Freitag, 17. Februar 2023

Ballnotizen

von LePenseur
 
 
Das alljährliche (nur von der tödlichen COVID-Seuche unterbrochene) Fest der Eitelkeiten, das von LePenseur (zum tänzerischen Leidwesen von LaPenseuse) noch nie besucht wurde, ist abgelaufen, die »rauschende Ballnacht« und der daraus möglicherweise resultierende Kater durch Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers oder geeignete Medikation (Kaffee, Reparaturachterl, Acetylsalicylsäure — unter welchem Handelsnamen auch immer) gezähmt ...

Was bleibt, ist ein schaler Geschmack im Munde auch der Nicht-Teilnehmer der Veranstaltung. Wie üblich, haben sich die »Eliten« auch dieses Jahr wieder zur Kenntlichkeit entstellt (allein das gibt dem Opernball seine Existenzberechtigung), die Bilder der »Prominenz« aus Politik, Wirtschaft, Kunst (d.h.: was sich dafür hält) und Wissenschaft, die die Onlineseiten der Gazetten zieren, sind verräterisch. 
 
Allzu oft wird forsch vorgetragenes Selbstbewußtsein als Fassade enttarnt, wenn ein greisenhafter Großstern-Träger des österreichischen »Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich« seine Hüftdekoration statt an seiner Hüfte beinahe schon beim Hosenschlitz trägt, oder ein ehemaliger Botschafter einer transatlantischen Großmacht in Wien keine Ahnung hat, daß die Schärpe des ihm zum Abschied angedienten »Großen Goldenen Ehrenzeichens am Bande« von der rechten Schulter zur linken Hüfte zu tragen ist und nicht umgekehrt (man könnt' ja im Statut des Ehrenzeichens, Beilage 3, Absatz 1, nachschauen ... bitteschön, gern geholfen, Exzellenz) — ja, dann weiß man, daß in diese Positionen inzwischen Leute geschwemmt wurden, die von Etikette und Benimm etwa soviel Ahnung haben wie der sprichwörtliche Aff' vom Klavierspielen.

Daß sich der umtriebige geistliche Hanswurstdampf in allen Gassen, der Dompfarrer Toni Faber, nicht entblödete, in Frack und weißem Clergyman und in Damenbegleitung einzulangen, stimmt ganz zum traurigen Bild einer der Traditionen längst entwurzelten, dekadenten Gesellschaft, in der es einer — zugegeben: sehr attraktiven — jungen Dame gar nicht in den Sinn kommt, daß derart textilfreie Rückansichten eher in eine Holiday-on-Ice-Show (oder ins Crazy Horse) als auf einen Staatsball der Republik passen.

Nun denn — Österreich hat gefeiert! Ob sich gestern irgendwelche Jeunesses de Décadence vor der Oper  festgeklebt haben, um ihre Eltern an der motorisierten Anreise zu hindern, oder nur zahm auf der Feststiege Plakate hielten, weiß ich nicht zu sagen. Unsere Medien berichteten nichts darüber — aber das heißt bei unserer Lückenpresse nicht viel.

Wien hat gefeiert, zwei deutsche Ampelmännchen waren dabei und haben den sprichwörtlichen Wiener Charme kennengelernt — nicht jedes Land hat so einen Charme-Bolzen in höchster Position wie wir! — und können somit mit Goethe sagen: »Wir sind dabei gewesen!«

LePenseur hat es eindeutig vorgezogen, nicht dabei zu sein ...

8 Kommentare:

Alexandra hat gesagt…

Werter Le Penseur,

Ich widme mich derzeit mal wieder dem Tiroler Brauchtum. Für mich ist es wichtig, dass es auch für die künftigen Generationen erhalten bleibt. Es entspricht vermutlich nicht ihren Gepflogenheiten. Aber wir Tiroler stehn dazu und pflegen unser Brauchtum!

Allgemein: Es beginnt mit den Hexen, dann tanzen die Figuren herein - dann folgen die diversen Figuren - sie symbolisieren das Vertreiben des Winters und des Willkommenheißens für das Frühjahr, zuweilen werden auch alle Jahreszeiten dargestellt.Aber auch Fruchtbarkeit spielt eine große Rolle
Es folgt der Ehrentanz - sie holen sich "Weiberleit" zum Tanzen - anschließend folgen ein Schlag oder ein Einfangen mit Gerte ....und als Belohnung gibt's ein Schnapserl bzw für Kinder ein Zuckerl. Anschließend nehmen sie die Masken runter und tanzend verlassen sie den Saal.

Es ist einzig und allein Männern vorbehalten dabei mitzumachen - Frauen dürfen nur die "Bekleidung" nähen. Die Masken werden oft von Generation zu Generation weiter vererbt.

