Dienstag, 4. April 2017

Grünendämmerung



von Fragolin

Der „Standard“ titelt:“Streit statt Inhalte: Die Grünen in der Abwärtsspirale“

Naja, Grüne und Inhalte passen eh nicht zusammen. Die folgen doch scheinbar seit Jahren dem Geschäftsmodell, einfach zu behaupten unheimlich gebildet und moralisch höchstwertig daherzukommen und deshalb per se immer im Recht sein zu müssen und dann jeden Scheiß, egal wie unsinnig, als alternativlose Wahrheit zu verkünden und jeden Zweifler vom Elfenbeinturm ihrer selbstgebastelten Überheblichkeit herab als Idioten anzurotzen. Dabei vermitteln die selbst permanent den Eindruck, zu dämlich zu sein, um Schnürsenkel von Klettverschluss unterscheiden zu können.

Jedenfalls zoffen sich ja gerade die zwergenaufständischen Jungen Grünen mit der Bundespartei, wobei selbst die Landesparteifuzzis schön langsam die Schnauze voll haben davon, den Zoff und sogar den Rausschmiss der Parteijugend aus der Zeitung verfolgen zu dürfen. Das Stutenbeißen zwischen der Mutterstute und dem aufmüpfigen Fohlen diente eher der Volksbelustigung als praktischen Zielen. Das war nur der unweigerliche Zusammenprall zwischen dem Anspruch anarchistischer direktdemokratischer Revoluzzer und der Wirklichkeit einer von einer straff hierarchisch führenden Parteichefin mit geradezu sesselklebendem Beharrungsvermögen. Wenn man die Jugend mit dem Versprechen anlockt, in eine wilde Gruppe revolutionärer Progressiver zu kommen, und die sich dann in dem typischen freunderlvernetzten machtorientierten Sauhaufen wiederfinden, der bei genauem Hinsehen einfach in jeder Partei herrscht (das steckt im System, dass die Menschen mit dem sichersten Machtinstinkt in solchen Vereinen nach oben schwimmen und den Bodensatz nur als nützliche Idioten betrachten), dann ist der Krach unausweichlich.

Dass da inhaltlich nichts sein kann, sieht man ja daran, dass das Parteiprogramm der Grünen und das Programm der Grünen Jugend beide nichts anderes als ultralinke Pamphlete sind, die sich inhaltlich kaum unterscheiden. Ganz im Gegenteil, die Jungen sind sogar die weit radikaleren Ultralinken als die alten, und das will was heißen.

Aber ich möchte noch ein paar Blicke in den „Standard“-Artikel werfen:

„Weder Parteichefin Eva Glawischnig noch Bundesgeschäftsführer Robert Luschnik wollen öffentlich auf die harsche Kritik antworten, die ein dem STANDARD zugespieltes Protokoll offenbart.“

Erstens ist das verständlich, denn auf eine interne Kritik antwortet man auch intern. Ich würde mir das auch verbitten, wenn ich in einem Unternehmen meinem Abteilungsleiter ausrichte, dass ich sein Vorgehen für unzumutbar halte, dann seine Antwort in der Betriebszeitung zu lesen.
Und da kommen wir zum Zweitens: Dem „Standard“ zugespielt, das hat was. Als ob nicht jedem bewusst ist, dass der „Standard“ über Interna von Grün und Rot durch die enge Vernetzung mit diesen beiden Parteien oft schneller informiert wird als mancher, den es eigentlich betrifft. Ist ja kein Vorwurf, funktioniert ja bei anderen Gazetten auch so, dass die sehr wohl wissen, was in Parteivorständen oder der Chefetage des Raiffeisen-Verbandes so abgeht, weil sie einfach selbst dabei sind, ein Teil des Systems.

"Wir wollen die Partei der Jungen sein – und dann schmeißen wir unsere Jugend raus. Ich bezweifle, ob darüber so schnell wieder Gras wächst."

Also abgesehen von der pikanten Optik, wenn Grüne von Gras reden, ist es genau das, was auch ich gesehen habe: eben den erwähnten Widerspruch zwischen Anspruch und Realität. Und die Jungen wollen den Anspruch gegen die Realität durchboxen. Genau das, was einmal das Credo der Grünen war, aber die den Eindruck einer verbissenen Gouvernante und Prozesshanseline vermittelnde ehemalige Jungrevoluzzerin Glawischnig hat scheinbar vergessen, wo sie herkommt. Bringt wahrscheinlich das System mit sich.

