von Fragolin
Liebe Leserinnen, Leser und Les*xe, Translesende und Lesqueere… äh,
nein, das ist wohl zu persönlich und führt zu #metoo-#Aufschrei,
weil allein die Anrede „Liebe...“ bereits eine sexuelle
Belästigung beinhalten könnte, und es spielt ja heute keine Rolle
mehr, was der Sprechende sendet, sondern nur noch, was der Hörende
empfängt. Außerdem will ich die Anrede etwas kürzer hinbekommen
als im Video von gestern.
Es ist nämlich wissenschaftlich erwiesen, dass der Empfänger immer
allein bestimmt, wie er eine Nachricht aufnimmt, aber wen
interessiert schon Wissenschaft? Ist in den Augen der PriesterInnen
des Binnen-I und der Doppelbezeichnungsfetischisten mit
feminazistischer Attitüde eh nur ein männliches
Unterdrückungsinstrument.
Jeder kennt den Witz von dem Psychologen, der seinem Klienten bunte
Bilder zeigt.
Erst einen Kreis und die Frage: „Was sehen Sie da?“
„Eine Vagina!“
Dann ein Dreieck: „Und jetzt?“
„Eine Vagina!“
Dann noch ein Quadrat: „Und was sehen Sie jetzt?“
„Noch eine Vagina!“
Entnervt lehnt sich der Psychologe zurück: „Sehen Sie eigentlich
mal was anderes als Vaginas?“
„Was wollen Sie denn, Sie zeigen mir doch die ganze Zeit solchen
Schweinkram!!“
Man ersetze „seinem Klienten“ durch „seine Klientin“ und
„Vagina“ durch „Phallus“, fertig ist kein abstrakter Witz
sondern die reale Wahnwelt feministischer Vorkämpferinnen. Seltsam
nur, dass genau jene, die in jedem Brückenpylon, jedem
Antiterrorpoller oder jedem Kirchturm ein Phallussymbol sehen,
schweigend vor gleich vier in den Himmel stechenden Minaretten stehen
und plötzlich multikulturelle Toleranz und Liebe sehen. Anscheinend
kommt es einigen nur auf die Größe und Anzahl der Penisse an, wann
sie zufrieden sind.
Doch zurück zur Sprache. In dem Versuch, es jedem Menschen, der
zuhört, recht zu tun, was faktisch unmöglich ist, aber Fakten
interessieren ja keinen aus diesen Kreisen, wird die Sprache also in
jede Richtung verbogen, die man nur biegen kann.
„Studierende demonstrieren“ zum Beispiel ist absoluter
sprachlicher Schwachsinn, denn das Wort „Studierende“ bezieht
sich ja auf das reine Handeln, man entkoppelt also das Wesen selbst
von seinem Menschsein und reduziert es auf seine Handlung, und die
ist im Moment des Demonstrierens nun einmal das Demonstrieren und
nicht das Studieren. Also sind es „Demonstrierende“. Wenn die
zurück in der Uni sind und ihre Gendermainstreamingvorlesung
genießen, kommt ja auch keiner auf die abartige Idee zu behaupten,
dass jetzt „Demonstrierende studieren“. Es könnte somit nur
heißen „Demonstrierende demonstrieren“ oder „Studierende
studieren“, aber das ist natürlich Unsinn weil einfach nur eine
sinnleere Aussagenverdoppelung, die korrekte und inhaltlich einzig
logische Zusammenführung wäre „Studenten demonstrieren“, wobei
die heute zur Beruhigung der Empörungskreischer gern verwendete
nochmalige Verdoppelung in „Studentinnen und Studenten“ ebenso
sinnlos ist, da der Plural in der deutschen Sprache automatisch das
weibliche „die“ vorgesetzt bekommt. „Die Studenten“ schließt
in dieser durch den Artikel generisch weiblichen Form also alle zum
Studium inskribierten Menschen ein, egal welchen Geschlechts. Nach
dem sowieso bereits das Substantiv verweiblichenden „die“ soll
nun also noch einmal eine extra verweiblichende Veränderung des
Substantivs stattfinden.
Erstaunlich ist, dass sich da Akademiker hinstellen, die (!) ihren
Titel offensichtlich der Orchideenforschung verdanken, aber das
sprachliche Wissen eines Kindes besitzen, das gerade in der ersten
Klasse der NMS sitzengeblieben ist. Sie fordern eine
„geschlechtergerechte“ Anpassung der Sprache, haben von Sprache
aber keinen Dunst. Sie basteln sich selbst dubiose Zusammenhänge
zwischen Formulierungen und geschichtlichen Entwicklungen, bis sie zu
der in diesen Kreisen doktorarbeitswürdigen Erkenntnis kommen, dass
die Entwicklung der technischen Ingenieursberufe auf dem Wissen alter
Schmiede und Mechaniker basiert, und weil im Mittelalter keiner das
Konzept der weiblichen Ansprache einer Schmiedin kannte, fühlten
sich Mädchen durch diesen Beruf nicht angesprochen (an den
Arbeitsbedingungen hat es ja anscheinend nicht gelegen), wodurch seit
dem Mittelalter Frauen in der Technik und bei schweren körperlichen
Arbeiten eher unterrepräsentiert sind. Deshalb müsse man jetzt
einfach alle Berufsbezeichnungen verweiblichen und schon würden alle
Mädchen in den technischen Berufen Schlange stehen. Und wenn das
nicht funktioniert, erfinden wir eine männliche Unterdrückung dazu,
die von Vätern gegen Töchter angewandt wird und zu der Forderung
führt, dass die Kinder am Besten gleich nach der Geburt den Vätern
entzogen werden müssten.
