Donnerstag, 7. Juli 2022

Fußnoten zum Donnerstag

von Fragolin

 

Unvaccinated lives matter.

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Endlich ist es soweit: Ich bin ein Vollimmunisierter!

Und das ganz ohne Spritze! Wie das geht? Na ganz einfach: Ich fühle mich so. Es ist meine neue selbstgewählte Identität.

Und ich möchte künftig nur noch als Vollimmunisierter behandelt werden und alle Rechte eines Vollimmunisierten genießen, denn alles andere wäre eine schwere Diskriminierung meiner Person und würde mich traumatisieren.

Wie ich darauf komme, ohne jede Spritze ein Vollimmunisierter zu sein? Gegenfrage: Wie kommt jemand ohne Penis auf die Idee, ein Mann zu sein? Oder jemand ohne Vagina, eine Frau? Wie kommen Menschen darauf, sich als etwas zu fühlen, was sie nach eindeutiger Faktenlage nicht sind, und bekommen trotzdem das Recht, dass der Rest der Welt genau diese Identität anerkennen muss? Unter Strafandrohung für jene, die sich dem verweigern und einen offensichtlichen Mann nicht als Frau anreden, wenn er sich doch so fühlt?

Wenn ich behaupte, ich wäre ein Helikopter, dann muss der Rest der Welt das gefälligst akzeptieren, auch wenn ich nicht aussehe wie Karlsson vom Dach. Also muss die Welt auch anerkennen, dass meine neue selbstgewählte Identität „Vollimmunisierter“ ist.

Und jeder, der mich, nur weil ich mir keine Spritze geben lasse, als „Ungeimpften“ verhetzt, muss damit rechnen, von mir auf ein horrendes Schmerzensgeld verklagt zu werden, und sollte der Staat mich als Vollimmunisierten in einen „Lockdown für Ungeimpfte“ zwingen oder anderweitig bestrafen, nur weil er dreist meine selbstgewählte Identität verleugnet und ignoriert, gehe ich bis zum Europäischen Menschenrechtsgerichtshof.

Ich lasse mir mein verfassungsmäßig und gesetzlich zugestandenes Recht auf freie Wahl meiner Identität nicht nehmen!

Und nächstes Jahr habe ich ja die Möglichkeit, meine Identität neu zu kalibrieren. Aber bis dahin bin und bleibe ich ein Vollimmunisierter.

Endlich habe ich die Vorteile des postfaktischen Zeitalters verstanden.


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