von Fragolin
Gleich vorneweg, auch wenn das den Spannungsbogen plattbügelt: Ich
halte diese Geschichte für übelsten Fake. Entweder will da einer
die Leute verscheißern und über eine gefakete Spendenaktion Kohle
abgreifen oder es ist eine Provokation linker Aktivisten, die dann
die zwei oder drei dümmsten Kommentare jener, die beim Lesen vor
lauter Empörung ihr Hirn nicht einschalten und sofort losblöken,
medial vorführen, um „die rechte Hetze“ und „den rechten Hass“
wieder für ihre eigene Propaganda zu instrumentalisieren.
Möglichkeit drei… dazu mehr am Ende.
Dass ausgerechnet „Jouwatch“
auf sowas reinfällt finde ich schade, aber die Qualität dieses
Mediums hat meiner Meinung nach in letzter Zeit generell ziemlich
gelitten.
„Die
Kinderpflegerin und Mutter Sia ist in der Gruppe zur Demo gekommen.
Es ist ihre erste Demonstration, die Gegner zahlreich, und sie hat
Angst. Deshalb trägt sie ein T-Shirt von der Identitäten Aktion, zu
der ihr Mann gehört. „Ich wollte zeigen, ich gehöre zu denen, tut
mir nichts“, erklärt die junge Frau. Sie selbst hat mit der
politischen Gruppierung laut eigenen Angaben nichts zu tun. Die Demo
wird live im Internet übertragen. Eine Kindergarten-Mutter soll es
gewesen sein, die sie erkennt.“
Allein im ersten Absatz so viele logische Fehler, dass es wehtut.
Erstens ist eine Kindergärtnerin keine Kinderpflegerin. Aber gut.
Zweitens wird einerseits behauptet, sie hätte Angst wegen der
zahlreichen Gegner der Demo gehabt, andererseits zieht sie aber ein
Shirt der Identitären Aktion an. Genau damit zieht man aber die
linken „Gegner“ an wie Licht die Motten, nur dass diese Motten
oft genug vermummt und mit Baseballschlägern, Pflastersteinen und
Brandsätzen unterwegs sind.
Drittens verdreht man auch noch die Motivation, denn sie will
offenbar das Shirt angezogen haben, damit ihr die Demonstranten
nichts tun; als würde man, wenn man ohne Kennzeichnung vor
irgendwelchen Identitären auftaucht, sofort von denen
zusammengeschlagen. Spätestens hier riecht es nach der Ausdünstung
der linken Filterblase, die eine Fake-Geschichte erfindet, um ihre
Propagandasuppe zu kochen.
Viertens, wenn ihr Mann bei der IA ist, dann muss sie ja zumindest
wissen, was das für Leute sind. Sie wird ja wohl entweder mit ihm
gegangen sein oder, wenn er nicht konnte, wohl wenigstens mit ihm
darüber gesprochen haben?! Wer glaubt denn diesen Blödsinn?
Fünftens, wenn die Demo irgendwo auf dem Kanal der Identitären
Aktion oder einer anderen als „rechts“ verschrienen Gruppierung
im Internet übertragen wird, wird wohl kaum eine offensichtlich
linke bis wellkammistische Kindergartenmutter zuschauen. Oder anders:
die Kindergartenmutter, die die Demo auf einem „rechten“
Internetkanal verfolgt und die Kindergärtnerin wiedererkennt, wird
ihr am nächsten Tag eher gratulieren anstatt sie anzuzeigen.
Also das strotzt schon so vor Unlogik, dass bereits an dieser Stelle
nicht ein Wort Glaubwürdigkeit mehr übrig bleibt.
„Wieder
am Arbeitsplatz wird sie überraschend zum „Mitarbeitergespräch
gebeten“. In ihm stehen Sia plötzlich nicht nur die zweite
Vorsitzende des Kindergartens, sondern auch noch ein externer
Mitarbeiter sowie ein Anwalt gegenüber. Der Vorwurf: Sie
sympathisiere mit einer Nazi-Demo und einer Bewegung, die vom
Verfassungsschutz beobachtet werde.“
Ja, das kann so passieren. Wissen wir. Ist aber irrelevant, weil sie
bei der Demo als Privatperson war und ein Shirt der IA getragen haben
soll und keine Berufskleidung oder ähnliches, das sie als
Mitarbeiterin des Kindergartens deutlich kenntlich macht.