"Der Schaden ist angerichtet, die Spirale nach unten in Gang gesetzt", urteilt der Politologe Peter Filzmaier. Die Parteispitze habe einen Dominoeffekt ausgelöst, der schwer aufzuhalten sei: "Was auch immer die Partei bis zur Nationalratswahl inhaltlich kommuniziert: die Führungsdiskussion wird hängen bleiben. Das Ganze ist aus dem Ruder gelaufen."

Ich finde Schadenfreude eine recht widerliche Emotion und fühle mich nicht wirklich gut dabei, aber irgendwie kann ich ein gewisses Frohlocken nicht verhehlen. Es ist so diese gemeine Komik, wenn einer, der sich als der tollste Hecht im Karpfenteich fühlt, mit elegantem Schwung über die eigene cool in die Gegend geflackte Bananenschale rutscht und dabei in voller Grätsche in einen Laternenmast kracht. Man weiß um den Schmerz des Betroffenen und muss doch lachen.

„Manche Repräsentanten fordern eine kantigere Politik, die "linke" Forderungen wie Steuergerechtigkeit, Mindestlohn oder leistbares Wohnen forciert, und vermissen eine interne Diskussion über die Linie in der Asylpolitik.“

Wisst ihr eigentlich, was ich vermisse? Dass es den Grünen um Umwelt geht. Das war mal ihr Kerngeschäft: Umweltschutz. Aber allein was die Jungen Grünen da abgelassen haben beweist, dass das sogar eine Thematik ist, über die die keinen blassen Schimmer haben. Keine Ahnung aber große marxistische Forderungen; das sind Melonen: außen grün, innen knallrot. Man behauptet, irgendwas mit Umwelt zu tun zu haben und in Wirklichkeit ist man, wenn man mal das System in Deutschland anschaut, eher nicht die Schwesterpartei der dortigen Grünen sondern der „Die Linke“. Wenn der steirische Ableger Busfahrten für hochaggressive gewalttätige Antifa-Schläger zu „Identitären“-Demos organisiert, dann erinnert das an das Vorgehen der sächsischen „Linken“, die ihre Büros für Treffen der Ableger des „Schwarzen Blocks“ zur Verfügung stellen.
Und wieder „fordern manche Repräsentanten“ nur eine Politik, die man auch am linken Rand der SPÖ findet, aber kein Wort über ihr angebliches Kerngeschäft. Ein bisschen Klimaschwurbeln und eine Demo gegen Kraftwerke, zu der sie mit dem E-Auto anreisen, das reicht nicht. Wer ganz offensichtlich mit Etikettenschwindel arbeitet, der muss sich nicht wundern, wenn er kein Vertrauen bei Wählern findet.

„Ein Wechsel an der Spitze sei aber auch nicht die Lösung, zumal ein logischer Nachfolger fehle.“

Haha, noch eine Madame Alternativlos, davon haben wir ja noch nicht genug. Sagt doch aber einiges aus über die Grünen, die doch angeblich ein großes tolles Team hochgebildeter Supertypen sind, dass sie nicht einmal einen einzigen Alternativkandidaten zu der inzwischen intern nicht mehr unbegrenzt beliebten Führerin haben. Und die lästern über „dünne Personaldecken“ bei den Blauen? Ist das nicht witzig, anderen nachzukläffen, sie würden ja nicht mal einen Nachfolger für ihren Parteichef finden, sollte der morgen abtreten, und dann muss deren eigene Chefin am Sessel kleben, weil es in der ganzen Partei sonst niemanden zu geben scheint, der in der Lage ist, deren Amt zu übernehmen.
Ich lach mir einen Ast, setz mich drauf und lass die Füße baumeln.

„Abgesehen von finanzieller Förderung verloren die Junggrünen ad hoc den Zugang zu Räumen der Partei – doch da half die Konkurrenz aus. Die Junos, Nachwuchstruppe der Neos, boten für ein Treffen am Sonntag ein Refugium, die sozialistische Jugend borgt ein Büro.“

Schmieden sich da die Allianzen der Zukunft? Rot-Grün-Pink? Zumindest sieht man da ganz deutlich, wer da zusammensteckt. Wer sich das radikal ultralinke Programm der JG anschaut und sich mit denen dann in’s Bett legt, der entblößt ein interessantes Weltbild.

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