Sonntag, 8. Juli 2018

Samariter?


Ein nachdenklicher und überaus nachdenkenswerter Text vom Blogger-Kollegen Bellfrell:

Der barmherzige Samariter
 
 Kein Gleichnis wird dieser Tage so überstrapaziert wie jenes des barmherzigen Samariters.
Und dennoch ist es unangemessen. 

Der Samariter, den wir aus dem Evangelium kennen, er war in eigenen Angelegenheiten unterwegs und dort fiel ihm quasi der Mensch vor die Füße, um den er sich dann eigenverantwortlich und selbstlos(!) angenommen hat, soweit es eben seine eigenen Mittel erlaubten. 

Diejenigen, die heutzutage so selbstgefällig und medienwirksam Samariter spielen, sind ständig auf Suche, irgendwo eine arme rettenswerte Haut zu ergattern, derer sie sich dann organisiert und professionell annehmen können, ja manchmal hat man den Eindruck, es müssen sogar Opfer kreiert werden, damit  für die vielen, mitunter äußerst  geschäftstüchtigen Berufs-Samariter dieser Tage auch genügend Material zur Selbstverwirklichung zur Verfügung steht
 
Schlichtweg besorgniserregend finde ich es, wenn ich dann folgende, wenn auch sicher gut gemeinte, Worte lese:
»…möchte ich meinen Dank dafür ausdrücken, dass ihr heute das Gleichnis des Guten Samariters verkörpert, der stehen blieb, um das Leben des armen Mannes zu retten, der von Räubern überfallen worden war, ohne danach zu fragen, wer er war, ohne nach seiner Herkunft, nach dem Grund seiner Reise oder nach seinen Papieren zu fragen …: Er entschied einfach, sich um ihn zu kümmern und sein Leben zu retten. Den Geretteten möchte ich abermals meine Solidarität und Unterstützung bekunden, da ich die Tragödien kenne, vor denen ihr geflohen seid. Ich bitte euch, dass ihr weiterhin Zeugen der Hoffnung seid in einer Welt, die täglich mehr um ihre Gegenwart besorgt ist, aber kaum Zukunftsperspektiven hat und unwillig ist zu teilen, und dass ihr unter Achtung der Kultur und der Gesetze der Aufnahmeländer gemeinsam am Weg der Integration mitarbeitet….«
Quelle
Nein, der barmherzige Samariter mietet sich keine Schiffe. um vor einer fernen Küste zu patrouillieren und dann gesunde junge Männer zu retten, die an Schlepper (Räuberbanden) Unsummen bezahlen, aufs Meer hinaus schippern und dort auf Rettung spekulieren. 

Es ist nicht barmherzig, die Barmherzigkeit krampfhaft zu suchen und ihr selbstgefällig zu frönen.




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