von Fragolin
Mit Wehmut denke ich zurück an die Zeit, als ich mit einer
Sporttasche in den Urlaub fuhr. Es war alles drin, was man brauchte,
und es passten locker Utensilien für drei Wochen am Stück rein.
Heute, mit meiner liebreizenden Fragolina verehelicht und mit zwei
sonnigen Kindern gesegnet, gleicht eine einwöchige Urlaubsfahrt an
mediterrane Kieselstrände einem Umzug nach einem Großbrand.
Der Familienkoffer (für Insider: ein Klon der „Truhe“ von der
Scheibenwelt), eine Art fahrbarer, um nicht zu sagen selbstfahrender,
begehbarer Kleiderschrank mit Griff – nur Griff, nicht
Teleskopgriff; ein solcher würde in für normale Menschen
unerreichbare Höhen führen – kann aufgrund
frühkindlich-sexistischer Befindlichkeiten nicht eingesetzt werden,
da unser volksschulalterlicher Sohn mit steinerner Miene kategorisch
ablehnt, seine Unterhosen im gleichen Koffer transportieren zu lassen
wie die Mädchen. Der Konsens führt zu zwei mittelgroßen
rollbaren Kleiderkästen mit dem Gesamtvolumen des Familienkoffers,
einmal prall gefüllt mit den Utensilien des weiblichen
Familienteils, und einmal gefüllt mit den Utensilien der Männer,
plus allem Anderen was man im Urlaub noch so braucht. Also
Hausschuhe, Badesachen, Strandtücher, Sandspielzeug, Knete samt dem
kompletten Play-doh-Programm für die heranwachsende
Diplomingenieurin für die Kleine, mehrere Großbausätze Lego Star
Wars für den heranwachsenden Astronauten für den Großen, außerdem
zwei Spielekonsolen samt dazugehöriger 40-Zoll-Bildschirme,
DVD-Player inklusive der kompletten Filmesammlung für die Abende im
Hotel (das über Satelliten auch in die entlegensten Urlaubswinkel
abgestrahlte „Ferienprogramm“ privater ebenso wie
öffentlich-rechtlicher Medientrommeln ist kindlichen Seelen nicht
ohne größeren Schaden zuzumuten und im Gegenzug absolute
Bildschirmabstinenz nicht durchsetzbar; die massivhölzerne
2.000-Spiele-Sammlung im praktischen seefesten Normcontainer wird
hoffnungsvoll trotzdem mitgenommen, auch wenn es auf ein paar Runden
Backgammon mit der Liebreizenden am Balkon hinausläuft, während die
Kurzen sich im Zimmer über einen CGI-Oger und seinen sprechenden
Esel zerkugeln) und für den Strand zusätzlich ein paar praktische
Klappliegen und Sonnenschirme.
Mein Rasierzeug und zwei Bücher habe ich dann mit in die
Laptop-Tasche gezwängt, den ich mitnehme, weil ich ja auch mal
zwischendurch Kontakt zur Zivilisation aufnehmen möchte und das
Hotel laut Selbstwerbung angeblich Wlan besitzt. Das Maulen meiner
Liebreizenden, warum ich für mich wieder so viel extra mitnehmen
müsse, lass ich durch den akustischen Bypass fließen, der mir im
Moment der Vaterwerdung gewachsen ist und der auch bei den Kindern
gelegentlich gute Dienste leistet.
So gewappnet machen wir uns auf die Reise in eine kleine Blogpause,
und wie ich so stundenlang am Steuer des für den Transport des
Familienkoffers extra zugelegten Klein-LKWs mit vertikaler
Klimaanlage (Fenster runter – Fernster hoch) bei 33 Grad im
Schatten in praller Sonne bei absoluter Windstille Richtung Süden im
Stau brate, denke ich zurück an die Zeit meiner Reisetasche. Und der
Jugend-Bahncard, die es schaffte, dass ich halbwegs ausgeruht am
Urlaubsziel ankam und nicht staugenervt und mit von den Geräuschen
auf der Rückbank verstopftem akustischen Bypass.
Früher war alles besser.
Nur wusste ich das früher nicht und war genervt von übervollen
Zügen, verdreckten Bahnhöfen, der Rennerei vom verspäteten Zug zum
überfälligen Anschluss, dem man bei verschwitztem Erreichen des
Bahnsteigs in die am Horizont kleiner werdenden Schlusslichter sehen
durfte durch nach Urin riechende Unterführungen voller zweifelhafter
Gestalten.
Nein, früher war nicht alles besser.
Es war anders.
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