Montag, 2. Dezember 2019

Strom predigen und Diesel saufen

von Fragolin

Es wird Duster im Vatikan
Jaja, ich weiß, das teutonische Wort „duster“ wird eigentlich klein geschrieben, aber der Oberste Moralapostel auf Erden bekommt ein neues Papamobil, denn auch der klimarettendste Papst ever geht nicht zu Fuß durch die Masse der ihn Anhimmelnden; Gottvertrauen empfiehlt man eben lieber anderen, als es selbst zu demonstrieren. Dabei wäre ein Märtyrertod ja nicht nur die letztmögliche berufliche Beförderung für den Franzi sondern auch ein Garant, bald in den Kreis der Seligen und Heiligen aufzusteigen, wo zur rechten Hand Gottes bereits eine ziemliche Drängelei herrscht.

Und dieses neue Papamobil ist ein schneeweißer „Duster“ aus der rumänischen, nicht gerade als Nobelkarossenschmiede bekannten Renault-Tochter „Dacia“. Da hat Tesla eine Chance verpasst, Werbung zu machen. Und die Bergbauern hier in meiner Umgebung, die schon lange vom Kia Sportage auf den Dacia Duster umgestiegen sind, werden jetzt noch furchenadeliger durch die Gegend tuckern, denn jetzt fahren sie ja die Papstmarke. Mit Rosenkranz am Rückspiegel und Hufeisen am Grill. Sicher ist sicher. Das Statussymbol all derer, die kein Statussymbol brauchen. Ich befürchte nur, die werden jetzt ein bisschen teurer, was bei den derzeitigen Preisen für die eher minimalistischen Autos aber kaum auffallen wird.

Nicht, dass da jetzt jemand auf blöde Ideen kommt: Ich will die Marke nicht schlecht schreiben. Ich bin selbst schon Dacia gefahren und war sehr zufrieden damit, allerdings nur, weil Autofahren für mich einfach eine Tätigkeit ist, bei der ich gerne auf Luxus verzichten kann. Autos sind Werkzeuge, und ich stehe auf dem Standpunkt, dass ich lieber ein Almo-Steak mit der Aluminiumgabel essen gehe als Haferbrei mit einem goldenen Löffel. Ein guter Wein aus einem Senfglas schmeckt besser als Essig-Plörre aus edlem Kristall. Und ich fahre auch lieber mit einem Dacia an den Strand als mit einem Lambo zur Arbeit. Dabei stört mich auch nicht, dass ein Dacia mit einem Renault- oder Nissan-Diesel angetrieben wird, ganz im Gegenteil, die sind recht sparsam und sauber.

Aber ich stelle mich ja auch nicht mit der Zopfgretel hin und tröte:
Papst Franziskus warnt einmal mehr mit drängenden Worten vor den Folgen des Klimawandels. „Die Menschheitsfamilie im Ganzen ist in Gefahr, und man darf nicht mehr abwarten“...
[...]
Es brauche dringend Engagement und „konkrete Schritte“, um den Planeten zu retten. „Wir haben eine große Verantwortung, und Gott wird uns in dieser Hinsicht eines Tages zur Rechenschaft ziehen.“
Naja, Franzl, wenn du wirklich glauben solltest, was du da redest, dann hättest du dir als konkreten Schritt wohl kaum einen rumänischen Diesel gekauft sondern so, wie du vom Rest der Welt erwartest, einen Tesla.
Strom predigen und Diesel saufen – manche Dinge ändern sich nie.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ein guter Wein aus einem Senfglas schmeckt besser als Essig-Plörre aus edlem Kristall.

Ja, ich weiß, eigentlich nicht zum Thema: Vor gut zwanzig Jahren hatte ich - in der Nachsaison auf Kreta - in Mochos knapp nördlich von Malia - aus einem gewesenen Senfglas einen hausgemachten Wein zum Essen. Sah aus wie der Harn eines nierenkranken Maultieres, schmeckte jedoch bedeutend besser.