Mittwoch, 7. August 2024

Wenn mir was auf den Socken geht

von LePenseur
 
 
... dann ist es das uninformierte Geschwätz irgendwelcher klugscheißender Trolle, die "in Christentum", oder exakter: "in katholisch", machen ... wie bspw. in den Kommentaren zum jüngsten Artikel von Kollegen Sandokan "Women's Sports is dead - Der Frauensport ist tot".
 
Nicht nur, daß es geradezu peinlich ist, wenn ein Kommentier-Troll offensichtlich zu dumm ist, erkennbar ironische Bemerkungen zu behirnen — auf Sandokans "Und ja, die Kunst ist frei. Darum schätze ich ja besonders islamkritische, migrationskritische und LGTBQ-kritische Kunst" mit einem "wenn Sie die von Ihnen letztgenannten Künste so besonders schätzen, können Sie uns bestimmt auch einige der führenden islamkritischen, migrationskritischen und LGBTQkritischen Künstler nennen. Ich kenne nämlich keinen einzigen" zu reagieren: da gehört schon ein gerüttelt Maß an Blödheit dazu! —, so wird dies alles noch getoppt von verbalem Dünnpfiff der Sorte:
Und was das sog. „Letzte Abendmahl“ angeht (übrigens ist „Abendmahl“ ein protestantischer Ausdruck, die Kirche spricht immer von „Eucharistie“): das kann schon deshalb nicht die Blaupause für den Macher gewesen sein, weil dessen Setting erkennbar mehr Protagonisten enthält als die 13, die bei der Einsetzung der Allerheiligsten Eucharistie versammelt waren.  
Aha. Und was will uns der Anonymus damit sagen? Außer, daß er keinen blassen Schimmer von katholischer Liturgie hat ...

Denn wie heißt denn der Gründonnerstag im Missale Romanum (und auch in der Liturgia Horarum, ganz nebenbei bemerkt)? Er heißt ganz offiziell auf lateinisch, also der "Amtssprache" der RKK:
 
"Feria V in coena Domini"

Und was heißt das wohl übersetzt, Sie kleiner Klugscheißer? 

"Fünfter* Wochentag, am Abendmahl des Herrn"

Und so heißt der Gründonnerstag schon seit frühesten Zeiten der Christenheit. Vor Luther & Calvin ebenso, wie nachher. Und bis heute.

Und der Hinweis, daß "Abendmahl" ein protestantischer Ausdruck sei, wogegen es katholisch "Eucharistie" heiße ... sorry, glatte Themenverfehlung! Ja, das stimmt, wenn es sich auf eine sonstige (tägliche oder sonntägliche) Meßfeier bzw. Abendmahlsfeier bezieht. Aber nicht auf das sogenannte "Letzte Abendmahl", dessen eben in den Karwochenriten gedacht wird.

Und noch eines: der Hinweis, daß das ja schon deshalb nicht auf jenes "Letzte Abendmahl" verweisen habe können, weil in Paris ja mehr als 13 Personen "dabeiwaren". Ach wirklich? Waren seinerzeit nach den Evangelienberichten 13 Personen dabei? Wenn es aus den Synoptikern auch nicht eindeutig beweisbar ist, so läßt sich aus der Schilderung im Johannes-Evangelium erkennen, daß Judas eben nur beim davor stattfindenden Pessach-Mahl (bei dem man auch einen Bissen Brot "eintunken" konnte) dabei war und nach dem Essen des Bissens "fluchtartig" den Raum verließ. Also ist das mit den "13 Personen" ohnehin schon mal unrichtig. 
 
Und wenn man sich nun auf "Abendmahl" bzw. "Eucharistie" im weiteren Sinne bezieht: welchen Sinn hat dieser Hinweis dann? Überhaupt keinen! Denn es wäre mir ganz neu, daß bei katholischen Eucharistiefeiern oder protestantischen Abendmahlsfeiern je eine Zahlenbeschränkung auf 13 (oder auch auf 12) Personen bestanden hätte.

Aber außerdem: wenn der Drehbuchschreiber der Pariser Veranstaltung selbst sich zunächst darauf bezieht, daß dies eine Parodie (oder sagen wir freundlicher: eine "Anspielung") aufs Letzte Abendmahl sein sollte, und erst zurückruderte, als er den shit-storm, der er damit auslöste, mitbekam — dann ist dieser rabulistische Umdeutungsversuch ohnehin "für die Fisch'!" (wie der Wiener sagen würde).

Ich selbst bin schon seit geraumer Zeit aus der RKK ausgetreten und kann für mich durchaus in Anspruch nehmen, vielen dogmatischen Lehraussagen dieser Glaubensgemeinschaft (auch denen anderer christlicher Denominationen!) kritisch bis ablehnend gegenüberzustehen — aber: es war und ist für mich ganz selbstverständlich, daß ich bei jeder Kritik wenigstens wissen muß, was Sache ist, auch wenn ich persönlich nicht daran glaube. Ich würde mir sowohl von Kommentatoren christlichen Einschlags wie auch von den (hier häufiger postenden) Kommentatoren christenkritischer bis -feindlicher Einstellung wünschen, sich zuerst zu informieren, statt drauflos zu schwätzen, auch wenn's Unsinn ist.

Danke für die Kenntnisnahme und Darnachachtung!
 
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P.S.: ich habe den Admin gebeten, zu diesem Artikel die Kommentarfunktion auszusetzen. Ich habe wegen meines Berufs schon genug Anlaß zu Magengeschwüren. Ich brauche keine zusätzlichen, weil ich davon ausgehen kann ("Wie das Amen im Gebet"), daß unter diesem Artikel wieder vorwiegend Unsinn gepostet wird. Danke, nein! So lustig ist es nicht, alle Kommentar zu lesen (und ggf. darauf zu replizieren), als daß ich mir nicht angenehmere Formen von Freizeitgestaltung vorstellen könnte.

Adieu!

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* liturgie- und kirchenrechtlich beginnt die Woche mit dem Sonntag, sodaß der Donnerstag logischerweise dann der fünfte Wochentag ist. Die Bezeichnung "Wochenende" für Samstag und Sonntag ist daher zumindest nachkatholischer Kalendistik nur halbrichtig, nur so nebenbei bemerkt. 

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