Samstag, 14. Dezember 2013

»Die Unternehmerinitiative im Evangelii Gaudium des Papstes Franziskus«

... lautet der etwas sperrige Titel eines Artikels von Prof. Gerd Habermann auf der Seite des Ludwig von Mises Instituts Deutschland. Mag auch der Titel nicht ins Ohr gehen — der Artikel ist jedenfalls überaus lesenswert! Hier eine kurze Kostprobe:
Die Unternehmerfunktion wurde schon von den Dominikanern und Jesuiten der „Schule von Salamanca“ im 16. Jahrhundert, welche die liberale Wirtschaftslehre vorwegnahm, anerkannt … Johannes Paul II. würdigte (1982) eindrucksvoll die unternehmerische Initiative:
„Die Erfahrung lehrt uns, dass (ihre) Leugnung oder Einschränkung im Namen einer angeblichen Gleichheit aller in der Gesellschaft … die Kreativität lähmt oder sogar zerstört … als Folge entsteht eine „Nivellierung nach unten“.
Anstelle von schöpferischer Eigeninitiative kommt es zu Passivität … und Unterwerfung unter den bürokratischen Apparat“. Demgegenüber ist das neue Sendschreiben ein Rückschritt. Inwiefern?

1. Die Armen und das Problem der Armut werden ganz in den Mittelpunkt gerückt und zu ihrer Behebung nicht die Unternehmerethik des Vermehrens des Brotes – also „mehr Marktwirtschaft“ –, sondern seine Teilung empfohlen: „Die eigenen Güter nicht mit den Armen zu teilen bedeutet, diese zu bestehlen(!) … Die Güter, die wir besitzen, gehören nicht uns, sondern ihnen(!)“ (Ziffer 57) – aber damit wird die Armut konserviert und nur „gerecht und solidarisch“ verwaltet.
2. Davon abgesehen ist es fragwürdig, die Menschheit nur als „die Armen“ und „die Reichen“ einander gegenüberzustellen und zu übersehen, dass die Masse der Menschen wenigstens in den fortgeschrittenen Nationen irgendwo zwischen Arm und Reich steht und
3. dass die massenhafte Überwindung der Armut, der Aufstieg des kleinen Mannes, nur durch Markwirtschaft und Unternehmertum, nicht durch „Teilen“ der vorhandenen Güter möglich geworden ist.
4. Unser Armutsproblem in Mitteleuropa ist ein sehr relatives: Wir leiden eher an Überernährung als an Unterernährung.
5. Damit hängt ein Fehler zusammen: eine soziale Botschaft für die ganze Welt kann nicht einheitlich sein, so wenig wie ein Zinssatz für ganz Europa stimmen kann. Aber selbst die Welt Südamerikas gewinnt nicht durch eine Botschaft, welche nur die „Teilung“ als Mittel der Armutsüberwindung empfiehlt.

So berechtigt Franziskus Kritik an gewissen Zeiterscheinungen sein mag, z. B. einem „zügellosen Konsumismus“ (wie ihn schon Erhard tadelte), einer bindungslosen „individualistischen Traurigkeit“, so sehr geht die prinzipielle Kritik an der Marktwirtschaft als „Gesetz des Stärkeren“, mit „ausschließender“ Ungleichheit und Produzentin von Gewalt gründlich fehl und kann nur Verwirrung stiften. Es ist ja gerade der freie Tauschvertrag, der die Gewalt ersetzt und die Konsumenten lenken mit jedem Cent, den sie ausgeben, die Produktion.
Nun wird es sicherlich Katholiken geben, die — so sie für wirtschaftliches Denken begabt sind — jetzt verzweifelt versuchen werden, die Worte des Papstes solange zu pressen und zu drehen, wis etwas wenigstens halbwegs vernünftiges herauskommt. Es bleibt ihnen vermutlich auch nichts anderes übrig ...

Frei von solchen Problemen seine Meinung sagen zu können, ist sicherlich eine weitaus angenehmere Position. Man muß es ja nicht in der berechtigten, überaus geistvollen, nur bisweilen unnotwendig scharf formulierenden Argumentation von Dr. Peter J. Preusse (nomen est omen, offensichtlich) auf »Freitum« machen.

Friedlichere Geister werden sich denken, daß schon viele Enzykliken vieler Päpste verfaßt, und bald darauf vergessen wurden — und daß selbst sehr papalistisch eingestellten Katholiken bisweilen die Schamesröte ins Gesicht steigt, wenn sie lesen müssen, was Päpste früherer Jahrzehnte oder erst Jahrhunderte so — zwar nicht ex cathedra, aber doch stets vom hohen Kothurn ihres Amtes herab — geäußert haben.

Vielleicht, ja: hoffentlich wird ein späterer, besser informierter Papst über die Gaudi, die diesem heutigen Papst Franz das Evangelium, sein Evangelium »für die Armen«, zu machen scheint, hinausgehen, und etwas verkünden, was wieder mehr Grund zur Freude am Evangelium böte ...

4 Kommentare:

qed hat gesagt…

Wir stehen vor einer Cäsur und einem neuen Chisma: Der linken Gleichheitsideologie der Kirche, die ausnahmslos den kirchenfernen, wenn nicht -feindlichen Analphabeten nicht das Individuum in seiner Wertigkeit vor Gott, sondern Kollektive beurteilt und den Weg ebnet dazu, den für seine Kinder sorgen wollenden (wirklich jeder Idiot weiß, daß das letzte Hemd keine Taschen hat) der legitimen Beraubung auszuliefern. Das Ende kennen wir: Alle sind gleich arm und gleich fauldumm und gleich gierig und die Ruinen der Kathedralen werden Mahnmale des Untergangs einer zweitausendjährigen Kultur sein.