Doch zurück zur Sprache. Das Argument, dass es bezeichnend für die
nur auf das Stellen von Forderungen ausgerichtete
Gender-Sprachvergewaltigung ist, dass zwar von „Ingenieurinnen und
Ingenieuren“ die Rede sein soll, aber niemals von „Mörderinnen
und Mördern“, wird gerne mit dem Widerspruch vom Tisch gewischt,
dass eben statistisch häufiger männliche Mörder vorkommen als
weibliche Mörderinnen, sodass man diese nicht explizit ansprechen
müsse. Dass dies Unsinn ist, sieht man daran, dass es statistisch
betrachtet auch mehr Ingenieure als Ingenieurinnen gibt, trotzdem
soll man diese Minderheit explizit durch künstliche Wortschöpfungen
„ansprechen“.
Das ganze Elend basiert ja auf einigen Dogmen, die für die
Protagonisten der Sprachvernichtung unangreifbare Wahrheiten
darstellen, die dem Ganzen glatt den Status einer Religion verpassen
könnten.
1. Die Sprache formt die Gedanken. Da wir in Sprache denken, muss die
Sprache nur „richtig“ verändert werden und diese Veränderung
führt dazu, dass wir auch anders denken. Deshalb war das erigierte
Feministinnen-I unbrauchbar, weil man es lesen, aber nicht denken
kann. Der Versuch, dadurch Menschen zu konditionieren, immer und
ausschließlich eine künstlich verweiblichte Sprache zu denken, ist
an der Realität gescheitert. Dass auch die Doppelnennung scheitern
wird, ist abzusehen, aber besonders auf öffentliches Reden
konditionierte Leute wie Politiker haben sich das bereits
antrainiert, automatisiert „Wählerinnen und Wähler“ oder
„Bürgerinnen und Bürger“ zu schwurbeln. Da kommen dann die
Verhaspler mit den „Gästinnen und Gästen“ her; Reflexe können
eben auch mal nach hinten losgehen.
Aber diese Leute haben sich das aufmerksamkeits- und
wahlstimmenheischend hart antrainiert, die normalen Bürger haben
darauf keine Lust und nur das Berieseln mit Neusprech aus dem TV
allein reicht nicht aus.
2. Die Gedanken formen die Realität. Falsch. Die Gedanken formen gar
nichts, sie bestimmen nur die Bewertung der Realität. Ich kann mir
allein mit der Kraft des Geistes vorstellen, ein Glutbett würde aus
weichem Moos bestehen, und ich kann darüber laufen, ohne dass der
Körper seine erfahrungsgemäß besten Reaktionen auf Verbrennungen
zeigt. Man bekommt weder Panik noch Brandblasen. Aber jeder, der
einen Feuerlauf schon einmal mitgemacht hat, kennt auch die alles
entscheidende Regel: Man darf auf keinen Fall stehenbleiben! Denn man
kann zwar seinen Kopf überlisten, aber nicht die Realität. Die
brennt sich gnadenlos in die Hornhaut, wenn man das vergisst.
Wenn jetzt also Leute das mit dem Konstruktivismus zu ernst nehmen
und mangels geistiger Aufnahmefähigkeit nicht begreifen, dass
Gedanken niemals Dinge sondern nur die Sicht auf Dinge verändern
können, dann glauben sie, man müsse nur fest genug Glauben, um auch
real Berge versetzen zu können. Und dazu muss man richtig
denken, und zum richtigen, zum wahren Denken gehört
die richtige, die wahre Sprache.
So geht Religion.
Ich betrachte den gewaltsamen Eingriff in meine Sprache und den
Versuch, mich unter Strafandrohung dazu zu zwingen, anders zu
sprechen und zu schreiben als es grammatikalisch richtig und
vernünftig ist, als strukturelle Gewalt und schweren Eingriff in die
Freiheit der Rede, als religiös-ideologische Indoktrination und den
Versuch, mich zu brechen. Die neue Rechtschreibung habe ich mir ja
noch gefallen lassen, sowas wurde schon früher standardisiert, und
das war ja gar nicht so falsch; aber diese vor sinnleeren Flosken und
dummen Wortbandwürmern nur so strotzende Formulierungsvergewaltigung
meiner Sprache lehne ich kategorisch ab. Sollte es toleranzkreative
oder verständniseingeschränkte Frauen, Männern, Transvestiten,
Zwitter oder Queerirgendwasdingsbums geben, die oder das oder welches
auch immer sich nicht explizit von mir angesprochen fühlen, dann
kann ich denen nur sagen: Tja, euch habe ich auch nicht gemeint.
Der Empfänger bestimmt, ob er etwas hören oder lesen will, annehmen
oder verwerfen. Ich gebe die Information, jetzt kann jeder daraus
machen, was er will.
Das nennt sich Freiheit.
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