... (mithin am 18. Oktober 1817) starb einer der Komponisten der französischen Revolution — neben bspw. Gossec, und wie dieser »situationselastisch« in unterschiedlichen Regimes: Étienne-Nicholas Méhul. Über die ethische Qualität von Menschen mit Wetterfahnencharakter sei hier kein Wort verloren, nur über den kompositorischen Genius des Mannes, den man am eindrücklichsten wohl eher nicht in seinen Opern (obwohl er gerade ihretwegen berühmt wurde), sondern in seinen Symphonien erfährt, die sich in ganz wenigen Jahren — die fünf entstanden von 1808 bis 1810, wobei ich von der fünften leider überhaupt keine Aufnahme auf Youtube fand, und auch von der 3. Symphonie existiert online nur ein kurzer Zusammenschnitt — seiner Schaffensperiode zusammendrängen :
Das bemühte, mal »weihevolle«, mal revolutionäre Pathos, wie bspw. im »Chant National« oder »Chant du départ« verblaßt hingegen neben den bis heute lebendigen Klängen der Marseillaise — die bekanntlich ein Hobby-Texter & -Komponist in einer Nacht zusammengeschustert hatte ...
Ein leicht sarkastisches Lächeln kann man sich schwer verkneifen, wenn man über das Opernschaffen von Méhul auf Wikipedia hektisch-bemühte Worte wie diese liest:
Méhul wurde vor allem durch seine mehr als vierzig Opern bekannt, von denen Joseph in Ägypten auch gegenwärtig noch aufgeführt wird; Carl Maria von Weber leitete eine Aufführung des Werkes 1817 anlässlich der Gründung der deutschen Hofoper in Dresden. Die bekannteste Melodie aus dieser Oper, die Romanze des Joseph A peine au sortir de l'enfance (dt. Ich war ein Jüngling noch an Jahren) wurde fälschlich als Vorlage für das Horst-Wessel-Lied ausgegeben, dieses geht jedoch vermutlich auf das deutsche Bänkellied Ich lebte einst im deutschen Vaterlande zurück.Nun, möge jeder Leser selbst beurteilen, ob besagte Romanze des Joseph »fälschlich« oder zurecht als Vorlage für ein Lied ausgegeben wurde — das eigentlich keiner kennen kann, da das Absingen desselben unter Strafandrohung verboten ist. LePenseur sieht sich dazu nicht imstande, wohl aber kann er dem Gedanken, daß revolutionäres Pathos von links, und Randale von »rechts« offenbar in ziemlich harmonischem Gleichklang tönen, etwas abgewinnen — und auch dies ist durchaus eine Lehre, die aus der Musikgeschichte zu ziehen, nicht vergebliche Mühe ist ...
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