Ich bin nun im letzten Lebensdrittel und werde NOCH EINE KONSEQUENZ ZIEHEN: Austritt aus der häretischen evangelischen und eben nicht mehr den Übertritt zur genauso häretisch gewordenen Katholischen.

Mein orthodoxer finnischer Schwiegervater wurde als Veteran einst anläßlich eines Gedenkgottesdienstes angesprochen von einem anderen Veteranen, ob er sich noch erinnere, wie sie dereinst die orthodoxen Kirchen mitsamt der Pfaffen angezündet haben mit viel Vergnügen. Er erinnerte sich gut und hat es bis zu seinem Tode nicht bereut: Aguirre oder der Zorn Gottes.


Papsttreuer hat gesagt…

Ich bin bei Ihnen, wenn Sie annehmen, dass der Papst seinen Komptenezrahmen verlassen hat. Ich gebe zu, ich habe mich schwergetan mit den kapitalismuskritischen Teilen von Evangelii Gaudium, bis ich in der Tat auf einen "Kniff" gekommen bin: jemand ohne volkswirtschaftliche Kenntnisse, MUSS zu den Schlüssen des Papstes kommen. Es ist also an uns (libertären Katholiken), deutlich zu machen, dass mit dem Kapitalismus und der freien Marktwirtschaft dem Gemeinwohl besser gedient ist als mit allerlei Regulierungen und Umverteilungen.

Dazu etwas ausführlicher bei mir nachzulesen:
http://papsttreuer.blog.de/2013/12/11/evangelii-gaudium-hartes-stueck-arbeit-17372321/

qed hat gesagt…

Ihre Erkenntnis freut mich, obwohl Sie sich grandios verbiegen: In der Tat redet der Papst von Dingen, von denen er nichts versteht. Und auch ein Laie MUSS durchaus nicht zu den Schlüssen des Papstes kommen: Die Sinnentleertheit solcher Kampfbegriffe wie 'Kapitalist' sollte selbst im Vatikan bekannt sein.
Die Katastrophe ist vielmehr die Übernahme kollektivistischer Schwarz- Weiß- Kategorien: Der naturgute Arme und das Böse an sich, das Kapital. Wer einmal in die Pistolenmündung eines 'armen' Straßenräubers geblickt hat, weiß das sehr wohl zu relativieren und man hat dann besser 50 Dollar dabei als 20, denn u.U. könnte unser von der nackten Armut Getriebener die 20 Bucks als Beleidigung auffassen und trotzdem abdrücken.
Auch ist meine Freude über meine drei 'Patenkinder' in Schwarzafrika durchaus getrübt: Wofür ich leider triftige Gründe habe, haben diese ihre von mir bezahlte Bildung vor allem genutzt, im horizontalen Gewerbe bzw. in der Beznezz- Szene höherpreisig reüssieren zu können und der Mensch in Indonesien, dessen hoffnungsfrohes und geradezu geniales Kleingewerbe von mir mit einer nicht vernachlässigbaren Summe gesponsert wurde, hatte nichts Besseres zu tun, als die Gelder umgehend am Spieltisch zu verzocken, wobei er mit beträchtlicher Begabung zwecks Verschleierung vorging.
Armut hat halt durchaus auch ein häßliches Gesicht, das zu sehen heuer leider politisch und kirchlich völlig inkorrekt ist.

Meine Freude zu geben, hält sich heutzutage folgerichtig in Grenzen. Vor allem, wenn sie mir von linksfrommen Gutmenschen kollektiv aufgezwungen wird und ich geradezu beraubt werde für das Wohl mittelalterlicher, analphabetischer Gesinnungstäter und Stammeskrieger, die ich fortan als 'gleich' zu betrachten habe.
Besonders erbosen mich dabei die 'Befreiungstheologen' Südamerikas, deren Gesinnung haarklein bei Marx nachzulesen ist und die getreu ihrem Vorbild ins Bett jedes Kleptokraten steigen- schlagen Sie nach bei Orwell und in der Biographie unseres Nepomuks.

Auch in Europa gab es 'Soziale Marktwirtschaft' nicht zum Nulltarif: Man zähle die Millionen Toten seit 1789 und würdige den langen Kampf, der schließlich so etwas wie die Sozialstaaten hier hervorbrachte- das gabs nun wirklich nicht für lau und sie sind zu kostbar, als daß man sie jedem Dahergelaufenen zum Fraße vorwirft wie die evangelische Grünsekte, die noch jeden Mühseligen und Beladenen dieser Welt hier zur 'Teilhabe' einlädt.

Merke: Sog. 'Solidargemeinschaften' sind nicht die Selbstbedienungsläden, die Politbanditen und offensichtlich auch jetzt der Papst heute darunter verstehen, sondern man halte sich an den Wortsinn.
Und warum überhaupt muß man den Weg der 'Armen' hin zu menschengerechten Staatswesen ausgerechnet mit den ungeeignetsten Methoden, mit Umverteilung als milde Gaben nämlich befördern?
Das Resultat ist selbst den Dümmsten klar, nur nicht anscheinend dem neuen Papst: Manchmal müssen schlicht Flinten her, wie in Europa hundertfach bewiesen.

Ich unterstelle mal, ihm ist der Kirchenvater Augustinus bekannt. Wenn er ihm nicht wichtig ist, ist der Stab über ihn zu brechen.

http://ef-magazin.de/2011/09/22/3199-papst-rede-im-bundestag-der-staat-als-raeuberbande

Ihnen und dem neuen Popen noch ein Geleitwort, das auf seine Richtigkeit hin zu überprüfen leicht ist:
Nirgendwo auf der Welt gibt es mehr Huren als in Südamerika.






Le Penseur hat gesagt…

@qed (16. Dezember 2013 21:44)

Beeindruckender Kommentar. Chapeau!