Mittwoch, 18. Oktober 2017

Richard von Schaukal: ein Zitat (3)

»Eure Rede sei Ja – ja! Nein – nein! Was darüber ist, ist von Übel.« Die Weisheit und die Wahrhaftigkeit der Sprache, des Mittels, Gedachtes zum verständlichen Ausdruck zu bringen, sind in diesen ewigen Worten des größten Lehrers der unbelehrbaren Menschheit besiegelt. Wie hoch stände das vernunftbegabte Geschöpf, das an Un- vernunft seinesgleichen sucht, unter den andern der Not und der Notdurft gehorchenden irdischen Wesen, wenn es die menschlichste aller göttlichen Vorschriften unverbrüchlich zu befolgen gelernt hätte! Wahrlich, alles Übel in der Welt geht vom Wort aus, seinem Mißbrauch, seiner Vergeudung. Alle Lüge stammt aus dem die Grenzen seines Zweck-gebrauchs überschreitenden Wort. Seht euch um auf allen Gebieten eurer Tätigkeit, schaffende Erdenbürger: im Verkehr der Völker wie dem der einzelnen, im Erwerbs-leben, in der Verwaltung, in der Geschichtsschreibung, der Rechtsprechung, der Erziehung, der Lehre herrscht das üble, das verderbliche Übermaß des Wortes, die Wortemacherei, das Geschwätz.
 (»Von unsichtbaren Königreich«) 

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