“ (es riecht
nach Silbersteins Ausdünstungen), sondern sich auch extrem
zurückgenommen und die letzten Duelle mit einem eher schwachen und
inhaltsleeren Van der Bellen fast an diesen verschenkt hat? Als ob
man den Braten gerochen hatte und wusste, dass im Falle eines
Präsidenten Hofer ein „Antifa“-Wüten durch das Land gegangen
wäre. Schon damals war das dümmliche Argument, ein blauer Präsident
und eine blaue Regierungsbeteiligung würden sich demokratisch
ausschließen, da die Überwachungsfunktion des Staatsnotars dann
ausgeschaltet wäre, im Umlauf, und keinem fiel es auf, dass doch
genau das, nämlich Präsident und Kanzler von der gleichen Partei,
bisher doch der gelebte Normalzustand war, ohne dass das Land
untergegangen wäre. Aber Strache wollte wohl auf Nummer Sicher gehen
und lieber den wirklich gestaltenden Kanzler angehen anstatt einen
Parteisoldaten zum machtlosen Präsidenten zu machen und damit eine
Einheitsfront gegen die FPÖ zu zementieren.
Was man auf dem Diagramm gut sehen kann ist der spiegelbildliche
Verlauf der Kurven von Blau und Schwarz. Das erfolgreiche
Installieren des Plauder-Darlings mit der geilen Frisur scheuchte die
von der ÖVP Enttäuschten zurück in deren angeblich erneuerte
Reihen. Worin die Erneuerung liegen soll außer im ausgehängten
Gesicht, leeren Phrasen, neuer Farbe und dahinter dem gleichen Block
aus Banken, Bünden und Beamten wie vorher, kann keiner erklären.
Leeres Gefasel von „neuem Stil“ und „neuer Politik“ kennen
wir schon von Strolz, da ist nichts originell dran und bietet auch
keine Inhalte. Kurz ist nur durch Worte aufgefallen, aber nirgends
durch Taten. Wäre er in Opposition, hätte man Verständnis dafür,
aber er sitzt in der gleichen Regierung, in der er jetzt aber
wirklich mal mit arbeiten anfangen will. Ebenso wie Kern. Hä??
Als Silberstein engagiert wurde, war die ÖVP doch kein Feindbild der
SPÖ, ganz im Gegenteil, es war der wegbrechende, absterbende Partner
der vergangenen Legislaturperioden und nur dessen Wiederaufstieg der
einzige Garant für eine Fortführung der Großen Koalition, zu der
bisher der gelernte Österreicher immer nur die Wahl hatte, wer im
GroKo-Bett oben liegt. Der erklärte Gegner der SPÖ war immer und
ist immer noch die FPÖ.
Die Roten hatten ihre Peinlichkeit Faymann, nicht mit der
Verschleppung der Präsidentenwahl rechnend, zu früh entsorgt und
durch den Ankündigungsyuppie Kern ersetzt, der aber binnen allzu
kurzer Zeit seine Munition bereits verschossen hatte. Da war jetzt
nichts mehr im Köcher, um noch mal ein paar Prozente zu generieren.
Aber bei den Schwarzen war Luft nach oben, die Peinlichkeit
Mitterlehner huschte noch in eine mentale Burka gehüllt hinter dem
Präpotenzenkanzler hinterher. Also wurde dieser gegen Strahlemann
Basti ersetzt – und der enttäuschte nicht. Aber er musste
vorgezogene Wahlen ausrufen, erstens weil nicht sicher war ob Juncker
ernst macht mit dem EU-Beschluss gegen Grenzkontrollen im November
und zweitens musste ein Ergebnis her, bevor auch Kurz‘
Dampfplauderei als solche entlarvt würde und sein Stern wieder
sinkt.
Und jetzt kommt es: Was macht Silberstein? Richtig: Massives
Anschütten von Kurz und Kern. Was hat das jetzt mit diesem Wahlkampf
zu tun? Ganz einfach, was bei der ganzen Diskussion komplett
unterging: die ganze Zeit wurde es so dargestellt, als wäre es die
FPÖ, die diese Hetze betreiben würde. Der empfindsame
österreichische Wähler ist nämlich nicht aufgerüttelt durch
negative Meldungen gegen Kurz und Kern, sondern angewidert von der
üblen Hetze gegen die Beiden. Der eigentlich getroffene bei der
ganzen Schmiere ist Strache. Und der konnte jetzt nicht real anfangen
gegen die beiden zu Felde zu ziehen ohne noch mehr als der miese
Anpatzer dazustehen und sich die letzte Hoffnung auf eine
Regierungsbeteiligung zu vermauern. Falls die jemals da war.
Und so ist als Ergebnis der ganzen Schmierenkomödie die Koalition
aus Schwarz und Rot, nur mit leichtem Stellungswechsel, wieder in der
Lage, sich das Land fünf weitere Jahre zur Beute zu machen. Fast
wäre die Kiste geplatzt, weil es in den Reihen der Roten wie der
Schwarzen Leute gibt, die vom jeweils anderen die Schnauze gestrichen
voll haben und die Komödie sabotieren wollten. Aber am Ende wird
alles gut: Kurz wird Kanzler, der untragbar gewordene Kern kann
abtreten und einen üppigen Dankbarkeitsposten übernehmen und die
SPÖ unter Doskozil zu den sich wieder Richtung Schwarz verdunkelnden
Türkisen in die Koalitionskiste kriechen, huldvoll angelobt vom
präsidialen Mäßigungsprediger. Strache kann trampeln und spucken,
ihn hat man mal wieder abserviert. Und die Antifa jubelt, den
„Rechtsruck“ abgewehrt und den Ausbruch des Faschismus verhindert
zu haben blabla.
Wird sich Österreich grundlegend ändern? Wird der Filz
durchbrochen? Werden die Sümpfe ausgetrocknet? Die Pfründe verödet?
Werden bürokratische Hürden geschleift? Demokratische Freiheiten
etabliert?
Träumen wir durch den Tag. Das Erwachen wird bald kommen.
Vielleicht schon heute Abend.
Die Frage wird dann beantwortet, ob die Mehrheit begriffen hat oder
lieber dem Gesülze jener glaubt, die dafür bezahlt werden, sie zu
veräppeln.
3 Kommentare:
Cher agent provocateur,
Sie müssen geschickter vorgehen, wenn Sie Zersetzungsarbeit erfolgreich betreiben wollen. So sorry ...
Ok, also ein Wahlergebnis wie bestellt, SPÖ hält Platz 2. Und, wie ich annehme, werden die GrünInnen dank der Wahlkarten doch noch knapp die 4% schaffen.
Ich wage die Vorhersage, wie es weitergeht: Kurz verhandelt mit SPÖ und FPÖ über die Regierungsbildung. Parallel dazu läuft auf allen Kanälen eine Medien- und Politkampagne gegen Schwarz-Blau. Es kommt zu einer Regierungsbildung von ÖVP und SPÖ mit Kurz als Kanzler und Doskozil als Vize. Kern wird Bürgermeister von Wien.
FritzLiberal
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