Wie bei dem Porsche-Lehrling damals: Für seine geschmacklose Meinung
wäre ihm nichts passiert, aber weil er auf der gleichen FB-Seite
damit geprahlt hat, Lehrling bei Porsche zu sein, konnten sie ihn
feuern. Man schädigt das Unternehmen nämlich nicht, wenn man sich
nicht als Mitarbeiter des Unternehmens deklariert.
Und vom Verfassungsschutz beobachtet wurden auch schon Grüne und
Linke, also das Argument zieht nicht, weil es bedeutungslos ist.
„„Tatsächlich
haben die viel recherchiert. Aber nicht über mich und ob ich zu der
Gruppe gehöre oder nicht. Sie haben mir von Menschen erzählt, die
der Gruppe angehören und mir von deren Straftaten erzählt. Sie
haben Namen genannt, die ich noch nie im Leben gehört habe,
geschweige denn habe ich diese Leute je getroffen“, sagt die junge
Mutter. Sie habe erklärt, sie habe nur ein bis zwei Leute aus dem
politischen Umfeld ihres Mannes kennengelernt und auch das nur auf
rein privater Basis, ohne jeden politischen Zusammenhang. „Die
wurden richtig entmenschlicht. Sie haben sie als „Abschaum“
beschimpft und mich somit auch“, erzählt Sia fassungslos.“
Auch
das klingt glaubwürdig, obwohl ich die Geschichte mit dem Anwalt für
überzogen halte. Warum brauchen die den? Vom Anschnauzen über die
offizielle Rüge bis hin zur Entlassung muss kein Anwalt zugegen
sein. Allein was der kostet, das ist doch Quatsch. So wichtig war die
kleine Kindertante nun auch nicht, dass man solche Geschütze
auffahren muss.
Was
ein Kindergarten für „externe Mitarbeiter“ haben soll ist auch
unklar, aber wer jetzt noch nach irgendeiner Logik in der Story
sucht, hat eh schon verloren.
„Sie wird vor
die Alternative gestellt, einen Aufhebungsvertrag zu unterschreiben
oder ihre Kündigung entgegen zu nehmen. Da sie nicht gewillt ist,
den Aufhebungsvertrag zu unterschreiben, erhält sie wenige Stunden
später die Kündigung. Doch damit nicht genug – auch ihrem Sohn
wird der Kindergartenplatz gekündigt.“
Quatsch.
Sie kann nicht gekündigt werden, weil sie an einer Demo teilgenommen
hat. Da bin ich aber schneller beim Arbeitsgericht als die Chefin
ihre Finger, oder noch besser, die ihres angeblich anwesenden
Anwaltes zählen kann. Ohne sich etwas zuschulden kommen zu lassen,
das sich auf den Arbeitgeber direkt bezieht, geht da nichts durch.
Also muss entweder mehr vorgelegen haben oder die ganze Geschichte
ist ein Märchen.
Und
ihr Kind kann man nicht aus dem Kindergarten feuern. Es existiert ein
aufrechter Vertrag, an den der Kindergarten gebunden ist.
„Der
Rausschmiss wird kurz darauf zurückgenommen, da er rechtlich keinen
Bestand hat.“
Offen
bleibt, ob der von dem Kind oder der von der Mutter gemeint ist, aber
prinzipiell gilt das eh für beide.
„Doch die junge
Mutter fällt ins Bodenlose. „Ich war fast zwei Monate im
Schockzustand. Ich konnte nicht mehr schlafen und habe viel
geweint“.“
Jetzt
kommt der Punkt, an dem es skurril wird. Denn wenn man den Text
richtig liest, wurde sie eben nicht rausgeschmissen, weil es
rechtlich auch gar nicht geht (was der angeblich anwesende Anwalt der
Chefin sicher erklärt hätte, wäre er wirklich da gewesen). Also
ist sie dann wochenlang der Arbeit ferngeblieben, weil sie
Schlafstörungen und Weinkrämpfe hatte, weil, äh, ja, nun
eigentlich nichts passiert war? Selbst wenn ich dem Ganzen
auch nur ein Fünkchen Glauben schenken würde, buche ich sie hier
unter hysterische Zicke ab und wünsche ihrem Mann viel Spaß dabei,
sie in Zukunft zu ertragen.
„Der
finanzielle Absturz folgt.“
Arbeitet
ihr Mann nichts? Geht sie nicht zum Arbeitsamt, um Arbeitslosengeld
zu holen? Ach ja, die Kündigung war ja gar nicht wirksam sondern
Madame im Krankenstand. Was genau verliert sie dann? Richtig: Nichts.
Märchenstunde ist...
