Dienstag, 31. Oktober 2017

Schuhlöffel

von Fragolin

Im „Standard“ erschien ein Interview mit dem „Vermögensforscher“ (an anderer Stelle auch „Reichtumsforscher“ genannte – man staunt, dass Leute ihr Vermögen mit dem Erforschen von Vermögen machen können) Martin Schürz mit dem in die Augen stechenden Titel:

Vermögensforscher: "Reiche gefährden das Ziel politischer Gleichheit"

Meine Neugier war geweckt. Unter einem so idiotischen Titel, aus dem der Klassenkampf schon heraustropft, ohne dass noch eine Aussage getätigt wurde, muss sich ja Erhellendes finden lassen. Denn immer, wenn im „Standard“ etwas über „Reiche“ steht, die irgendwas „gefährden“, dann wird es sicher unterhaltsam wie im DDR-Standardunterricht in Marxismus-Leninismus und lässt inzwischen selbst Chinesische KP-Funktionäre in Lachkrämpfe ausbrechen.

Kurz einmal zum Interviewten. Der ist Banker bei der ÖNB (bekannt für leistungsgerechte Bezahlung und verteilungsgerechte Pensionsregelungen) und „Vermögensforscher“, außerdem offensichtlich ideologisch so weit an die linke Leitplanke geklebt, dass da mental nichts weitergeht.

Bei der ÖNB selbst findet sich ja zum Beispiel eine Beweihräucherung der glorreichen Arbeit des Herrn Schürz, wo eine Studie bejubelt wird, die wohl zu dieser Pyramide der Vermögensfunktionen geführt hat:

Was mich an dieser Pyramide auf den ersten Blick extrem stört, ist die offensichtliche Errichtung zu dem einzigen Zweck, genau das zu erreichen, was erwünscht war. Fällt es jedem auf? Sucht mal selbst…
Na?
Es ist das Spiel „Suche das Eine, das nicht dazugehört: Bär, Katze, Pinguin, Schuhlöffel.“

Ich helfe mal.
Vermögen erfüllt für den Vermögenden verschiedene Funktionen, in durchaus Abhängigkeit von der Höhe, aber nicht nur. Jede dieser Funktionen erfüllt einen Nutzen für den, der das Vermögen besitzt.

„Sicherung“: der Vermögende hat etwas „auf der Kante“, was „in schlechten Zeiten“ sicherstellen soll, trotzdem konsumieren oder gar einen gewissen Wohlstand erhalten zu können, Senken zu übertauchen, außergewöhnlichen Bedarf abzudecken etc. Der Nutzen liegt eindeutig bei dem, der das Vermögen besitzt.

„Nutzung“: der Vermögende besitzt geldwerte Sachen, deren Benutzung für ihn von Vorteil ist. Er kann darin wohnen, herumfahren, um die Welt segeln, was auch immer. Der Nutzen liegt eindeutig bei dem, der das Vermögen besitzt.

„Einkommenserzielung“: der Vermögende besitzt Sachen, mit denen er Geld verdient. Das müssen aber nicht nur Zinshäuser sein - da erkennt man den verbeamteten Nationalbanker mit den wohlerworbenen Rechten, der kann sich Dinge wie Bauernhöfe oder Produktionsstätten, die zwar auch Vermögen darstellen, aber zur weiteren Einkommenserzielung zusätzlich Arbeit benötigen, gar nicht vorstellen, für den arbeitet immer nur das Geld – und so einer erklärt uns „Vermögen“… Aber, auch hier gilt: Der Nutzen liegt eindeutig bei dem, der das Vermögen besitzt.

„Status“: der Vermögende kann angeben, sich in die Schickeria einkaufen, in der übrigens eher Nationalbanker und linke Politiker anzutreffen sind als Klein- und Mittelstandsunternehmer. Aber egal: Der Nutzen liegt eindeutig bei dem, der das Vermögen besitzt.