Zirler Türggeler in Aldrans bei Innsbruck beim Mullerschaug'n
Türggeler= Mais
Der Hahn holt sich eine Henne (Mädl) - soll die Fruchtbarkeit steigern. Da darf man als Frau nicht zimperlich sein!

https://youtu.be/ZTRp4wY06b0

Schellerlaufen Nassereith ORF
https://youtu.be/SBESm4OnJBE


Die Muller - Rum, Absam, Thaur, Mils - ein 400 Jahre alter Brauch

Absamer Matschgerer ORF
https://youtu.be/JSN5ueWhN3w

Rumer Muller ORF
https://youtu.be/4iyrc_9MPzg

Rumer Muller - Huberhof
https://youtu.be/PmvqTnD7cyE

Ich war auch nicht auf dem Opernball, aber ich hatte einen wunderschönen, tollen Abend mit meinen Mullern und Hexen inklusive Ehrentänzchen usw.

mlg Alexandra

it's me hat gesagt…

Werter Lepenseur!
Auch unser Hofburggreis hatte vor Jahren ein größeres Hoppala, als zum Empfang von Prinz Charles "Black tie" gefordert war und er wirklich mit einem schwarzen Anzug und schwarzer Krawatte grinsend wie immer neben Charles im Smoking a.k.a. "Black Tie" stand. Frage mich, worin die präsidiale Protokollabteilung, die aus 8 Mann/Frau/Divers besteht, ihre Aufgabe sieht?

Germanicus hat gesagt…

Aber der Auftritt vom Mörtel ist doch alle Jahre wieder Kult!
Wenn ich ihn und seine Begleiterinnen sehe, denke ich nur: Tu felix Austria...

Sandokan hat gesagt…

Der Opernball ist eindeutig zu weiß und zu heteronormativ. 😇
Keine Ahnung, weshalb das den Grünen, dem Standard und dem ORF noch nicht aufgefallen ist.

Arminius hat gesagt…

Acetylsalicylsäure ist in diesem Jahr als Medikation wohl ausgefallen und steht selbst für Operationen nur bedingt zur Verfügung.
Ob es einen Zusammenhang mit der Herstellung der zur Vernichtung anstehenden Gentechnikspritzen gibt, war aus der Meldung nicht zu entnehmen.

Anonym hat gesagt…

Entsetzlich auch die vergeblich jung aussehen versuchenden Damen in den ersten Logenreihen mit ihren aufgespritzten Lippen und gestrafften Gesichtern! Für diese kann man nur hoffen, dass ihre Männer weiterhin Geld scheffeln und ihnen so ein Luxusleben ermöglichen (den Schönheitschirurgen vergönne ich das Geld das sie bekommen, um diese Popanz*innen umzugestalten. Ist nicht immer einfach!).

helmut-1 hat gesagt…

Ich weiß nicht, ob ich mich als "alt" bezeichnen soll oder nicht. Irgendwie ist das Alter für mich nur eine unbedeutende Zahl. Zumindest, solange mir die Laborärztin beim jährlichen Check-up gratuliert, mit den Worten: Wenn jemand mit 50 diese Werte hätte, würde er eine Lokalrunde springen lassen.

Soviel nur zu meinem physischen Zustand mit 71. Aber jeder Mensch hat Sehnsüchte, hat Erinnerungen, möchte noch einmal das erleben, was ihm die Jugendzeit geboten hat. Was ich mir wünsche, das sind zwei Dinge, und ich denke, in den nächsten 1 - 2 Jahren werde ich das auch in die Tat umsetzen können.

Zum einen möchte ich das Neujahrskonzert live erleben, und danach nocheinmal hinauf auf die Orgelempore gehen, wo ich als junger Bimpf bei den Wr. Sängerknaben geträllert habe.

Zum anderen möchte ich noch einmal einen Ballabend erleben, wie es damals bei unserm Bataillonsball war, mit Galauniform, weißen Handschuhen und einem Streichorchester zur Tanzunterhaltung. Der Opernball als Nabelschau scheidet für mich aus. Wahrscheinlich werde ich an einem der nächsten WKÖ-Bälle teilnehmen, zumal ich kooperiert bin. Prophylaktisch stecke ich mir aber einen Reizspray in die Hosentasche, wenn mich auf dem Weg zum Eingang jemand blöd anlabert.

Dazu werde ich meine Mütze abnehmen und den Betreffenden mit einer Flut rumänischer Schimpfwörter übergießen, sodass sich meine Frau, die ja Rumänin ist und sicher mit mir zusammen dort hineingeht, vor Lachen kaum mehr halten kann.

Bei dieser Gelegenheit eine Frage, deren Beantwortung mich interessiert:

Hat es jemals einen Vorfall gegeben, wo konservative Kräfte, oder auch rechts Extreme die Linken davon abgehalten haben, irgendeine geplante Veranstaltung zu besuchen? Ich kenne das immer nur umgekehrt, wenn diejenigen, die die "Demokratie" verteidigen wollen, andere an dem hindern wollen, was den Linken persönlich nicht gefällt.

helmut-1 hat gesagt…

Liebe Alexandra:

Ich schätze die Tiroler außerordentlich. Ich erinnere mich noch gerne an die Zeit beim Jagdkommando, als mir ein Kamerad, er war Tiroler, dort erklärte: "Bischt a Tirola, bischt a Mensch. Bischt koaner, bischt a Orschloch".

Eine sinnige und vor allem herzliche Einteilung. Aber konsequent und auch für jedermann zu verstehen,