„Das Geld wird
knapp. Sie kann ihre Miete nicht mehr bezahlen. Sie muss aus der
Wohnung raus und findet in der Gegend keinen neuen Job mehr.“
Also
doch arbeitslos? Ja was denn nun? Aber auch dann bekommt sie,
besonders selbst mit einem kleinen Kind, jegliche staatliche
Unterstützung. Und wer schon einmal versucht hat, als Vermieter eine
arbeitslose junge Mutter mit Kleinkind aus der Wohnung zu bekommen,
vor Allem wenn die auch noch zahlungswillig ist und immer wieder nur
mikroskopische Raten überweist, der weiß; das wird nix. Die
bekommst du nicht raus. Das dauert Jahre!
Und
was ist mit dem Mann? Geht der nicht arbeiten? Der ist aus der ganzen
Geschichte plötzlich verschwunden. Wurde nur als Anker zur IA
gebraucht, als T-Shirt-Spender und Argumentationshilfe, jetzt stört
der nur, also raus aus der Geschichte.
Solche
logischen Brüche in einem Schulaufsatz in der Oberstufe und das gibt
einen Fleck.
„Die Träger
pflegen untereinander gute Kontakte. Keine Chance für
„Nazi-Abschaum“ wie sie, in der Umgebung eine neue Arbeit als
Pädagogin zu bekommen. Sie sieht sich gezwungen, mit ihrem kleinen
Sohn weg zu ziehen. Auch die nun anfallenden Anwaltskosten kann die
junge Frau kaum allein stemmen.“
Erstens
könnte sie ja auch was anderes arbeiten, wenn der Mann schon
geheimnisvollerweise verschwunden ist (Vielleicht ist er auch von der
Heulsuse weggelaufen, die im ersten Absatz seine Kumpane für brutale
Gewalttäter hält?).
Und
zweitens – welcher Anwalt? Wieso hat sie Anwaltskosten? Wofür
braucht sie den? Und selbst wenn: Hat sie keine Versicherung? Und
falls nicht, als plötzlich Alleinerziehende eines Kleinkindes mit
akuter Armut und ohne Bleibe wird ihr ein Rechtsbeistand gestellt.
Das
stinkt aus jeder Pore nach massivem Fake. Eine Geschichte, die mit
allem möglichen Blödsinn daherkommt, aber konsequent mit Mimimi und
Tränendrücken auf etwas hinausläuft, das auch unweigerlich folgt:
Deshalb ruft der
Blogger Miró Wolsfeld von Unblogd zu einer Spendenaktion für sie
auf. „In Zeiten wie diesen, müssen wir zusammenhalten und uns
gegenseitig helfen“, so der „Freigeist“.
Ich kenne weder das Blog noch den Blogger, aber mit diesem Märchen
und der anschließenden Bettelei hat er sich auch nicht gerade ein
Qualitätssiegel ausgestellt. Wer so offensichtlich die
Leichtgläubigen anzieht, ihnen auf der logik-abgekoppelten
Emotionsschiene Geld aus der Tasche und sie zu seinen Mitläufern
machen will, stößt mich ab. In Zeiten wie diesen müssen wir vor
Allem wachsam sein, dass da keiner daherkommt, der nur auf der
„Patriotismus“-Schiene abzocken will.
Solche Geschichten schaden mehr als sie nützen, denn sie liefern
genau jene Argumente, die von den linken Propagandisten dann gegen
alles rechts von ihnen eingesetzt werden. Und wenn dann die wahren
Geschichten herauskommen, wo Leute aus politischen Gründen gemobbt,
geschädigt oder angegriffen werden, dann werden solche Lügenmärchen
nach vorne geschoben und das Totschlagargument: „Wieder nur so ein
rechter Fake!“ geliefert.
Wie oben erwähnt noch etwas Verschwörungspraktisches als „dritte
Möglichkeit“: Was, wenn das einer dieser in solchen Organisationen
weit verbreiteten Verfassungsschutz-Maulwürfe ist? Der Fakes
verbreitet, um Munition zu schaffen? Der selbst das Auswandern nach
Südamerika agitiert, um einigen vom rechten Rand schmackhaft zu
machen, das Land zu verlassen? Der über die Bankdaten der
Spendendeppen deren Identität abgreift und an seinen Dienstgeber
weitermeldet? Auf dass diese sich plötzlich bei einem
„Mitarbeitergespräch“ wiederfinden, nachdem sie auch noch eine
unfreiwillige Spende auf ein „Kampf gegen rechts!“-Konto
geleistet haben?
Also bei mir schrillen alle Alarmglocken. Dem würde ich nicht einmal
anonym einen Fünfer in einem Umschlag schicken.
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