„Macht“: der Vermögende hat genug Vermögen, um sich die Dienste anderer erkaufen zu können, über das Schicksal anderer zu bestimmen. Interessant, dass hier plötzlich Unternehmensvermögen auftaucht, das heißt im offensichtlich stramm marxistischen Weltbild des Herrn „Vermögensforschers“ dient Unternehmensvermögen nicht dazu, dem Unternehmer ein Einkommen zu sichern und ihm auch die anderen genannten Vorteile zu verschaffen, sondern setzt nur da an, wo der fiese kapitalistische Ausbeuter die Arbeiterklasse knechten und nach Belieben unterdrücken kann. Warum dann die meisten mächtigen Unterdrücker dieser Welt weniger durch Unternehmens - als vielmehr Raubvermögen zur Macht gekommen sind, die sie auch permanent nutzen, um noch mehr Raubvermögen anzuhäufen, muss ein Strammlinker nicht erklären. Das Feindbild ist fertig gemalt, mit Blut auf Leinwand, das geht nicht mehr ab.
Aber die Quintessenz ist auch dann, wenn ein Vermögender sein Vermögen nutzt, um Macht auszuüben, die gleiche: Der Nutzen liegt eindeutig bei dem, der das Vermögen besitzt.

„Weitergabe“: der Vermögende kann, äh, also, naja, sein Vermögen weitergeben.
Hm.
Ja, kann er.
Aber wenn er das tut, egal an wen, dann hat er selbst nichts mehr davon.
Der Nutzen liegt eindeutig nicht bei dem, der das Vermögen besessen hat.
Weshalb die Meisten das auch erst dann tun, wenn sie in das Weiße Licht gehen.
Das hat in der Pyramide genau soviel zu suchen, als würde da „Schuhlöffel“ stehen.

Wie kann man eine solche Pyramide basteln, mit einem so offensichtlichen Logikbruch, den selbst ein einfacher kleiner Angestellter ohne akademischen Vorder-, Hinter- oder Untergrund erkennen kann und dann auch noch einen Preis dafür kassieren? Von welchen Leuten? (Na gut, die Frage lässt sich beantworten: es ist der „Progressive Economy-Preis des Europäischen Parlaments“. Also berufene Wirtschaftskoniferen. Oder so.)
Da bleibt auch nur eine einzige logische Erklärung: Dieser ganze Begriffsstapel wurde künstlich aus dem Duden gemeißelt, um genau dieses eine Wort, diesen Schuhlöffel, darin zu verstecken: die „Weitergabe“. Sprich: Das Vererben.

Und jetzt schauen wir uns mal das ganze Thema „Erbschaftssteuer“ an und die ganze billige Polemik, mit der diese rechts- und sittenwidrige Mehrfachbesteuerung gefordert wird. Es gibt nämlich nicht einen einzigen moralisch vertretbaren Grund (außer Einnahmenmaximierung für einen Staat, der fette Steuergelder braucht um sich zum Beispiel marxistische Notenbanker zu leisten, die hochbezahlte Propagandaarbeit für die Legalisierung der weiteren Ausweitung der Bürgerenteignung leisten) dafür, dass für etwas, für das vom Vater bereits Steuern in voller Höhe gezahlt wurden, vom Sohn noch einmal eine volle Versteuerung zu fordern sei. Faktisch als Strafzahlung, weil der Vater gestorben ist.

Da strickt also einer eine Studie recht künstlich um ein vermutlich politisch bestelltes Ergebnis und bekommt dafür das wohlverdiente Schulterklopfen der Mitstreiter, praktisch so eine Art Marxisten-Romy für braves Apportieren eines vom Staat geworfenen Klassenkampf-Stöckchens. Und findet dann als „Vermögensforscher“ (Die Frage, warum sich eine Nationalbank so etwas leisten muss, spare ich mir mal…) eine Bühne im „Standard“, also einer bekannten landesweiten Aussendungsplattform linken und marxistischen Gedankengutes, um dort seine Thesen zu verbreiten. Natürlich just in dem Moment, als die ultraböse neoliberale türkis-blaue Finsternis sich vor die leuchtende Sonne der verteilungsgerechten österreichischen Sozialdemokratie schiebt. (Das weder an Türkis noch an Blau irgendwas „neoliberal“ ist, stört die Wortwiesler nicht eine Sekunde. Es geht nicht um Fakten, sondern um Propaganda. Siehe die Pyramide oben.)

Doch zu diesem Interview komme ich morgen. Da liegen noch einige Hasen im Pfeffer, Hunde begraben und hängen Schuhlöffel an der Klinke...

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