von Fragolin
Nur mal so als kleines Beispiel, was treuen Genossen so passiert,
wenn sie ihren Sessel räumen. Immerhin machen sich ja manche
selbständig und gründen ein kleines Unternehmen. Wogegen ja mal
grundsätzlich nichts einzuwenden ist, immerhin dürfen sich auch
Sozen am freien Markt läutern und ihr Geld mit ehrlicher Arbeit
verdienen.
Denkt man sich.
Wenn man eben denkt, dass stramme altgediente Genossen Unternehmer
werden, weil sie am freien Markt ihr Brot verdienen wollen.
Wollen sie?
Ach was. Müssen sie nicht.
Eine besondere Optik produziert ja heute der
SPÖ-Ex-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid, der eine ganz
besonders wertvolle und deshalb üppig zu entlohnende Leistung
anbietet: Gedenken.
Aber der Reihe nach.
Im Januar 2016 ist Schmid noch Bundesgeschäftsführer der SPÖ unter
Werner Faymann, der kurz vor seinem Abgang noch einen gewissen
Hans-Peter Doskozil zum Verteidigungsminister ernennt.
Im Frühjahr 2016 schleicht sich der sichtlich mit, äh, eigentlich
allem überforderte Faymann aus dem Amt und kegelt dabei seinen
Bundesgeschäftsführer mit. Nur Doskozil bleibt im Amt.
Im Herbst 2016 gründet Schmid dann eine am Markt heiß umkämpfte
und dringend benötigte Consulting-Firma mit dem offensichtlichen
Schwerpunkt „Gedenken“. Anders ist das Folgende jedenfalls nicht
erklärbar, wenn man schmierige Freunderlwirtschaft und
Amtsmissbrauch zum Stopfen eines verdienten Genossen mit Steuergeld
mal ausschließen will.
Denn im Frühjahr 2017 tritt der Herr Ex-Geschäfstführer an seinen
Ex-Kollegen Doskozil heran und präsentiert diesem ein Konzept. Für
das „Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018“ und die
"Modernisierung der Gedenkkultur im Bundesheer".
Das schlägt natürlich ein wie eine Bombe und sorgt für helle
Begeisterung im Verteidigungsministerium. Genau das haben sie
gebraucht, gewollt, ach was, ersehnt! Und endlich wird ihr
Herzenswunsch wahr – da steht ein armer kleiner EPU aus der
Consultingsbranche, komplett frisch am Markt, und liefert genau das,
was man schon immer haben wollte. Dass dieser EPU gleichzeitig ein
strammer Genosse des Herrn Verteidigungsminister ist und aus dem
gleichen politischen Laufstall kommt, ist da nur ein unbedeutender
Zufall.
Und so kommt es, dass der gute Mann aus dem Stand weg engagiert wird.
Es gibt keine Ausschreibung, die einem anderen Experten für
Gedenken, Erinnerung und Ewige Freundschaft auch nur die Chance
gegeben hätte, sich zu melden, denn Genosse Hans-Peter weiß:
"Es
gab deshalb keine Ausschreibung, weil Prof. Dr. Gerhard Schmid
aufgrund seiner Fachexpertise, seines Netzwerks und seiner
beruflichen Erfahrung der einzig bekannte Vertragspartner mit der
erforderlichen Expertise im Bildungs- und Wissenschaftsbereich, der
staatlichen Gedenk- und Erinnerungskultur sowie der Menschenrechte
ist."
Besonders hervorzuheben wohl „seines Netzwerkes“. Zu dem
offensichtlich auch ein gewisser Verteidigungsminister gehört der
nicht vergessen hat (eben auch ein Meister im „Gedenken“), wer
stellvertretender Kabinettchef Faymanns war, als er auf diesen Posten
gehoben wurde. Selbstverständlich ebenfalls nur wegen seiner
Fachexpertise, wie wir inzwischen mehrfach anschaulich erleben
durften.
Aber wer denkt, das Ganze wäre schon unappetitlich genug, der kann
sich noch den monetären Part des Ganzen anschauen. Für dieses eine
Projekt, bei dem die Hauptaufgabe in der Erstellung eines Konzeptes
und der „Kontaktpflege mit jeweils eingebundenen Personen“
besteht, also der Organisation von Sitzungsraum, Flipchart, Sekt und
Brötchen sowie der Führung eines Outlook-Kalenders mit
automatischer Erinnerungsmail über den Verteiler, kassiert der gute
Genosse mal eben lockere 114.000 Euro.
Wer in der Branche der Veranstaltungsorganisatoren als EPU werkelt,
der weiß, was es bedeutet, überhaupt einen Auftraggeber zu
akquirieren, und dann auch noch die Verhandlungen um das Honorar –
das hier ist keine Kundenakquise sondern ein Geschenk und das
Honorar, um es mal so zu sagen, nicht gerade knausrig.
Aber es kommt noch besser. Wenn man sich nämlich das Statement
dieses typischen Oberschichtsozialisten, also des Herrn „Schmid,
der auch im Wiener Landtag sitzt.“ anschaut:
„Außerdem
"wäre so eine 'Gefälligkeit' nicht notwendig, da ich mich seit
36 Jahren in einem aufrechten öffentlich-rechtlichen
Dienstverhältnis befinde", sagt Schmid weiter. Derzeit sei er
bei Entfall sämtlicher Bezüge außer Dienst gestellt: "Und
trotz der gesetzlichen Abschläge für politische Mandatare würde
ich dort unterm Strich deutlich mehr verdienen."“
Nee, Genosse, nicht verdienen. Nur bekommen. Das ist der Unterschied.
Und das Märchen von der selbstlosen Aufopferung kauft dir nur noch
derjenige ab, der auch glaubt, dass Silberstein heimlich von Kurz bei
den Neos eingeschleust wurde, um der SPÖ zu schaden. Oder so. Also
Leute, die in der Wolle rot gefärbt auf die Welt gekommen sind und
diese Blase niemals verlassen werden, auch nicht um den Preis eines
Aluhutes.
Also dann, ran ans Gedenken. Und Freundschaft!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen